Das Supertalentier - Lunas großer Auftritt
Flügeldecken und breitete seine Flügel aus, die sogleich surrend losschlugen. Ein Ruck ging durch Luna, und sie verlor den Kontakt zum Grashalm. Bald baumelten ihre Beine in der Luft.
»Du bist leichter, als ich dachte«, sagte Johannes und ächzte leise. Er schaltete in den zweiten Gang, und sie stiegen rasch empor. Die Grashalme unter ihnen wurden immer kleiner. Luna klammerte sich an die Gurte.
»Du hast doch keine
Flugangst
, oder?«, fragte Johannes.
Luna schüttelte tapfer den Kopf. »Nein, es ist nur, deine Lampe.«
»Was ist damit?«
»Die Vögel können dich doch sehen.«
»Zum Glück. Das Licht ist ein Warnhinweis.«
»Und was bedeutet er?«
»Achtung, schmeckt eklig!«, lachte Johannes und nahm Kurs in Richtung alte Eiche.
Der Wind wehte Luna ins Gesicht und ließ ihre Fühler flattern. Er rauschte durch ihren Körper hindurch, dass es nur so prickelte.
Johannes landete auf einem Baumpilz weiter oben am Stamm. Seine Freunde warteten bereits auf ihn. Vor der langen Flugreise hatten sie noch mal alles durchgecheckt:
Flügelantrieb
, Landeklappen, Steuerung und vor allem die Rückleuchte. Drei von ihnen standen um Toddi herum, den Anführer der Bande. Sie bewunderten die Flammen, die er sich auf seine Flügeldecken hatte malen lassen.
»Na endlich, Jojo«, begrüßten ihn seine Kumpels. »Wir hatten schon Angst, du bist abgestürzt!«
»Haha, sehr lustig.«
»Willst du uns deine Kleine nicht vorstellen?«, fragte Toddi.
»Sie ist nicht klein«, sagte Johannes.
»Huhu! Ich bin Luna«, grüßte Luna forsch. »Euer Freund war so nett, mich zurück zur Schule zu bringen.«
»Dir ist hoffentlich nicht schlecht geworden?«, fragte Johannes’ Kumpel Nick.
»Nein, er ist ganz vorsichtig geflogen«, schwärmte Luna.
»Haben wir gemerkt«, witzelte Nick. »Noch ein bisschen vorsichtiger, und er wäre erst morgen früh angekommen.«
»Hätte ich mit Luna etwa gleich
Höchstgeschwindigkeit
fliegen sollen?«, verteidigte sich Johannes.
Luna nahm seine Hand und sagte: »Äh, ich muss zurück zur Schule. Viel Spaß bei der Show.«
Die Jungs verabschiedeten sie, und Luna kletterte eine Pilzetage tiefer.
»Warte!«, rief Johannes und flog ihr nach.
»Boah, mach hin, Jojo!«, rief Toddi ihm hinterher.
Johannes landete vor Luna und begann herumzudrucksen: »Du könntest doch . . . mitkommen, also mit uns, zur Show.«
Am liebsten hätte Luna laut Ja geschrien. Stattdessen sagte sie: »Nein, das geht nicht. Mein Vater . . . er findet, Leuchtkäfer sind kein guter Umgang.«
»
Pffft!
«, machte Johannes empört.
In dem Moment hörten sie die Stimme des Generals. Sie beugten sich über den Rand des Pilzes und entdeckten am Boden Lunas Familie.
Hermann schimpfte lautstark: »Unsere Tochter entfernt sich unerlaubt von der Truppe, und ihr ist es völlig egal, dass wir uns Sorgen machen.«
Luna schaute unbehaglich zu Johannes.
»Wer sich so benimmt, hat an der Schule nichts verloren!«
»Luna wird schon nichts passiert sein«, redete Yolanda beruhigend auf ihren Mann ein. »Sie wird sich an einem trockenen Plätzchen verkrochen haben. Wahrscheinlich schmollt sie und wartet, dass wir sie finden.«
»Das will ich hoffen«, entgegnete der General. »Sie kann ja noch nicht mal schießen. Wenn Luna etwas passiert ist, dann ist das ihre Schuld! Und dann, dann werde ich sehr ungemütlich.«
Johannes schaute Luna mit einem »Auweia«-Gesicht an.
»Alles nur wegen der
dummen Supertier-Show!
«, schimpfte der General. Er war ganz außer sich. »Soll sie doch zu dieser Show fliegen! Aber dann kann sie gleich dableiben und braucht nie wieder zurückzukommen!«
Die letzten drei Worte trafen Luna mit aller Wucht. Erst war sie wie gelähmt. Dann bewegten sich ganz langsam ihre Arme in die Höhe, so als würden sie von Marionettenfäden gezogen. Wortlos drehte sie sich um, damit Johannes ihr den Gurt umlegen konnte. Und damit er die Tränen in ihren Augen nicht sah.
Ihre geknickten Fühler verrieten sie natürlich. Aber Johannes ließ sich nichts anmerken. Er legte ihr den Gurt um und hob ab.
Lunas Blick war so verschwommen, dass sie nicht erkannte, wie ihre Familie in die Wiese ausschwärmte, um sie zu suchen.
Wie eine Gruppe leuchtender
Heißluftballone
stiegen die Leuchtkäfer auf in die Nacht.
»Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän«, machte Johannes eine Durchsage. »Im Namen der gesamten Besatzung möchte ich Sie herzlich willkommen heißen auf unserem Flug zur
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