Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
verließ er die Kammer und schloss die Tür fest hinter sich.
Im Ballsaal spielte noch immer die Musik. Lady Ariane tanzte mit ihrem Onkel, dem Gentleman, den er zuvor auf der Terrasse so wütend erlebt hatte.
»Bon soir, Mr. MacLachlan«, sagte eine sanfte Stimme neben ihm. »Sie sind ein Mann der Überraschungen.«
Er wandte sich um und sah sich Lady Treyhern gegenüber, die ihn anstarrte. Ihre Miene war offen, dennoch lag ein leichtes Misstrauen in ihrem Blick, das ihm nicht entging.
»Ich bezweifele, dass es irgendetwas Überraschendes über mich gibt, Ma'am«, entgegnete er. »Ich bin genau das, was Sie vor sich sehen.«
Sie klopfte mit ihrem Fächer leicht auf seinen Arm. »Ah, aber Ihre Vergangenheit!«, sagte sie ruhig. »Ach übrigens, die liebe Madeleine ist gegangen, wenn es Sie interessiert.«
»Wann sie kommt oder geht, ist nicht meine Angelegenheit«, entgegnete Merrick.
»Nein?«, fragte sie. »Nun, wie auch immer, auf jeden Fall würde ich sehr gern mehr Details über diese Jugendtändelei zwischen Ihnen beiden hören.«
Merrick zog die Augenbrauen hoch und bedachte seine Gastgeberin mit seinem finstersten Blick. »Dann werden Sie sich die bei Lady Bessett holen müssen, Ma'am.«
»Ah, ein Mann von Diskretion.« Lady Treyhern schloss ihren Fächer und sah Merrick abschätzend an. »Das weiß man zu schätzen. Kommen Sie, und gehen Sie ein paar Schritte mit mir. Es gibt da etwas, worüber ich gern mit Ihnen sprechen möchte.«
Merrick wollte ihre Bitte ablehnen. Seine Gedanken waren ganz entschieden woanders. Aber schließlich war er Gast der Lady und zudem von Natur aus nicht unhöflich. Widerstrebend bot er ihr seinen Arm und dankte Gott dafür, dass der Krampf in seiner Hüfte nachgelassen hatte.
Lady Treyhern lächelte zu ihm hoch. »Übrigens«, sagte sie leise. »Ich wollte Sie schon lange nach ihrem hübschen Siegelring fragen. Er zeigt den Apostel Thomas, nicht wahr?«
»Ja, den Schutzpatron der Bauleute.« Der verschnörkelte Ring blinkte im Kerzenschein, als Merrick die Hand ausstreckte. »Der Ring ist ein Familienerbstück und stammt ursprünglich von einem vor langer Zeit verstorbenen katholischen Vorfahren.«
Lady Treyhern lächelte. »Sind Sie Katholik, Mr. MacLachlan?«
Er lächelte ein wenig. »Nein, obwohl ich mich dessen nicht schämen würde, wäre ich es.«
Sie sah ihn beifällig an. »Mein Vater war katholisch«, bemerkte sie. »Es war schade, dass er nicht das Zeichen irgendeines Schutzheiligen getragen hat. Es hätte ihn vielleicht vor der Guillotine bewahren können.«
»Mein Beileid«, murmelte er.
Sie neigte den Kopf. »Ich hoffe, der heilige Thomas beschützt Sie gut?«
»Ich bin zufrieden«, erwiderte er.
Die Komtesse plauderte freundlich weiter, bis sie die gegenüberliegende Seite des Saales erreichten. An einer der Türen, die hinaus auf die Terrasse führten, blieb sie stehen und wandte sich Merrick zu. Dabei warf sie ihm wieder einen seltsam abschätzenden Blick zu.
»Sie müssen meinem Schwager verzeihen, Mr. MacLachlan«, sagte sie unvermittelt. »Bentley lässt oft sein Temperament über seine Vernunft siegen.«
Merrick schaute zu ihr herunter. »Mr. Rutledge scheint allem Anschein nach sehr freundlich zu sein, Ma'am. Ich habe keinen Streit mit diesem Gentleman.«
»Aber leider redet Bentley manchmal auch dann, wenn er lieber zuhören sollte«, fuhr Lady Treyhern fort, scheinbar ganz nebenbei. »Was mich angeht, so sage ich wenig und sehe dafür sehr viel mehr.«
Merrick war nicht in der Stimmung für Spielchen. »Worauf genau wollen Sie hinaus, Lady Treyhern?«
Sie besaß den Anstand, zu erröten, wenn auch nicht sehr. »Ich hatte zu spät bemerkt, dass Sie auf der Terrasse waren«, sagte sie. »Bentley hatte mich überrumpelt.«
Jetzt war es an Merrick, verlegen zu sein. Ein Gentleman hätte sich sofort bemerkbar gemacht. Als Zeichen dieses Eingeständnisses verbeugte er sich förmlich. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich gestehe, dass ich mit meinen Gedanken woanders war.«
»Und Sie hofften, wir würden wieder gehen und Sie in Frieden lassen, ich bin sicher«, sagte sie leichthin. »Doch wir sind nicht gegangen. Und jetzt befinde ich mich in einer höchst unangenehmen Lage, Mr. MacLachlan.«
»Und welche Lage sollte das sein?«
Sie zuckte mit der Schulter, diese Geste wirkte weitaus lässiger als ihre Worte. »Ich bin in Ihrer Hand«, antwortete sie. »Sie sind jetzt in Besitz von gewissen Informationen. Informationen, die, wenn sie
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