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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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verheimlichst? Du weißt, ich kann sehr ungemütlich werden, vor allem, wenn man mir in meine Arbeit pfuscht.«
    »Nein, das ist alles«, antwortete Kuhn kleinlaut.
    »Hast du schon geklingelt?«
    »Ja. Aber da ist niemand. Die sind wohl tatsächlich ausgeflogen.«
    »Okay, du wartest hier, Frank und ich schauen uns mal im Haus um.«
    »Aber …«
    »Was aber? Willst du etwa mit rein?«, fragte sie spöttisch. »Frank, lassen wir ihn mit rein?«
    Hellmer grinste, warf die fertig gerauchte Zigarette auf den Boden,zuckte mit den Schultern und meinte: »Das ist eigentlich eine Polizeiangelegenheit. Aber letztendlich ist es deine Entscheidung.«
    »Dominik, wir beide werden uns heute Abend mal ernsthaft unterhalten müssen. Und das meine ich auch so. Du wirst mit keinem Menschen darüber sprechen, dass du in diesem Haus warst. Schwör’s!«
    »Wie oft soll ich denn noch schwören?«, fragte er beleidigt. »Aber gut, dann schwör ich eben noch einmal. Zufrieden?«
    »Nein. Trotzdem gestatte ich dir, mit reinzukommen.«
    Sie klingelten ein paarmal, warteten, und als sich nichts rührte, schlossen sie das Tor auf und gingen etwa fünfzehn Meter bis zum Haus und drei Stufen hinauf, bis sie vor der weißen, kunstvoll verzierten Haustür standen. Hellmer suchte nach dem passenden Schlüssel, steckte ihn ins Schloss und drehte ihn um. Andrejew hatte nicht abgesperrt, die Tür ließ sich leicht öffnen.
    »Ein echter Nobelschuppen«, sagte Kuhn anerkennend. »Obwohl er an die Mafia gezahlt hat, scheint es ihm trotzdem nicht schlecht zu gehen.«
    »Kannst du mal bitte deine blöden Kommentare lassen, dazu bin ich nämlich im Augenblick überhaupt nicht aufgelegt.«
    Hellmer war vorangegangen und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. »Julia, das musst du dir anschauen«, sagte er mit kehliger Stimme.
    Durant ging zu ihm – und rang um Fassung. »Mein Gott!«, stieß sie hervor und trat näher heran. Andrejew lag auf dem Boden vor dem antiken Sekretär, die Augen weit aufgerissen, ein kleines Loch in der Stirn, eins in der linken Brust und eine mittlerweile getrocknete Blutlache auf dem Boden. »Die haben ihn hingerichtet. Die haben ihn regelrecht hingerichtet. Genau wie Wiesner und Puschkin.«
    Sie ging noch näher heran, beugte sich zu dem Toten hinunter und fühlte an seiner Stirn und den Handgelenken nach dem Puls. Dann warf sie Hellmer einen Blick zu und sagte: »Er ist eiskalt. Ich wette, die haben ihn schon gestern Abend umgebracht.« Sie holte tief Luft und erhob sich wieder. »Seine Familie!«, fiel ihr plötzlich ein. »Erhat doch noch eine Frau und drei Kinder. Ich kann nur hoffen und beten, dass die nicht hier waren, als es passierte.« Und an Kuhn gewandt: »Du rührst dich nicht von der Stelle. Und nichts anfassen, kapiert?«
    Kuhn nickte betroffen und fragte: »Aber hinsetzen darf ich mich doch, oder?«
    »Auf den Klavierstuhl.«
    Kuhn setzte sich, während Hellmer und Durant erst alle Räume im Erdgeschoss inspizierten. Nichts. Dann gingen sie die Treppe nach oben in den ersten Stock. Sie öffneten eine Tür, das Zimmer war leer. Die nächste Tür, das Schlafzimmer der Andrejews, leer. Durant wollte bereits erleichtert aufatmen, als sie Stimmen und Musik hörte. Sie standen jetzt vor der dritten Tür, die Hellmer vorsichtig aufstieß. Es war ein großes Zimmer, mit Bücherregalen an der Wand, der Fernseher war ziemlich laut eingestellt. Sie hatten hier gesessen und ferngesehen.
    Ihr stockte der Atem bei dem Anblick, der sich ihr bot. Sie fühlte, wie ihre Knie weich wurden und sich alles um sie zu drehen begann. Ihre Hand suchte die von Hellmer, sie hielt sich an ihm fest. Schließlich fing sie sich wieder, sagte sich, jetzt ganz ruhig zu bleiben, an die hervorragende Ausbildung zu denken, die sie genossen hatte, an die psychologischen Seminare. Sie dachte an ihren Vater, den sie sich jetzt mehr als je zuvor an ihrer Seite gewünscht hätte. Aber er lebte vierhundert Kilometer entfernt von ihr. Sie begab sich zum Fernseher und stellte die Lautstärke leiser.
    »Hast du so was schon mal gesehen?«, fragte sie kaum hörbar.
    »Nur im Fernsehen«, erwiderte Hellmer monoton, der ebenfalls sichtlich Mühe hatte, das sich ihm bietende Bild zu ertragen. »Nur im Fernsehen oder im Kino, aber ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich so was jemals mit eigenen Augen zu sehen bekommen würde. Wer immer das hier angerichtet hat, er ist ein absoluter Profi. Er hat einfach so eine ganze Familie ausradiert. Die hatten

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