Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
Draufgängertum berüchtigt waren. Aber dennoch wäre es niemandem eingefallen, Merrick für einen Lebemann zu halten, geschweige denn für einen Mann, der seine Zeit verschwendete - etwas, das die meisten anderen anwesenden jungen Männer zu tun schienen. Nein, Merrick hatte abseits von allen anderen gestanden, und alle anderen hatten das bemerkt.
Er und Madeleine hatten lange Blicke getauscht - einige davon -, aber kein Wort miteinander gesprochen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sein Interesse für sie zu verbergen, und Madeleine hatte sich geschmeichelt gefühlt. Noch Tage nach dem Ball hatte sie an nichts anderes denken können als an den hochgewachsenen, dunkelhaarigen jungen Mann mit dem schwarzen Haar und den eindringlichen eisblauen Augen. Augen von der Farbe eines Gletschers, fand sie, obwohl sie noch nie einen gesehen hatte. Genau genommen hatte sie fast gar nichts von der Welt jenseits des Besitzes ihres Vaters gesehen.
Nach diesem Abend begegnete man Merrick bei vielen gesellschaftlichen Anlässen, auch wenn er sich dabei nie zu amüsieren schien. Aber der Titel seines Bruders, zusammen mit dem Wohlwollens des Dukes, verschaffte ihm überall Einlass und machte ihn bis zu einem gewissem Maße akzeptabel. Tante Emma und Dad blieben davon unbeeindruckt. Sir Alasdairs Reichtum, wenn auch immens, war kein altes Geld, warnten sie. Es rührte vielmehr aus Gewinnen am Spieltisch her, und durchaus auch aus einigen anderen schlechten Quellen. Und Merrick MacLachlan, der jüngere Bruder, war selbstredend noch indiskutabler. Denn er arbeitete für seinen Lebensunterhalt, das hatte Tante Emma hervorgehoben.
Madeleine hatte sich davon nicht beirren lassen. Binnen Tagen hatte es begonnen, dass sie Merrick bei jeder sich bietenden Gelegenheit sah, und rückschauend war sie sich nicht sicher, woher sie den Mut dazu genommen hatte. Und die ganze Zeit über hatte Dad die Werbung Lord Henry Winters um sie unterstützt, eines netten, pickelgesichtigen Jungen, der ihr beim Tanzen immer auf die Füße trat.
Am Ende der Saison war ihr Vater um kein Stück von seiner vehementen Missbilligung abgegangen, und Merrick hatte sie davon überzeugt, dass ihnen nur noch eine Möglichkeit blieb. Und dann, irgendwie, hatten die Ereignisse sie einfach überrollt. Sie hatte Merrick geliebt, hatte ihn einfach nur geliebt, aus tiefstem Herzen. Von Anfang an hatte seine Berührung ihren Körper und ihre Seele zum Leben erweckt. Es war eine Berührung, nach der sie sich gesehnt hatte. Und zu ihres nicht enden wollenden Kummers hatte diese Sehnsucht nach ihm niemals mehr aufgehört.
Nachdem ihr Vater nach Schottland gekommen war, um sie zurückzuholen und Merrick das Geld zu geben, auf das er so erpicht gewesen war, hatte man Madeleine zu ihrer Familie nach Sheffield gebracht, damit sie dort ihre Wunden lecken und ihre Tränen trocknen konnte. Dann, genau wie er es immer machte, war Dad sofort nach London zurückgefahren - dieses Mal in der Absicht, herauszufinden, welchen Schaden ihr Ruf genommen hatte.
Offensichtlich keinen großen. Vielleicht war Merrick in London von solcher Bedeutungslosigkeit, dass niemandem dort aufgefallen zu sein schien, dass er fort war. Madeleine hatte in Sheffield gewartet und gegen alle Hoffnung gehofft, dass Merrick kommen und sie holen würde. Aber die Wochen waren verstrichen, ohne dass auch nur ein Brief von ihm gekommen war. Tante Emma hatte natürlich sofort Gegenmaßnahmen ergriffen, um jegliches Gerede schon im Keim zu ersticken. Lady Madeleine habe Mumps. Sie habe sich aufs Land zurückgezogen, weil sie Ruhe brauche. Sie würde aber im nächsten Jahr wieder nach London kommen, um die Saison mitzumachen.
Aber dann war es Madeleine doch nicht möglich gewesen, zurückzukehren. Stattdessen hatte ihr Vater sie mit Lord Bessett verheiratet, einem vielbeachteten Altertumsforscher, der zudem ein Cousin ihrer verstorbenen Mutter war. Bessett, der gerade dabei gewesen war, seine Koffer zu packen, um mit seinem achtzehnjährigen Sohn zu einer längeren Expedition auf den Kontinent aufzubrechen, hatte einer Ehe bereitwillig zugestimmt. Eine Ehefrau zu haben konnte eine recht angenehme Sache sein, auch wenn er immer viel zu beschäftigt war, um nach einer zu suchen. Für Madeleine waren aus dieser längeren Expedition acht endlos scheinende Jahre des sich Plagens in Italien und Kampanien geworden, in denen sie sich gezwungen hatte, einem Mann, der doppelt so alt wie sie war, eine pflichtbewusste
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