Das Syndikat der Spinne
Ich will nicht, dass du auch noch in Gefahr gerätst. Doch solltest du etwas wissen, was mir weiterhelfen könnte, dann sag es. Du weißt, du kannst mir vertrauen.«
Sie beugte sich nach vorn und legte ihre Hand auf die von Laskin.»Daniel, bitte, ich will nicht, dass noch mehr Blut vergossen wird. Und damit meine ich dein Blut. Wer immer Irina auf dem Gewissen hat, er ist kaltblütiger, als du es je sein könntest. Dazu kenne ich dich zu gut.«
Erstmals an diesem Abend lächelte Laskin. »Mach dir keine Sorgen um mich, ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Ich habe viel mehr Angst um dich. Und je weniger du weißt, umso sicherer bist du. Glaub mir, ich meine es nur gut mit dir.«
Natascha stand auf, ging auf den Balkon und steckte sich eine weitere Zigarette an. Sie hatte schon aufgehört zu zählen, die wievielte es an diesem Tag war, und sah der Sonne zu, wie sie sich allmählich dem westlichen Horizont näherte. Ihr war klar, dass sie Laskin nicht würde überreden können, sie in seine undurchschaubaren Pläne einzuweihen. Was verheimlichte er ihr? Wusste er mehr, als er der Polizei gegenüber zugegeben hatte? Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, wie Laskin mit einem Mal neben ihr stand. Er sah sie fast liebevoll an, nahm sie in den Arm und streichelte zärtlich über ihr seidig glänzendes dunkelbraunes Haar.
»Natascha, ich hab das vorhin nicht böse gemeint«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Irina ist tot, und das ist tragisch, aber nicht mehr zu ändern. Doch wir leben noch. Und ich möchte, dass das so bleibt. Ich habe dich immer schon sehr, sehr gerne gemocht.«
Natascha war verwirrt. Was meinte er damit? Sie sah ihm in die Augen, sah das Funkeln darin, ahnte, was diese Worte und diese Umarmung zu bedeuten hatten, und war noch verwirrter als zuvor.
Donnerstag, 8.00 Uhr
Polizeipräsidium. Lagebesprechung.
Berger hatte sich noch am Vorabend mit zwei Kollegen vom K12 und K13 unterhalten und sie um Unterstützung gebeten. Insgesamtwaren von ihnen sechs Beamte für die Ermittlungsarbeit abgestellt worden. Berger hatte Durant unmittelbar vor der Besprechung davon in Kenntnis gesetzt.
Alle Beamten hatten sich im Besprechungszimmer eingefunden. Berger saß wie immer am Kopfende, einige standen an der Wand, andere saßen. Julia Durant war eine der Letzten, die ins Zimmer kam, da sie vorher noch einmal alle Unterlagen überflogen hatte. Berger warf ihr einen Blick zu und sagte: »Wie die meisten von Ihnen bereits wissen, haben wir eine Soko gebildet, die sich mit den Morden an Andreas Wiesner, Irina Puschkin und Helena Maric befassen wird. Frau Durant, Herr Hellmer und Herr Kullmer sind davon bereits in Kenntnis gesetzt worden. Frau Durant wird weiterhin die Ermittlungen leiten und auch entsprechende Instruktionen erteilen. Wichtiger als sonst ist in diesen Fällen absolute Diskretion. Über alles Weitere wird Sie jetzt Frau Durant informieren. Bitte.«
Sie beugte sich nach vorn, stützte die Arme auf den Tisch und sah in die Runde. Sie kannte alle anwesenden Beamten persönlich. Dennoch sagte sie: »Bevor ich beginne, möchte ich etwas vorausschicken. Sollte einer von Ihnen Zweifel haben, ob er diesem Fall gewachsen ist, so steht es demjenigen selbstverständlich frei, den Raum zu verlassen. Wie Herr Berger bereits erwähnte, ist hier mehr denn je Diskretion angesagt. Oder um es salopp auszudrücken, ich erwarte von jedem von Ihnen, dass alles das, was in den nächsten Tagen und Wochen, vielleicht auch Monaten an Erkenntnissen gewonnen wird, absolut vertraulich behandelt wird. Sollte einer von Ihnen mit einer unbefugten dritten Person sprechen, fliegt er sofort raus und kriegt ein Disziplinarverfahren an den Hals gehängt und kann ab da wieder auf Streife gehen. Hab ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Allgemeines Nicken und Zustimmung.
»Gut, dann wäre das abgeklärt. Fakt ist, vor uns liegt ein Berg an Arbeit. Es gibt viele Personen, die überprüft werden müssen, Puzzleteile müssen zusammengesetzt werden, und, das möchte ichnicht verheimlichen, es könnte für einige von uns eine sehr gefährliche Ermittlungsarbeit werden, da wir es unter Umständen mit organisierten kriminellen Banden zu tun haben.«
»Augenblick«, wurde sie von einem jungen Beamten unterbrochen, »wäre es da nicht sinnvoll, die Kollegen vom OK hinzuzuziehen?«
»Im Moment handelt es sich nur um eine Vermutung, die noch bewiesen werden muss. Sobald diese Beweise vorliegen, werden wir selbstverständlich
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