Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
morgen alle Papiere vorbei und ich werde alles unterzeichnen, wie Sie es wünschen.«
Constable Wade verbeugte sich und ging. Merrick kehrte in den Salon zurück und blieb an der Tür stehen. Madeleine ging im Zimmer hin und her, das Brandyglas noch immer in der Hand. Sie hatte gut die Hälfte vom Brandy getrunken. Wie überaus überraschend. Er hatte von ihr nie gedacht, dass ihr nach Alkohol zumute sein könnte.
Über die Schulter warf sie ihm einen seltsamen Blick zu. »Was für ein versierter Lügner du doch bist, Merrick«, sagte sie kalt. »Man könnte fast meinen, du hättest sehr große Erfahrung darin.«
Er lächelte angespannt. »Du bist ja selbst recht geübt darin, Menschen zu täuschen, meine Liebe«, hielt er dagegen. »Ist dir klar, was du deinem Kutscher sagen sollst?«
»Ich denke, das schaffe ich, ja«, entgegnete sie. Einen langen, schweigsamen Moment lang sah sie ihn über den Rand ihres Glases an. »Du hast dich verändert, Merrick. Oder vielleicht auch nicht. Ich habe dich nie wirklich gekannt, nicht wahr?«
Er betrat das Zimmer. »Nun, ganz gewiss kennst du mich jetzt nicht, Madeleine«, erwiderte er. »Und wag es nicht, weiterhin auf deine Moral zu pochen und dich aufs hohe Ross zu setzen, mein Liebe! Nicht in Anbetracht dessen, was du all diese Jahre getan hast.«
»Fang nicht wieder mit diesem Unsinn an!«, warnte sie ihn. »Ich habe wirklich genug davon, danke.«
»Guter Gott, ich bin nicht hergekommen, um mit dir herumzuzanken, Madeleine«, sagte er. »Offen gesagt wäre es mir verdammt lieber gewesen, du wärst in Athen oder auf Borneo oder in der Schweiz geblieben. Oder wo immer sonst du dich die ganze Zeit über aufgehalten hast.«
Madeleine wandte sich ab, nahm in ihrem Lehnsessel Platz und sackte fast darin zusammen. »Neapel«, erwiderte sie ruhig. »Zuletzt haben wir in Neapel gelebt, mein Mann und ich. Aber seit vier Jahren bin ich wieder in England, Merrick. Ich frage mich, warum du nicht nach Yorkshire gekommen bist, wenn du doch so entschlossen warst, mir das Leben zur Hölle zu machen.«
»Genauso gut, hättest du dir die Mühe machen können, mich ausfindig zu machen, Madeleine«, sagte er mit einem tiefen Unterton. »Hast du nie einen Gedanken an mich verschwendet? Hast du dich nicht einmal gefragt, ob ich überlebt habe?«
Bei diesen Worten lachte sie, aber es klang nicht fröhlich. »Ach Merrick, du bist doch der geborene Überlebenskünstler! Du bist stark. Selbstbewusst. Und arrogant, in der Tat. Und ich war einmal dumm genug, das verführerisch zu finden.«
Merrick lächelte, aber es war ein bitteres Lächeln. Er hatte seine Frage ganz wörtlich gemeint. Er war sehr nahe daran gewesen, die Schläge, die ihm die Handlanger ihres Vaters damals zugefügt hatten, nicht zu überleben. Genau genommen hatte Jessup ihm einen langsamen und schmerzvollen Tod versprochen. Aber nicht, weil Merrick seine geliebte Tochter verführt hatte, ein Grund, den Merrick vielleicht hätte nachvollziehen können. Nein, er hatte ihm das angedroht, weil Merrick es gewagt hatte, seine politischen Ambitionen zu vereiteln.
Merrick hatte fünf Wochen in einem Zimmer des Gasthofes gelegen, bewusstlos. Niemand hatte gewusst, woher er gekommen war, noch, wie man seine Familie hätte ausfindig machen können. Und als er schließlich aufgewacht war, hatte der Schmerz ihn bei Gott wünschen lassen, er hätte das Bewusstsein nicht wiedererlangt.
Aber vielleicht wusste Madeleine nichts davon. In den verzweifelten Briefen, die er ihr geschrieben hatte, hatte er nur gesagt, dass er verletzt war; dass er zu ihr kommen würde, sobald er dazu in der Lage wäre. Oder hatte sie es doch gewusst, aber es war ihr egal gewesen?
Nein. Nein, das nicht. Madeleine mochte verzogen und treulos gewesen sein, aber niemals war sie absichtlich grausam gewesen. Wahrscheinlich hatte sie diesen Brief nie gelesen und keine Ahnung von der wahren Natur ihres Vater gehabt. Nun gut. Es war nicht seine Aufgabe, diese Frau über ihre falschen Fantasien aufzuklären.
Madeleines Stimme brachte ihn zurück in die Gegenwart. »Du hast Glück, Merrick«, sagte sie ruhig. »Glück, dass es diesem bedauernswerten Wahnsinnigen nicht gelungen ist, dich zu töten.«
Bis zu dieser Bemerkung Madeleines hatte ihn seine jüngste Begegnung mit dem Tod nicht sonderlich erschreckt. Und im Nachhinein war sein Denken von Geoffs Verletzung und Chutleys Familie beherrscht gewesen. Aber Madeleine hatte in einem Punkt durchaus recht: Hätte Geoff
Weitere Kostenlose Bücher