Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
»Sie müssen sich ankleiden, Mylady«, drängte sie sanft. »Sollte er kommen - und ich wage zu vermuten, dass er das nicht tun wird, dann würden Sie nicht wollen, dass er Sie so sieht.«
Madeleine nickte und begann, sich zu waschen und anzuziehen. Nach einer Weile hörte sie Geoff und Mr. Frost die Treppe zum behelfsmäßigen Schulzimmer in der Mansarde hinaufpoltern. Nach Frühstück stand ihr nicht der Sinn, deshalb schickte sie Clara nur nach Kaffee und ging zurück in das Wohnzimmer, um in den Unterlagen ihres Vaters ihre bis jetzt so erfolglose Suche fortzusetzen.
Im Licht der Morgensonne sah Madeleine sich in dem Zimmer um. Es sah nicht vielversprechend aus. Dennoch setzte sie sich und gab sich zumindest den Anschein, zu suchen, während sie auf das Ticken der Uhr lauschte.
Es war viertel vor zehn, als sie lauten Hufschlag die Straße herunterkommen hörte. Von vielen Pferden, nicht von einer nur vorüberfahrenden leichten Kutsche. Das Herz klopfte Madeleine bis zum Hals, als sie aufstand und zum Fenster hinausspähte. Sie wusste, was sie draußen sehen würde. Merrick MacLachlan stieg aus einer glänzenden roten Stadtkutsche, einem Gefährt, größer und eleganter als alles, was sie bisher gesehen hatte. Er hob seinen Spazierstock mit dem Goldknauf und klopfte laut an die Tür des Hauses.
Sie ging, ihm zu öffnen.
Er verschwendete keine Worte. »Bist du fertig? Du siehst nicht so aus.«
»Ich kann nicht glauben, dass du es ernst meinst«, sagte sie. »Du ... du warst betrunken, Merrick. Vielleicht haben wir beide Dinge gesagt, die wir nicht so gemeint haben. Aber das Geoff anzutun - oh, bitte nicht.«
Er schob sie zur Seite und trat ein. »Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, Madeleine«, sagte er und legte seinen eleganten Zylinder zur Seite, »und mir ist das verdammt egal. Ich denke dabei an Geoff.«
Sie folgte ihm ins Wohnzimmer. »Wie?«, wisperte sie. »Wie sollte ihm das helfen? Der Junge hält Bessett für seinen Vater. Er denkt, dass Alvin sein Bruder ist. Und jetzt, zu allem, was ihn bekümmert, hast du vor, ihm zu sagen, dass sein ganzes Leben eine Lüge ist? Bitte, Merrick, sag mir, wie ihm das helfen soll! Und falls es ihm helfen wird, dann ja, dann werde ich gehen und das bereitwillig.«
Er streifte seine Handschuhe ab und legte sie zur Seite. »Der Junge gehört mir, Madeleine.« Es lag kein Mitgefühl in seiner Stimme. »Er hat ein Recht, das zu erfahren. Er hat ein Recht, sein wahres Erbe zu kennen.«
»Ich denke, hier geht es mehr darum, was du willst«, sagte sie. »Und es geht darum, mich zu bestrafen.«
Er schlug den zweiten Handschuh glatt. »Verdammt, Maddie, was glaubst du denn, wie der Junge sich jetzt fühlt?«, fragte er herausfordernd. »Wie? Er kommt sich vor wie eine Art Ungeheuer - so fühlt er sich. Wie eine bizarre Laune der Natur, nicht wie ein normales Kind.«
Eine Missgeburt. Madeleine zuckte innerlich zusammen. Bei mehr als einer Gelegenheit hatte Geoff dieses Wort benutzt, um sich selbst zu beschreiben. »Und was wird sich in Schottland ändern, Merrick?«, wisperte sie. »Was? Sag mir das.«
Er hatte seine Handschuhe wieder aufgenommen und betrachtete eingehend deren Nähte. »In Schottland wird er nicht allein sein«, erwiderte Merrick schließlich. »Er wird sich nicht wie ein Ungeheuer fühlen. Er wird sich einfügen und sich zu Hause fühlen - zumindest ein wenig. Und für einen Jungen seines Alters ist das das Wichtigste auf der Welt. Warum, Maddie, glaubst du wohl, bin ich so sicher, dass der Junge von mir ist?«
»Ich ...« Sie verstummte und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
»Es ist ein Fluch in meiner Familie«, sagte er ruhig. »Oder ein Segen, das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab. Meine Großmutter. Ein Großonkel. Eine Cousine zweiten Grades. Und ein Dutzend mehr, sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits, die inzwischen allerdings tot auf dem Friedhof liegen.«
»Das ist doch ... ein Scherz, nicht wahr?«
»Du glaubst mir nicht?« Seine Stimme klang tonlos.
»Nein, und ich kann nicht glauben, dass du es tust.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe eigentlich nie richtig darüber nachgedacht«, gestand er. »Gott weiß, dass es keine Fähigkeit ist, über die ich verfüge. Aber in Teilen Schottlands betrachtet man das als ... nun, vielleicht nicht als normal, das wohl nicht. Aber es wird im Allgemeinen von mehr als nur einigen akzeptiert - was mehr ist, als worauf man hoffen kann.«
»Ich wüsste nicht, wie ihm
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