Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
Schreibtisches geöffnet und einen Bogen Briefpapier herausgenommen. »Miss Bromleys Dienste werden heute nicht verlangt, Phipps«, brachte er fertig zu sagen. »Ich werde nach ihr schicken, wenn sie gebraucht wird. Und jetzt begleiten Sie sie bitte hinaus.«
Madeleine wahrte ihre Fassung, bis sie in ihrer Kutsche saß, erst dann brach sie in Tränen aus. Oh, sie war so wütend! So wütend und so verletzt. So gedemütigt von ihren verdammenswerten Gefühlen. Sie brauchte keinen weiteren Schmerz; nein, nicht an diesem Punkt in ihrem Leben. Sie hatte geglaubt, sich endlich an der Schwelle zur Zufriedenheit zu befinden, wenn nicht sogar zum Glücklichsein. Sie war ganz und gar nicht bereit, über Merricks wilde Behauptungen nachzudenken - Behauptungen, die so unfassbar waren, dass sie kaum zu tolerieren waren, ganz zu schweigen davon, sie zu begreifen.
Gerade jetzt musste sie erst einmal mit dem Schock fertigwerden, ihn nach dreizehn Jahren wiedergesehen zu haben. Ihr zufälliges Zusammentreffen in der vergangenen Woche zählte eigentlich nicht, dazu war ihr dieser Moment viel zu unwirklich vorgekommen. Und dann diese Frau, die vor seinem Büro gewartet hatte! Du lieber Gott! Ihr Blick hatte Madeleine ein Frösteln den Rücken hinuntergesandt. So abschätzend. Ohne jegliches Gefühl. Und der Grund ihres Kommens war eindeutig gewesen.
Die Kutsche fuhr an; das Pferdegeschirr klirrte laut. Nur für einen Augenblick gestattete Madeleine sich den Luxus, sich ganz ihrem Kummer zu überlassen. Sie barg das Gesicht in ihrem Taschentuch, und ihre Schultern begannen zu beben. Das Schluchzen schüttelte sie. Es waren die großen, bebenden Schluchzer ihrer Kindheit. Seit mehr als einem Dutzend Jahren hatte sie nicht mehr so geweint. Nicht mehr, seit sie ihn verloren hatte - oder genauer gesagt, seit sie den Mann verloren hatte, den sie geliebt hatte.
Am Morgen nach ihrer Hochzeit war Dad nach Gretna Green gekommen, um ihr zu sagen, dass Merrick nicht der Mann war, für den sie ihn hielt. Und er hatte ihr den Beweis dafür gezeigt. Jetzt war sie nicht sicher, wo die Fassade endete, und wo der wahre Merrick begann. Er war ein Fremder für sie. Und doch schien er ganz derselbe wie früher zu sein: ein großer, unerbittlicher Fels in der Brandung. Ein Mann, der um seine Fähigkeiten wusste. Seinen Willen. Sein Selbstvertrauen. Darum hatte sie sich in ihn verliebt, denn mit siebzehn hatte sie selbst nur sehr wenig von dieser Eigenschaft besessen.
Damals hatte sie sich selbst noch nicht zugetraut, in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Sie hatte ihren Vater angefleht, noch ein weiteres Jahr in Sheffield bleiben zu dürfen. Auch Tante Emma hatte ihn dazu gedrängt; dass Madeleine nicht einen Tag ihres Lebens woanders gewesen sei, hatte sie gewarnt. Denn Madeleine hatte keine Mutter an ihrer Seite, die sie mit den Gepflogenheiten der Haute volée vertraut gemacht und in dieselbe hätte einführen können. Und sie war erst wenige Tage zuvor siebzehn geworden. Aber Dad hatte nichts davon hören wollen. Er hatte Madeleine den Kopf getätschelt, als wäre sie einer seiner Spaniels, und hatte ihr gesagt, dass er vollkommen darauf vertraute, dass sie ihn stolz machen würde.
Aber sein Zutrauen war fehl am Platze gewesen. Nach weniger als der Hälfte ihrer ersten Saison in London hatte sich Lady Madeleine Howard Hals über Kopf in einen Niemand verliebt. Sie war erst seit sechs Wochen aus dem Schulzimmer heraus, als sie ihn das erste Mal sah. Tante Emma hatte sie zu einem Ball beim Duke und der Duchess of Forne mitgenommen. Und wenn es vielleicht auch nicht Liebe auf den ersten Blick gewesen war, was sie empfunden hatte, als sie Merrick MacLachlan das erste Mal gesehen hatte, so war es auf jeden Fall größte Faszination gewesen. Der Duke, der ein Faible für den klassizistischen Baustil hegte, hatte Merrick vor Kurzem engagiert, weil dieser ihm ein neues Landhaus entwerfen sollte, nachdem er zuvor zwei Dutzend älterer, prominenterer Architekten in der Wahl gehabt hatte.
Merricks Name war seitdem in aller Munde gewesen - und die Duchess hatte ihn auf ihre Gästeliste gesetzt. Merrick hatte etwas abseits gestanden, hatte über den Rand seines Champagnerglases hinweg emotionslos die Menschen um sich herum betrachtet und dabei höchst gelangweilt und vollkommen unbeeindruckt ausgesehen - und atemberaubend attraktiv. Er war mit seinem Bruder, Sir Alasdair, und einigen von dessen Freunden zu dem Ball gekommen, die allesamt für ihr
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