Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
was er sagen oder tun würde. Er war halb wie von Sinnen, begann sie zu befürchten, aber faszinierend in seinem Zorn. Die Leidenschaft, die er in seine Arbeit, in seine Entwürfe einbrachte, quoll über in jede Facette seines Lebens, das sie vor langer Zeit kennengelernt hatte. Aber heute Abend war ein schlechter Zeitpunkt für diese Leidenschaft.
Sie erinnerte sich plötzlich an die Frau, die sie an jenem Tag in seinem Büro gesehen hatte. In ihrem Ärger war sie rasch an ihr vorbeigegangen, aber an der Profession der Frau hatte es keinen Zweifel gegeben. »Und was ist mit dir, Merrick?«, fragte sie ruhig. »Du hast wohl kaum das Leben eines Mönchs geführt, oder? Ich habe sie gesehen. Diese - diese Dirne, die vor deinem Büro gewartet hat.«
»Ich habe nicht das Leben eines Mönchs geführt, nein«, gab er zu. »Ich habe Bedürfnisse, Madeleine.«
»Ja«, sagte sie. »Ich erinnere mich.« Ja, sie erinnerte sich. Es war nicht möglich, das zu vergessen.
Sein Griff um ihre Arme wurde fester. »Und falls ich meine Bedürfnisse von Zeit zu Zeit mit Frauen befriedigt habe, die wussten, um was es geht, soll ich dafür verdammt sein?«
Madeleine hielt seinem eisblauen Blick stand. »Es ist nicht an mir, über dich zu urteilen«, sagte sie und meinte es auch so. »Unsere Wege haben uns in verschiedene Richtungen geführt. Wir bedeuten einander nichts mehr. Aber diese Frau ... sie sah ... sie sah gefährlich aus. Verderbt.«
Er wandte den Blick ab. »Vielleicht ist sie beides«, sagte er rau. »Vielleicht hat sie sie überschritten, diese feine Grenze zwischen - ach, ich weiß auch nicht. Ich sollte mit dir nicht über solche Dinge reden, Madeleine.«
»Macht sie ... macht sie Dinge, die dir gefallen?«, flüsterte Madeleine. »Dinge, die dir angenehm sind? Bist du glücklich mit ihr?« Sie berührte leicht sein Gesicht, damit er sie wieder ansah. Sag etwas, flehte sie stumm. Sag irgendetwas, das macht, dass ich dich nicht will.
Er schloss die Augen. Sein Kehlkopf bewegte sich auf und ab. »Ich - ich weiß es nicht«, bekannte er mit ruhiger Stimme. »Es ist keine Frage des Glücklichseins. Ich habe einige Frauen wie sie gekannt. Und ich bin nicht sicher, dass ich weiß, was Freude ist.«
»Ich auch nicht«, flüsterte sie.
Plötzlich und ein wenig traurig erkannte Madeleine, dass sie sich einsamer denn je fühlte, auch wenn Merricks große starke Hände sie noch immer an den Armen festhielten. Sie fühlte sich, als ob sie nirgendwohin gehörte, und zu niemandem. Er war zu einem Mann geworden, den sie nicht mehr kannte. Und dennoch war da noch genug von dem Mann geblieben, den sie geliebt hatte, der es verstanden hatte, sie zu verführen. Sie wütend zu machen. Ihr eine dumme, dumme Hoffnung zu schenken. Die Hoffnung, bei ihm zu bleiben und allem zu trotzen.
Sie hatte so viel erreicht in den Jahren seit Bessetts Tod. Sie hatte sich verändert, war zu einer starken, selbstsicheren Frau geworden. Zum ersten Mal seit jenen wenigen Wochen der Leidenschaft, in denen Merrick um sie geworben hatte, war sie ... fast zufrieden gewesen. Nein, mehr als das. Einzig ihre Sorge um Geoffrey hatte sie davon abgehalten, sich vorbehaltlos glücklich zu fühlen. Sie konnte nicht umkehren. Sie würde es nicht tun. Sie würde niemals mehr die Tochter sein, die von ihrem Vater wie ein Fußabtreter behandelt worden war. Die von ihm nach Sheffield zurückgebracht und dann nach Europa abgeschoben worden war.
Sie war hierhergezogen mit einer warmen Hoffnung in ihrem Herzen, aber Merrick wiederzusehen hatte alles kaputt gemacht. Die Sehnsucht war wie ein Messer in ihrem Herzen. Seine Augen. Seine Berührung. Was würde Gott noch von ihr verlangen? Und Geoffrey - nun, für ihn gab es hier keine Hilfe. Dessen war sie sich zunehmend sicher.
Sie spürte Merricks Wärme, auch wenn er nur ihre Arme berührte. Madeleine wich ein wenig zurück. Er ließ es zu, beobachtete sie aber aufmerksam.
»Ich denke, du solltest jetzt gehen«, sagte sie ruhig. »Es ist schon sehr spät.«
Er lächelte leicht. »Ja, ich muss früh aufstehen«, sagte er. »Ich muss Dörfer überfallen und Geschäfte plündern.«
Sie riss den Blick von ihm los, und um sich selbst zu wärmen, legte sie ihre Hände dorthin, wo seine sie berührt hatten. »Mach dich nicht darüber lustig, Merrick«, wisperte sie. »Bitte nicht! Lass mich dich in Erinnerung behalten als den jungen Mann, den ich bewundert habe.«
»Ich bin dieser Mann, Madeleine«, sagte er. »Ich habe mich
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