Das Syndikat der Spinne
ihnen.
»Ich hab’s eben schon erfahren«, sagte Hellmer kopfschüttelnd. »Scheißspiel, was? Und in einer halben Stunde kommen Küchler und Blumenthal.«
»Die können uns gar nichts, hörst du. Blumenthal ist doch immer derjenige, der die Korruption bei der Polizei anprangert. Und Gebhardt ist nicht nur korrupt, er hat unter Umständen sogar einige Morde mit zu verantworten. Er hat sie zwar nicht selbst begangen, aber allein die Tatsache, dass er bestimmten Leuten Informationen zukommen ließ wie etwa die, dass Andrejew abhauen wollte, ist für mich schon Beihilfe zum Mord …«
»Moment, Moment«, wurde sie von Berger unterbrochen, »noch ist nicht bewiesen, dass Gebhardt Andrejew verraten hat. Das sollten Sie auch bedenken, wenn Sie gleich mit Küchler und Blumenthal sprechen. Nur Fakten auf den Tisch legen, keine Emotionen zeigen. Vor allem Blumenthal kann sehr heftig reagieren. Und ich kenne auch Sie und weiß, dass Sie Ihre Emotionen häufig nicht unter Kontrolle haben. Ich will Sie bloß warnen. Und ich meine es wahrlich nur gut mit Ihnen.«
Julia Durant schluckte und verzog den Mund. »Sie haben ja Recht. Aber wenn ich mir vorstelle, Gebhardt kommt durch irgendeinen miesen Trick wieder raus, dann platzt mir allein schon bei dem Gedanken der Kragen.«
»Gebhardt kommt nicht raus, das garantiere ich Ihnen. Ich bin seit sechs im Büro und habe noch mal alle Beweise, die gegen Gebhardt sprechen, durchgesehen.« Berger lächelte väterlich und schüttelte den Kopf. »Es müsste wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn Gebhardt jemals wieder auf freien Fuß kommen sollte. Das Einzige, was ihm unter Umständen helfen kann, ist, wenn er die Namen all jener preisgibt, die eine Spitzenposition im organisierten Verbrechen einnehmen, und dadurch beiträgt, bestimmte Organisationsteile zu zerschlagen.«
»Eher würde der sich die Zunge abbeißen, als auch nur einen Namen zu nennen. Er hat uns gegenüber klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass er ganz alleine gehandelt hat. Wer’s glaubt!«
Kullmer kam herein. Er wirkte frisch und ausgeruht. »Morgen«, sagte er und schenkte sich gleich einen Kaffee ein. »Und, wie ist es letzte Nacht gelaufen?«
Keine Antwort, alle sahen ihn nur an.
»Oh, oh, mir schwant Übles. Sämtliche Vöglein ausgeflogen?«, fragte er vorsichtig und winkte gleich ab. »Na ja, wir wissen ja, wer dahinter steckt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er singt …
»Ihre gute Laune in allen Ehren, Herr Kullmer«, unterbrach ihn Berger ernst, »aber jetzt hören Sie mir bitte einen Augenblick zu. In ein paar Minuten kommen Küchler und Blumenthal. Es könnte Ärger geben wegen Gebhardt. Ich sage, es könnte. Aber wir sind gewappnet. Erstens, keiner von Ihnen hat Gebhardt geschlagen. Sie haben gedroht, aber keine Gewalt angewendet. Zweitens, wir haben deckungsgleiche Aussagen von Frau Olpitz, die ihn sofort identifizieren würde, sowie von Andrejew und das von Gebhardt eigenhändig unterschriebene Geständnis. Allein diese Fakten zählen und nichts anderes. Also, verplappern Sie sich nicht. Wir schaffen das.«
Die Beamten begaben sich an ihre Schreibtische. Julia Durant tippte die Nummer von Natascha Olpitz ein. Sie ließ es lange klingeln und wollte bereits auflegen, als sich Natascha mit verschlafener Stimme meldete.
»Ja, bitte?«
»Hier Durant. Tut mir Leid, wenn ich Sie geweckt habe, aber ich wollte eigentlich mit Herrn Laskin sprechen. Ist er da?«
»Hm, einen Moment bitte. Daniel, für dich.«
»Laskin.«
»Hier Durant. Herr Laskin, Sie haben gestern versucht mich zu erreichen. Ich würde mich gerne noch einmal mit Ihnen unterhalten. Wann würde es Ihnen denn passen?«
»Heute Mittag?«, fragte er. »Ich lade Sie zum Essen ein, und dann können wir in aller Ruhe reden.«
»Herr Laskin, das darf ich nicht …«
»Natürlich dürfen Sie das, Frau Kommissarin. Sagen wir um eins im Churrasco an der Hauptwache. Und bringen Sie doch bitte Fotos von Herrn Wiesner und dieser Frau Maric mit. Ich würde mir gerne einmal die Gesichter anschauen.«
»Ist Ihnen etwas eingefallen?«, fragte Durant.
»Ich muss Bilder sehen, um Menschen einem Ereignis oder einer Erinnerung zuordnen zu können. Das ist alles. Natascha hat mir gesagt, dass Sie ihr ein Foto von Wiesner gezeigt haben.«
»Das stimmt, und es tut mir Leid, wenn ich das am Dienstag vergessen habe. Ich bringe die Fotos nachher mit. Dann bis um eins im Churrasco.« Sie legte auf und lehnte sich zurück. Hellmer kam zu ihr und
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