Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
ihn nicht so sehr gebeten, sich ihnen anzuschließen, hätte Merrick heute Abend in seiner eigenen Kutsche gesessen. Eine Kutsche, die Chutley ein Dutzend Mal oder öfter gesehen hatte. Ganz offensichtlich hatte ihm der arme Kerl an der Straße nach Walham aufgelauert.
»Chutley hat mich aus demselben Grund nicht getötet, aus dem er auch seine Ziegelei nicht hat halten oder seine Rechnungen bezahlen können, Madeleine«, sagte Merrick kühl. »Weil er ein unfähiger Trunkenbold war.«
Ihre Miene verfinsterte sich. »Du empfindest nicht die leiseste Spur von Reue, nicht wahr? Und Chutley war nicht der Erste, wenn das stimmt, was man sich über dein Geschäftsgebaren erzählt. Du bist herzlos, Merrick. Und das führt zu solch schrecklichen Dingen wie heute Abend.«
»Aye, gesprochen wie eine, die weiß, was Herzlossein bedeutet, meine Liebe.« Merrick stürzte den letzten Schluck Brandy herunter und stellte das Glas mit einem vernehmlichen Knall auf den Tisch. »Du liebst niemanden außer dich selbst - und den Jungen, nehme ich an. Gott weiß, dass du mich nie geliebt hast. Jedenfalls nicht genug, um vor aller Welt dazu zu stehen.«
»Oh, dann ist dies alles also meine Schuld!« Sie sprang wütend auf. »Du hast dich all diese Jahre in deinem Zorn und deiner Bitterkeit gesuhlt - und es ist meine Schuld?«
»Sei still, Madeleine!«, rief er. »Sei einfach still, um Gottes willen! Ja, es tut mir leid, dass der Mann tot ist. Ja, ich würde manches anders machen, wenn ich es könnte. Und ja, ich bin herzlos. Weil mir jemand vor Jahren das Herz aus dem Leib gerissen hat. Aber ich übernehme die volle Verantwortung für meine Fehler, Madam, und ich wünschte bei Gott, du würdest das auch tun.«
»Lieber Gott!« Madeleine setzte sich abrupt hin und schlug die Hände vors Gesicht. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht sind wir noch verheiratet. Der Himmel weiß, dass wir uns so anhören.«
Merrick starrte sie ungläubig an. »Ist es das, was eine Ehe für dich bedeutet, Madeleine? Ein immerwährender Streit? Ein unaufhörlicher Versuch, den anderen zu verletzen? Wie war dieser Lord Bessett eigentlich? Ich würde wirklich gern wissen, worin seine Anziehungskraft lag.«
Madeleine sah Merrick an und fragte sich, ob sie den Verstand verloren hatte. Sie wollte seine Frage beantworten. Sie wollte es wirklich. Und das wäre Wahnsinn gewesen. Seine Anziehungskraft? Wie konnte er es wagen!
Die Anziehungskraft hatte darin bestanden, dass Bessett der einzige Mann gewesen war, der sie hatte nehmen wollen. Die Anziehungskraft hatte in der Notwendigkeit bestanden, dass ein siebzehnjähriges Mädchen mit einem Kind im Bauch den Namen eines Ehemannes brauchte. Die Anziehungskraft war, dass sie, würde sie vor dem Altar einfach Ja sagen, bald tausend Meilen entfernt sein würde von ihren Erinnerungen, von ihrem Vater und seinem Streichriemen.
Ja, sie wollte Merrick die Wahrheit entgegenschleudern. Doch stattdessen sprang sie auf und ging zur Anrichte. Sie stellte ihr Glas ab, bemerkte schockiert, dass sie die Tränen zurückdrängen musste. Sie fühlte, wie ihre Schande und ihre Fehler von Neuem begannen, sie zu ersticken. Sie bemerkte nicht einmal, dass Merrick neben ihr stand, bis er sie leicht am Ellbogen berührte.
Madeleine wandte sich um und sah ihn an, und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan. Seine Augen waren noch dunkel von zügellosem Gefühl, aber es war kein Zorn. Und es war nicht Mitleid. Genau genommen dachte sie noch darüber nach und fragte sich, warum ihr die Knie zitterten, als er die Hände auf ihre Arme legte, sich zu ihr beugte und sie küsste.
Madeleine wollte ihn wegschieben. Sie wollte es wirklich. Sie stemmte sich fest gegen seine Brust, um es zu tun, aber ihre ungehorsamen Hände hatten anderes vor. Sie gruben sich in die weiche, feine Wolle seines Mantels, während Merricks Mund ihren berührte. Sie spürte Kummer und Einsamkeit, und als sein Arm heruntersank, um ihren Körper fest an seinen zu ziehen, genoss sie es. Seine andere Hand glitt höher und legte sich stark und warm zwischen ihre Schultern, glitt dann höher, grub sich in ihr Haar.
Sie fühlte, wie ihr Seidenkleid sich raschelnd an ihn schmiegte, fühlte den Schlag seines Herzens auf ihrer Wange. Er hielt sie fast verzweifelt an sich gedrückt, und in einer närrischen Erwiderung ließ sie ihren Körper sich gegen die starke, feste Wand seiner Brust schmiegen. Irgendwie fanden ihre Hände den Weg unter seine Jacke und legten sich
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