Das Syndikat der Spinne
die Kollegen mit in die Ermittlungen einbeziehen. Herr Berger, Herr Hellmer, Herr Kullmer und meine Wenigkeit sind Ihre Ansprechpartner, falls es irgendwelche Probleme geben sollte. Sie werden alle im Anschluss an diese Besprechung ihre jeweiligen Aufgabengebiete zugeteilt bekommen, wobei ich jeden Abend einen kurzen, aber detaillierten Bericht erwarte. Mein Kollege Hellmer und ich haben bis einschließlich Samstag Bereitschaft, wobei ich auch nach Ablauf dieser Zeit über alle besonderen Vorfälle informiert werden möchte, und sei es nachts um drei. Wegen der Bedeutsamkeit dieses Falls erscheint es mir sehr wichtig, dass wir auch jedem noch so unscheinbaren Detail Beachtung schenken. Vermutlich haben wir es bei den drei Morden mit einem Auftragskiller zu tun, weshalb Alleingänge sehr gefährlich sein können. Sollte einer von Ihnen auf eine heiße Spur stoßen, so bitte ich deshalb ganz ausdrücklich, dass meine Kollegen und ich auf der Stelle davon informiert werden.« Sie räusperte sich und fuhr fort: »Ich hasse lange Sitzungen, also gleich an Sie: Haben Sie Fragen oder möchten etwas dazu sagen?«
»Ja«, meldete sich ein Beamter einer anderen Abteilung der Mordkommission zu Wort, den Julia Durant schon seit Jahren kannte und auch sehr schätzte. »Wir brauchen sämtliche bisher gewonnenen Erkenntnisse.«
»Die bekommen Sie gleich von meinen Kollegen Hellmer und Kullmer. Noch jemand?«
Derselbe Beamte, dessen Name Durant nicht einfiel, fragte: »Gibt es außer diesen drei Morden noch einen oder mehrere ungeklärteMorde in der jüngeren Vergangenheit? Ich meine Morde, die eine identische Vorgehensweise des Täters erkennen lassen.«
»Der Mörder geht unterschiedlich vor. Puschkin und Wiesner wurden von ihm erschossen, Maric erdrosselt. Außerdem hat er bei der Maric Spuren hinterlassen, die bis jetzt aber noch keiner uns bekannten Person zugeordnet werden konnten.«
»Was für Spuren?«
»Fingerabdrücke, Sperma- und Speichelspuren. Allem Anschein nach ist diese Person nicht aktenkundig.«
»Ist es denn eindeutig, dass es sich um ein und denselben Täter handelt?«
»Nein, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch. Wenn es sich tatsächlich um einen Auftragskiller handelt, wovon wir ausgehen, dann ist er sich seiner Sache sehr, sehr sicher. Er spielt sein Spiel und ist uns immer einen Zug voraus. Es könnte durchaus sein, dass es Kollegen hier im Präsidium gibt, die ihm Informationen zukommen lassen. Sollte es so sein, dann wird es für uns noch schwerer. Wer weiß, wie viele Morde schon auf sein Konto gehen. Deshalb ist äußerste Vorsicht geboten. So, und wenn’s jetzt weiter nichts gibt, dann würde ich sagen, gehen wir an die Arbeit. Meine Kollegen werden Sie jetzt mit den Einzelheiten vertraut machen. Ich habe noch etwas mit Herrn Berger zu besprechen. Und Herr Kullmer, wenn Sie fertig sind, würde ich mich gerne für einen Moment mit Ihnen unterhalten. Unter vier Augen.« In der Tür drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Liegt die Liste der Telekom und von D1 schon vor?«
»Sind beide vorhin gekommen«, antwortete Kullmer. »Ich besprech das gleich mit den Kollegen, zwei sollen sich drum kümmern.«
»So schnell wie möglich, bitte.«
»Geht klar.«
Sie verließen den Raum und begaben sich in Bergers Büro. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, Durant nahm ihm gegenüber Platz. Sie schlug die Beine übereinander, zündete sich eine Zigarettean, legte sich die nächsten Worte zurecht, nahm einen weiteren Zug und blies den Rauch an die Decke.
»Also, was wollen Sie mir sagen?«, fragte Berger, der die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte, wodurch sein Bauch noch massiger wirkte.
»Wir haben herausgefunden, dass beim OK ein korrupter Kollege sitzt. Er hat unter anderem Natascha Olpitz, die Freundin von Irina Puschkin, erpresst. Hellmer und Kullmer haben sich gestern Nachmittag mal ein bisschen mit ihm unterhalten. Wir haben ein Band und ein schriftliches Geständnis von ihm.«
Berger sah die Kommissarin lange und ohne eine Miene zu verziehen an, nur seine Mundwinkel zuckten. »Erstens, wie ist der Name dieses Kollegen, und zweitens, was heißt das, sie haben sich mit ihm unterhalten? Der wird doch nicht einfach so mir nichts, dir nichts den Mund aufgemacht haben.«
Julia Durant zuckte mit den Schultern und erwiderte: »Es handelt sich um Oberkommissar Gebhardt. Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein, Kullmer hat herausgefunden, wann er Feierabend hat, die beiden sind dann
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