Das Syndikat der Spinne
abgezogen werden. Angeblich wäre jetzt allein das OK in Zusammenarbeit mit dem LKA zuständig.«
Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Es stinkt immer mehr«, quetschte er hervor, »und wir werden so lange wühlen, bis wir wissen, woher dieser Gestank kommt. Das ist das erste Mal, dass die Mordkommission von einem Fall abgezogen wird, der ganz klar in unseren Bereich fällt. Die vom OK können froh sein, dass wir sie überhaupt mit einbeziehen. Sie machen weiter, ganz gleich, was Küchler sagt. Sie haben meine volle Rückendeckung.«
»Sie könnten sich damit eine Menge Ärger einhandeln«, gab Durant vorsichtig zu bedenken.
»Ich pfeif drauf! Schauen Sie mich doch an, habe ich außer dreißig Kilo Übergewicht etwas zu verlieren? In ein paar Jahren geheich sowieso in Pension, und dann können die mich alle mal kreuzweise. Aber solange ich hier das Sagen habe, lasse ich mir auch von einem aufgeblasenen Arschloch wie Küchler nicht auf der Nase rumtanzen! Was glaubt der eigentlich, wer er ist? Nur weil er promoviert hat und meint, mit seinen siebenunddreißig Jahren die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben?! Aber Weisheit kann man nicht fressen, die kommt erst mit den Jahren. Und ich spüre, dass hier was faul ist.«
»Warten Sie«, sagte Julia Durant und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Wieso will Küchler auf einmal nicht mehr, dass wir den Fall bearbeiten? Fällt Ihnen etwas auf? Er hat sich doch schon in den letzten Tagen einige Male bei Ihnen gemeldet. Sonst hört und sieht man von dem doch nie was, er schickt immer seine Lakaien. Soll ich ihm mal auf den Zahn fühlen?«
Berger setzte sich wieder und zündete sich eine Zigarette an. »Und wie wollen Sie das anstellen?«
Durant zuckte nur mit den Schultern und grinste Berger an. »Lassen Sie das mal meine Sorge sein, mir wird schon was einfallen. Aber eine Frage hab ich schon noch. Bin nur ich von dem Fall entbunden oder die gesamte Abteilung?«
»Er hat von unserer Abteilung gesprochen.«
»Hm, haben wir vielleicht schon etwas herausgefunden, was wir noch gar nicht wissen und möglicherweise besser auch nie wissen sollen?«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Berger.
»Vielleicht brennt ihm der Boden unter den Füßen, und die Sache ist so brisant, dass er uns bewusst da raushalten will …«
»Könnten Sie mir den Begriff brisant etwas näher erläutern?«
»Heutzutage ist doch alles nur noch Politik. Der Mord an Wiesner und Puschkin, drei Tage später wird die Maric umgebracht. Wiesner und Maric hatten mit hochwertigen Luxusgütern zu tun. Wenn ich zum Beispiel beide Läden ausrauben würde, hätte ich mit einem Schlag ein paar Millionen mehr in der Tasche. Das meine ich mit Politik. Was hat Küchler letztens noch gesagt – er sei bestürzt überden Tod von Wiesner, weil er seiner Frau einige Male Schmuck dort gekauft habe. Ist doch merkwürdig, denn gerade dann sollte ihm ja daran gelegen sein, den Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Weder die Kollegen vom OK noch vom LKA sind für Tötungsdelikte zuständig und schon gar nicht ausgebildet. Die würden nur Spuren zertrampeln … Moment«, sie fasste sich an die Stirn, stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, »vielleicht ist das gar seine Absicht! Vielleicht will er gar nicht, dass dieser Fall jemals aufgeklärt wird.«
»Frau Durant, jetzt gehen Sie aber ein bisschen zu weit, finden Sie nicht?«
»Wissen Sie was, ich halte alles für möglich. Und genau aus diesem Grund werde ich mir Küchler vornehmen. Ich werde persönlich bei ihm vorstellig werden und ihn fragen, weshalb wir nicht länger an dem Fall mitarbeiten dürfen. Ich garantiere Ihnen, ich bekomme eine Antwort.«
»Küchler wird aber nicht mit Ihnen reden, das sollte Ihnen klar sein. Er ist ein Prinzipienreiter, der sich grundsätzlich nicht mit dem Fußvolk abgibt. Das ist nicht persönlich gemeint, Frau Durant.«
»Lassen wir’s darauf ankommen. Denn ich weiß aus sehr zuverlässiger Quelle eine Sache von ihm, die sonst kaum einer weiß, und damit kriege ich ihn.«
»Verraten Sie mir freundlicherweise, was das für eine Sache ist?«, fragte Berger grinsend.
»Dr. Küchler hätte niemals promoviert, wenn ihm sein Vater nicht kräftig unter die Arme gegriffen hätte. Und damit meine ich, dass Küchlers Vater einen Professor, der zufällig sein bester Freund ist, dazu gebracht hat, seinem Sohn den Doktortitel quasi aus Gefälligkeit zu spendieren. Und damit pack ich ihn bei
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