Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
ansah. »Bleibt es dabei, dass Sie und Mr. Geoffrey den Tee mit Lady Treyhern einnehmen werden?«, fragte sie schließlich.
»Ja, und danach werden wir in den Hyde Park gehen«, sagte Madeleine.
»Welches Kleid wollen Sie tragen, Ma'am?«
»Das dunkelblaue Seidenkleid, denke ich«, erwiderte Madeleine und stand vom Schreibtisch auf.
Sie ging zu ihrem zierlichen Frisiertisch und begann, sich das Haar zu bürsten. Normalerweise wäre Eliza sofort herbeigekommen, ihr zu helfen, aber an diesem Morgen tat sie es seltsamerweise nicht. Stattdessen rückte sie Madeleines Schuhe zurecht, die auf dem Schrankboden standen. Madeleine tat es mit einem Schulterzucken ab und fuhr fort, ihr Haar zu entwirren. Doch unwillkürlich fragte sie sich, was in Eliza gefahren sein mochte, die mit ihren Gedanken so offensichtlich ganz woanders war.
Fünf Uhr nachmittags, so erklärte Lady Treyhern, sei die geeignetste Zeit, in den Hyde Park zu gehen - um zu sehen und gesehen zu werden. Zu dieser weihevollen, überaus bedeutenden Stunde würde jeder, der in der Gesellschaft Rang und Namen hatte, in seinem hochsitzigen Phaeton spazieren fahren oder, mit dem feinsten Sonnenschirm, müßig umherschlendern, während man überaus und schrecklich gelangweilt dreinschaute.
»Aber Geoff und ich kennen niemanden in London«, erklärte Madeleine, während sie die Oxford Street hinuntergingen. »Vielleicht werden Sie sich wirklich langweilen?«
Lady Treyhern lachte ihr helles, klingendes Lachen und hakte sich bei Madeleine ein. »Sie müssen daran denken, mich Helene zu nennen, meine Liebe«, sagte sie. »Und wir gehen nicht dorthin, um gesehen zu werden, sondern um in aller Ruhe den jungen Geoffrey zu beobachten und um eine angenehme Unterhaltung zu haben.«
Geoff ging einige Schritte vor ihnen. Seine Begleiterin, Lady Ariane Rutledge, ließ ihre Hand leicht auf seinem Arm ruhen. Lady Ariane war ein schlankes, fast elfenhaftes Geschöpf, und wenn man die beiden so sah, konnte man sie fast für ein Paar halten - bis Geoff sich umwandte, und die jungenhafte Unschuld seiner Gesichtszüge seine Größe Lügen strafte. Nichtsdestotrotz hatten die beiden eine Art Freundschaft geschlossen. Sie spielten zusammen Schach und Karten und tauschten manchmal Bücher aus. Lady Ariane langweile sich in London zu Tode, erklärte Helene, und ihre drei Halbgeschwister waren noch sehr klein. Ein Freund in Geoffs Alter war daher eine willkommene Abwechslung.
»Sie hat uns angefleht, dieses Jahr in die Gesellschaft eingeführt zu werden«, vertraute Helene Madeleine an. »Sie wird demnächst siebzehn. Aber mein Mann will nichts davon hören. Nicht in diesem Jahr, sagt er, und sehr wahrscheinlich auch nicht im kommenden. Ariane hält ihn für äußerst streng.«
»Nein, Ihr Gatte ist sehr klug«, sagte Madeleine leidenschaftlich. »Sie dürfen nicht zulassen, dass sie ihn überredet, seine Meinung zu ändern.«
Helene sah sie von der Seite an. »Meinen Sie?«
»Siebzehn ist viel zu jung«, entgegnete Madeleine. »Es ist besser, wenn sie noch zwei Jahre den Schutz ihrer Familie genießt. Sie wird Zeit haben, erwachsen zu werden und zu lernen, wie es in der Welt zugeht. Sie wird dann viel weniger dazu neigen, etwas ... nun, etwas Dummes zu tun.«
Madeleine hatte nicht beabsichtigt, mit solchem Nachdruck zu sprechen, aber Helene sah sie sehr eindringlich an. »Das hört sich an, als sprächen Sie aus Erfahrung«, sagte ihre neue Freundin. »Aber nein! Sagen Sie es nicht! Auch ich war mit siebzehn erschreckend dumm.«
»Nicht so dumm wie ich«, entgegnete Madeleine ruhig.
Wieder lachte Helene, aber das Lachen klang jetzt bittersüß. »Ach, meine Liebe, ich würde eher sterben, als Ihnen zu erzählen, was ich getan habe«, murmelte sie. »Es soll genügen zu sagen, dass ich mich verliebt habe, unpassend natürlich.«
»So wie ich auch«, gestand Madeleine ein.
Helene zuckte lässig die Schultern. »Nun, ich habe letztlich großes Glück gehabt«, sagte sie. »Für mich hat sich alles zum Guten gewendet. Was ist mit Ihnen, meine Liebe? Sind die Dinge ... in Ordnung gekommen?«
Madeleine errötete und schüttelte den Kopf. »Sie sind es nicht«, bekannte sie. »Genau genommen hätte es gar nicht schlimmer enden können. Deshalb denke ich, dass ich mir manchmal ... nun, dass ich mir manchmal die Schuld an Geoffreys Einbildungen und seiner Melancholie gebe.«
»Warum sollten Sie das tun?«
Madeleine wandte den Blick ab. »Die Monate meiner Schwangerschaft waren
Weitere Kostenlose Bücher