Das Syndikat der Spinne
hingefahren und haben ihn unter einem Vorwand in ein altes Fabrikgebäude geschleppt. Na ja, es hat zwar eine Weile gedauert, aber schließlich hat er doch alles zugegeben …«
»Gebhardt?«, fragte er überrascht. »Wie viel Druck haben die beiden denn auf ihn ausgeübt?«, wollte Berger wissen und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
»Genügend Druck, damit er gequatscht hat. Nicht ganz legal, aber das, was er in den vergangenen Jahren getrieben hat, war tausendmal schlimmer. Wir haben jetzt eine Liste von illegal betriebenen Bordellen, in denen zu einem großen Teil auch Kinder und Jugendliche eingesetzt werden. Gebhardt hat gewisse Aktionen gedeckt und dafür die Hand aufgehalten. Was er noch so getrieben hat, wissen wir bis jetzt nicht, aber wir werden es herausfinden. Und er wird mit uns ab sofort zusammenarbeiten, wobei er selbstverständlich keine Informationen erhält, die er verwerten könnte. Unser Ziel muss es sein, an die Hintermänner ranzukommen, denn ich kann mirbeim besten Willen nicht vorstellen, dass er allein gearbeitet hat, das wäre aufgefallen. Die Bordelle werden natürlich geschlossen, die Personen registriert, und was dann weiter mit ihnen geschieht, liegt nicht mehr in unserer Hand. Aus diesem Grund ist es jetzt natürlich wichtig, dass auch Kollegen vom OK eingeweiht werden, wobei ich hoffe, dass die andern alle sauber sind. Haben Sie inzwischen eine Liste aufgestellt?«
Bergers Miene war mit einem Mal ernst geworden. Er beugte sich nach vorn, stützte die Ellbogen auf dem Schreibtisch ab, legte die Hände aneinander und berührte mit den Spitzen der Zeigefinger seine Nase. Er nickte. »Ich habe eine Liste mit Kollegen erstellt, von denen ich sicher bin, dass sie korrekt arbeiten. Ich werde mich umgehend mit Müller in Verbindung setzen und ihn bitten, mal hier vorbeizuschauen. Leider steht Gebhardt auch auf der Liste. Aber ich will mit Müller unter vier Augen sprechen. Er ist der beste Mann, den ich kenne, und ich kenne ihn schon seit fast dreißig Jahren. Der hat sich nie was zuschulden kommen lassen, dafür würde ich fast meine Hand ins Feuer legen. Soll ich ihm das von Gebhardt sagen?«
Durant überlegte und antwortete schließlich: »Warum eigentlich nicht. Er kennt ihn genauer als wir und weiß, wie wir am besten mit ihm umzugehen haben. Bin echt mal gespannt, ob diesmal die Zusammenarbeit funktioniert. Vor allem will ich wissen, wie Müller reagiert, wenn er das von Gebhardt erfährt.«
Berger wollte gerade etwas sagen, als das Telefon klingelte. Er hob ab und meldete sich.
»Ebenfalls guten Morgen, Dr. Küchler. Was kann ich für Sie tun? … Bitte was? … Unmöglich, das ist nach wie vor ein Fall für die Mordkommission … Nein, das verstehe ich nicht. Ich …« Berger rollte mit den Augen, schüttelte den Kopf, hielt die Sprechmuschel zu und murmelte: »Dieses Arschloch, kann der nicht mal an Fronleichnam zu Hause bleiben?«, bevor er wieder zu Wort kam. »Dr. Küchler, Sie wissen so gut wie ich, dass unsere Abteilung die höchste Aufklärungsquote aufweisen kann, was Tötungsdelikte angeht. Und Frau Durant ist eine äußerst kompetente Ermittlerin …Nein, ich weigere mich, diese Anweisung zu befolgen, denn … Augenblick, wir haben drei Morde, und bei keinem einzigen ist bisher erwiesen, dass es sich um organisiertes Verbrechen handelt … Was? Woher haben Sie diese Informationen? … Das geht mich nichts an?!«, brüllte Berger in den Hörer. »Das geht mich sehr wohl etwas an! Auf welchem Mist ist das überhaupt gewachsen? … So, auf Ihrem also. Wissen Sie was, ich werde Beschwerde bei der obersten Instanz einreichen. Und bis dahin wird meine Abteilung mit sämtlichen Beamten diesen Fall weiter bearbeiten … Wollen Sie mir etwa drohen? Dr. Küchler … Was? Sie haben eine Anweisung erhalten. Von wem? … Ach, das geht mich auch nichts an. Ich glaube sehr wohl, dass mich das was angeht. Wie gesagt, Sie hören noch von mir.« Er knallte den Hörer auf den Apparat, schnaubte wie ein wütender Stier, stand auf, stellte sich ans Fenster und sah hinunter auf die Mainzer Landstraße, wo sich seit Beendigung der Bauarbeiten auch morgens der Verkehr flüssig in Richtung Innenstadt bewegte. Heute waren wegen des Feiertags jedoch nur wenige Autos unterwegs.
»Was wollte Küchler?«, fragte Durant zaghaft.
Berger drehte sich um und sah die Kommissarin mit brennendem Blick an, ein Blick, den sie von ihm nicht gewohnt war. »Er will, dass Sie von dem Fall
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