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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kopf zur Seite drehte und sie beim Schlafen beobachtete, dachte er, dass es eine richtige Entscheidung von ihm war, die Serie platzen zu lassen. Er hätte sich nie verzeihen können, wäre seiner Frau oder seiner Tochter etwas zugestoßen, nur weil er einen gewaltigen Sprung auf der Karriereleiter machen wollte. Nein, sagte er sich, ich werde auch wieder eine Chance bekommen, und wenn es bei einer anderen Zeitung ist. Und ich werde ein Buch schreiben.
    Ein Blick auf die Uhr, Viertel nach sieben. Claudia Schulze drehte sich zur Seite. Ihr nackter Rücken war jetzt frei, und er hätte gerne seine Finger darüber gleiten lassen. Doch er wollte sie nicht wecken, ihr Tag würde noch anstrengend genug werden, auch wenn er es als Wohltat empfunden hätte, seinen Körper an ihren zu pressen. Er betrachtete sie lange und ausgiebig, und er wusste, er würde nie wieder eine Frau wie sie finden. Manchmal, wenn er Höhenflüge bekam, war sie es, die ihn wieder auf den Boden zurückholte. Auch wenn sie seine Gedankengänge oftmals nicht nachvollziehen konnte, so fühlte er sich von ihr doch verstanden. Sie kannten sich schon seit ihrer frühesten Jugend, als sie mit ihrer Mutter nach Walldorf gezogen war und in seine Klasse kam. Sie, das Mädchen, das seinen Vater auf tragische Weise verloren hatte, und er, der seit der Scheidung der Eltern auch nur noch seine Mutter hatte. Sie hatten sich von Anfang an bestens verstanden. Er fühlte sich wie von einer unsichtbaren Macht gesteuert zu ihr hingezogen, waren es ihre langen glatten braunen Haare, die rehbraunen Augen, das zarte Lächeln? Auf jeden Fall hatte er ab da keine Freunde mehr, sondern nur noch Augen für sie. Sie war sein bester Freund und seine beste Freundin zugleich geworden. In ihrer Gegenwart fühlte er sich einfach wohl. Was immer es war, eine chemische Reaktion oder etwas, das mit den Naturgesetzen nicht zu erklären ist, er vermochte es nicht zu sagen. Sie verbrachten die Nachmittage miteinander, sie schauten zusammen fern, hörten Musik, gingen spazieren, halfen sich bei den Hausaufgaben.Und doch dauerte es fast drei Jahre, bevor sie sich das erste Mal küssten. Zaghaft und verschämt. Und dann noch weitere vier Jahre, ehe aus den Küssen mehr wurde. Und noch heute war er verliebt in sie wie am ersten Tag. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich das je ändern würde, weshalb ihn der Streit vom vergangenen Abend besonders mitgenommen hatte. Er wollte Claudia nicht verlieren, um keinen Preis der Welt. Denn seine Welt drehte sich letztendlich um sie.
    Sie hatten vor zwei Jahren diese Wohnung in einem Neubau in Kelkheim gemietet, aber irgendwann, so hatten sie beschlossen, wollten sie ein eigenes Haus besitzen. Denn Sabrina sollte mindestens noch einen Bruder oder eine Schwester bekommen, und dann würde diese Wohnung zu klein werden. Das heißt, was immer es werden würde, es war schon in ihrem Bauch, noch winzig klein, aber sie hatte es ihm vor knapp einer Woche mitgeteilt. Und deshalb verstand er ihre Reaktion von gestern besonders gut. Und er schalt sich einen Narren, für eine Weile seine Karriere als wichtiger eingestuft zu haben als die Frau, die sein Leben war und auch bleiben sollte. Er verstand ihre Angst, ihre Sorgen, ihre Bedenken, ihre ohnmächtige Wut über seine Sturheit.
    Um kurz vor acht stand er leise auf, ging ins Bad, erledigte seine Morgentoilette und stellte sich unter die Dusche. Er putzte die Zähne, rasierte sich und gab hinterher etwas Aftershave auf die Wangen und das Kinn. Er zog sich an und begab sich ins Kinderzimmer, wo Sabrina mit großen Augen zur Tür sah, als er hereinkam. Er kniete sich vor ihr Bett. Sie nahm einen Finger von ihm, hielt ihn fest umklammert, juchzte auf, brabbelte ein paar unverständliche Laute und drückte dadurch ihre Freude aus, ihn zu sehen.
    »Nicht mehr lange«, flüsterte er, »und du bist nicht mehr allein. Dann hast du entweder einen Bruder oder eine Schwester, auf die du aufpassen musst. Du bist dann unsere Große.«
    Ein paar Minuten blieb er im Kinderzimmer, zog die Vorhänge auf und schaute nach draußen, wo der Himmel milchig-weiß und die Sonne nur schemenhaft zu erkennen war. Er öffnete das Fenster– die Temperatur war über Nacht um mindestens zehn Grad gefallen –, beugte sich übers Fensterbrett und schaute hinunter auf den Parkplatz, auf dem sein neuer metallicblauer Astra stand. Nachdem er das Fenster wieder geschlossen hatte, ging er ins Schlafzimmer zurück und legte sich aufs Bett. Er

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