Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
Faust geballt auf ihrem Schoß, während sie ihm mit der anderen unablässig über das Haar strich. Ihr Herz zog sich vor Kummer zusammen.
»Mummy«, flüsterte er schließlich. »Glaubst du, dass schlimme Dinge aus einem bestimmten Grund geschehen?«
»Nun, das kann ich nicht sagen«, antwortete sie. »Diese Frage ist sehr umfassend. Welche Art schlimmer Dinge?«
»Ich weiß es nicht.« Einen Moment schniefte er still vor sich hin. »Aber glaubst du ... glaubst du, dass wir schlimme Dinge geschehen lassen können? Oder ... oder lässt Gott sie geschehen?«
»Ich denke, wir können schlimme Dinge geschehen lassen, mein Liebling, wenn wir schlechte Entscheidungen treffen«, entgegnete Madeleine. Irgendwie wusste sie, dass es nicht ganz das Richtige war, dies zu sagen. Sie wünschte verzweifelt, sie wüsste, wie sie ihm helfen könnte.
Geoffrey drehte sich ein wenig zur Seite und starrte hoch zur Zimmerdecke. »Wenn wir etwas Schlechtes denken, unabsichtlich ... und wenn dann jemand ... jemand verletzt wird deswegen, ist es dann unsere Schuld, Mummy? Kommen wir dafür in die Hölle?«
»Geoffrey, schlechte Gedanken bewirken nicht, dass sich jemand verletzt.«
Er war für einen langen Moment sehr still, sein Blick wurde fern und ziellos. »Aber du weißt es nicht, Mummy«, sagte er schließlich. »Nicht wirklich. Keiner von uns weiß genau, welche Dinge auf dieser Welt möglich sind. Nicht wahr?«
Madeleine nahm seine Hand und drückte sie fest. »Geoff, ich weiß es«, sagte sie resolut. »Deine Gedanken bewirken nicht, dass etwas Schlimmes passiert. Das ist nur ...« Ihr hatte das Wort dumm auf der Zunge gelegen, aber sie wusste, dass ihn das aufregen würde. »Das ist allein Gottes Sache«, sprach sie weiter. »Nicht unsere. Er trifft die Entscheidungen, entsprechend seinem Plan, den er für uns hat.«
»Das sagt Mr. Frost auch«, entgegnete Geoff.
Madeleine legte den Handrücken an seine fieberheiße Wange. »Dein Lehrer ist ein Mann mit Verstand und ein Mann der Wissenschaft«, sagte sie. »Du solltest auf ihn hören, Geoff, und mit ihm reden, wenn du es mit mir nicht kannst.«
Geoff sah sie bedauernd an. »Das ist es nicht, Mummy«, erwiderte er. »Es ist nur, dass ... Nun, du bist meine Mutter. Du musst mich lieb haben, nicht wahr?«
Madeleine fragte sich, ob das so war. Hatten ihre Eltern sie geliebt? Sie hatte ihre Mutter nicht gekannt, denn sie war noch vor Madeleines zweitem Geburtstag gestorben. Und ihr Vater - nun, er war ein vielbeschäftigter und einflussreicher Mann gewesen. Wegen seiner politischen Ambitionen war er oft nicht zu Hause gewesen. Ihn zu Weihnachten einen Monat lang zu sehen und wie ein Hund den Kopf von ihm getätschelt zu bekommen war alles, worauf Madeleine hatte hoffen können. Bis zu Geoffreys Geburt hatte sie geglaubt, dass das ausreichend war. Aber dann hatte sie gelernt, was für ein äußerst verzehrendes Gefühl die Liebe zu einem Kind wirklich war.
Sanft beugte sie sich über ihren Sohn und legte die Wange an seine. »Geoffrey, ich weiß nicht, ob ich dich lieben muss«, sagte sie schließlich. »Ich weiß nur, dass ich es tue, und das mit jeder Faser meines Seins. Und ich weiß, dass das immer so sein wird.«
Bei diesen Worten schien er aufzuatmen und sich zu entspannen. »Ich bin froh, Mummy«, sagte er schließlich. »Und ich bin froh, dass du meine Mutter bist und niemand anderer.«
Sie lachte auf, ein wenig nervös. »Was denkst du dir nur, Geoff«, erwiderte sie. »Ich bin doch die einzige Frau, die deine Mutter sein kann, nicht wahr?«
In ihrer Umarmung spürte sie, dass er mit den Schultern zuckte. Dann lag er eine Weile stumm und still da. »Mummy?«, sagte er schließlich.
»Ja, Geoff?«
»Meinst du, Mrs. Drexel hat vielleicht noch etwas von dem Zitronenkuchen von gestern Abend übrig?«
»Das könnte durchaus sein«, sagte Madeleine.
Und sie wusste, dass diese schreckliche dunkle Stimmung vorüber war, und dass Geoff jetzt nichts mehr sagen würde, sosehr sie ihn auch anflehen oder zu überreden versuchen würde. Sie richtete sich auf und strich sich mit der Hand rasch über die Augen, bevor sie ihm erlaubte, nach unten in die Küche zu laufen.
Kapitel 7
Gebrannte Kinder scheuen das Feuer.
E s war dunkel. So dunkel und kalt, dass der Wind wie ein Messer in die Täler schnitt. Aber hier war es. Er spürte es, auch wenn er vor sich nichts erkennen konnte als den gedämpften Schein einer Laterne. Er stemmte sich gegen den Wind und setzte seinen Weg
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