Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
wiederholt werden, jemanden verletzen könnten, der sehr jung und sehr unschuldig ist.«
»Ihre Stieftochter, vermute ich.«
»Ja, meine Stieftochter.« In Lady Treyherns Augen lag jetzt ein flehender Ausdruck.
»Dann können Sie sich glücklich schätzen, Madam«, sagte Merrick. »Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, Kindern Schlechtes zu wünschen.«
»Sie müssen das verstehen«, beharrte Lady Treyhern. »Sie ist ein gutes Kind. Ich liebe sie so, wie ich meine eigenen drei liebe - und auf gewisse Weise sogar mehr. Ariane hatte eine tragische Kindheit. Ich hatte gehofft, dass die Tragödie vorbei wäre. Und jetzt liegt es bei Ihnen.«
»Bei mir?« Merrick zog sich ein kleines Stück zurück. »Das ist eine verdammt große Last.«
Lady Treyhern schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine nur, dass Arianes künftiges Glück von Ihrer Diskretion abhängt - in einem gewissen Maße.«
Merrick verzog ein wenig bitter den Mund. »Nun, ich bin, wie man sagt, ein Ausbund an Diskretion, Ma'am«, erwiderte er. »Und offen gesagt halte ich nicht viel von Klatsch. Ich habe genug eigene Probleme.«
Lady Treyhern lächelte schwach. »Habe ich also Ihr Wort, dass Sie das, was Sie gehört haben, äußerst vertraulich behandeln werden?«, fragte sie. »Es tut mir leid. Ich weiß, ich habe kein Recht, Sie darum zu bitten, aber ...«
»Sie müssen nichts mehr sagen«, sagte Merrick. »Ich denke, Sie möchten es am liebsten vergessen. Ich für meinen Teil habe das schon.«
Das Lächeln der Lady wurde um einige Grade wärmer, aber sie war noch immer besorgt. Es schien Merrick eine günstige Gelegenheit zu sein, sich zu empfehlen. Mit einer weiteren Verbeugung, dieses Mal über ihrer Hand, verabschiedete er sich.
Die Uhr auf dem Korridor schlug halb elf, als Madeleine nach Hause zurückkehrte. Clara ließ sie herein und nahm ihr ihre Sachen ab. Madeleine ging ins Wohnzimmer, um sich ein Glas Wein einzuschenken und über die überwältigenden Gefühle nachzudenken, die durch das Zusammensein mit Merrick auf sie einstürmten. Aber das Alleinsein war ihr nicht vergönnt. Mr. Frost saß mit einem abgegriffenen Buch am Fenster. Er sah jedoch nicht aus, als habe er darin gelesen, denn sein Blick war verschwommen und ein wenig bedrückt.
Als er Madeleine sah, stand er sofort auf. »Mylady. Guten Abend.«
»Guten Abend, Mr. Frost«, sagte sie. »Bitte nehmen Sie doch wieder Platz. Möchten Sie etwas Wein?«
»Danke«, erwiderte er. »Sehr gern. Sie kommen früh nach Hause, nicht wahr?«
»Ja, und ich bin froh, dass es so ist.« Sie brachte ihm das Glas und nahm in seiner Nähe Platz. »Sagen Sie mir, wie es Geoffrey heute Abend ging?«
Mr. Frost legte sein Buch zur Seite. »Er war nicht er selbst«, gestand er. »Ich gestehe, Ma'am, dass der Junge mich dieses Mal ein wenig beunruhigt hat.«
Madeleine nickte traurig. »Er ist wirklich sehr niedergeschlagen«, antwortete sie. »Dies ist der schlimmste Anfall überhaupt, glaube ich.«
»Ich frage mich, ob Sie nicht recht haben«, stimmte Frost zu. »Darf ich etwas fragen, Mylady? Der Mann ... der Bursche, der sich erschossen hat - kannte Geoffrey ihn?«
Sie hob kraftlos die Hand. »Nein, so weit ich es weiß. Wie sollte er?«
»Ich denke, er kannte ihn nicht«, sagte Mr. Frost nachdenklich. »Und doch scheint er den Kummer sehr tief zu empfinden. Er ist sogar so weit gegangen zu sagen, er hätte gefühlt, dass er etwas hätte tun müssen. Aber was hätte das sein können? Ich kann es mir nicht erklären. Und wenn ich Geoffrey frage, antwortet er mir nicht.«
Madeleine saß schweigend eine Weile da. Mr. Frosts Sorgen waren ihren eigenen zu ähnlich, um trösten zu können. Geoffs größer werdende Verzweiflung, zusammen mit den Ereignissen heute Abend, ließen in ihr das Gefühl aufkommen, dass die Flucht aus London zwingend nötig war.
Sie setzte ihr Glas mit einem lauten Klirren ab. »Ich denke, Mr. Frost, dass es Geoff eher geschadet als geholfen hat, dass ich ihn nach London gebracht habe«, bekannte sie. »Hier geht einfach zu viel vor.«
»Es geht zu viel vor?« Er klang verwirrt.
»Ich drücke mich nicht sehr klar aus, nicht wahr?« Madeleine schüttelte den Kopf, als müsste sie ihre Gedanken ordnen. »Es ist nur, dass ... nun, manchmal fühle ich, dass hier zu viele Menschen sind, zu viel Aktivität. Es ist, als ob ... als ob das alles irgendwie auf Geoff einwirkt, wenn das einen Sinn macht?«
»Nichts an Geoffs Ängsten macht Sinn«,
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