Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
Vom Netzwerk:
doch das gelang ihm nicht. Jana mochte zwar Bedrichs wundervolle Speisen, aber sie hatte keine Lust, sie selbst zuzubereiten.
    Ganz anders Ludwig. Immer öfter gesellte der Schauspieler sich zu Bedrich und half ihm beim Kochen. Neugierig sah er ihm über die Schulter, merkte sich die Rezepte und wie Bedrich mit bestimmten Kräutern umging. Er versuchte sich auch selbst am Würzen und schnitt bereitwillig Gemüse und Fleisch. Während Bedrich mit Ludwig kochte, warf er Jana sehnsuchtsvolle Blicke zu, bemühte sich aber, sie nicht zu bedrängen, aus Angst, sie noch mehr zu verärgern. Seine unerwiderten Gefühle schluckte er mit einer doppelten Portion Linsensuppe hinunter.
    Unterdessen litt der arme Kasper schreckliche Schmerzen. Trotz der Opiumkugeln jammerte er und wälzte sich hin und her. Dank der wundervollen Schiene konnte er an der Operationswunde wenig Schaden anrichten. Dennoch jammerte er so laut, dass alle es Tag und Nacht hören konnten. Um schlafen zu können, steckte Jana sich Wolle in die Ohren. Gegen alle Erwartungen entzündete sich Kaspers Wunde, die Jana weiterhin mit frischer Beinwellpaste versorgte, nicht, und er hatte nur etwas erhöhte Temperatur, aber kein hohes Fieber.
    Nach fünf Tagen meinte Antonio: »Wir können nicht länger warten. Wenn wir rechtzeitig in Freiburg ankommen wollen, müssen wir aufbrechen.« Es stellte sich heraus, dass in Freiburg nicht nur die beiden letzten Mitglieder der Truppe warteten, sondern auch ein Kaufmann, der die Schauspieler zur Hochzeit seiner Tochter gebeten hatte.
    »Wir müssen Kasper in Rosas Wagen transportieren. Die Kostüme, die sich dort befinden, können wir in den Proviantwagen packen.«
    Mittlerweile war dieser Wagen so voll, dass die Kostüme tatsächlich zwischen Pfannen, Töpfe und Samtvorhänge hineingestopft werden mussten. Für Jana wurde es nachts noch enger, aber das störte sie nicht. Die Kostüme rochen nach Theaterschminke und nach Lavendel, der die Motten abhalten sollte. Jana mochte die Duftmischung, die nun gegen Speck und Knoblauch ankämpfte.
    Deutlich langsamer als zuvor fuhr die Truppe schließlich weiter. Immer wieder legten sie Pausen ein, damit Kasper sich etwas erholen konnte. Doktor Pfeiffer gelang es nur bedingt, seine Ungeduld angesichts ihres schleppenden Tempos zu verbergen. Aber jede Erschütterung bedeutete für Kasper zusätzliche Schmerzen, je schneller der Wagen rumpelte, umso lauter jammerte der Arme, wenn er heftig hin und her geschüttelt wurde.
    Nach weiteren zwei Tagen entfernte Pfeiffer nach dem Abendessen die Nähte aus Kaspers Wunde. Er war sehr zufrieden mit dem, was er sah, und konnte selbst kaum glauben, wie gut die schwere Verletzung verheilte.
    »Ihr seid ein Magier«, sagte Rosa dankbar.
    »Mit Magie hat das gar nichts zu tun«, erwiderte Pfeiffer trocken. Er warf Jana einen Blick zu, den sie jedoch nicht deuten konnte. Vielleicht wollte er sich für ihre Hilfe bedanken, vielleicht Lob von ihr hören. Sie wusste es nicht. Aber es lag eine Freundlichkeit in seinen blauen Augen, die neu war und sie verunsicherte. Mit seinem Geständnis bezüglich der Pergamentbögen hatte die unsichtbare Mauer, die er um sich herum gebaut hatte, zwar einen kleinen Riss bekommen, aber deshalb bröckelte sie noch lange nicht.
    Kasper schien zu begreifen, wie sehr alle um ihn bemüht waren. Er hatte keine Worte dafür, aber sobald seine Schmerzen ein bisschen nachließen, begann er wieder zu lachen und zu singen. Wenn Jana nach ihm sah, ergriff er ihre Hand, führte sie zu seiner Wange und hielt sie zärtlich dagegen. Es war seine Art, Dankbarkeit auszudrücken.
    Der Weg, den die Truppe nun einschlug, führte in die Berge. Die Gegend wurde felsiger und schroffer, die Luft klarer, aber auch kälter. Nachts wickelte sich Jana in die dicke Decke, die sie sich vorsorglich in München besorgt hatte. Wenn sie morgens aus dem Wagen stieg, lagen dicke Nebelschwaden über den Wiesen, und eiskalter Tau zierte die Grashalme. Fiel später die Sonne auf das sommerliche Grün, dann glitzerten und funkelten die Tropfen wie Tausende Eiskristalle.
    Jana konnte sich an diesem Anblick nicht sattsehen. Am liebsten hätte sie die Bilder irgendwie festgehalten, aber leider verfügte sie nicht über zeichnerisches Talent. Daher nahm sie die Eindrücke mit allen Sinnen auf und hoffte darauf, dass ihr Gedächtnis sie auch weiterhin nicht im Stich ließ.
    In jeder Pause sammelte sie Pflanzen und Kräuter. Ludwig beriet sie dabei und zeigte ihr

Weitere Kostenlose Bücher