Das Syndikat der Spinne
hatte. »Wenn Sie uns jetzt bitte noch die Unterlagen geben könnten.«
»Wir haben extra Kopien für jeden von Ihnen gemacht.«
Sie begaben sich in Durants Büro, wo sie Blumenthal und Küchler je einen Aktensatz und eine Kopie des gesprochenen Geständnisses von Gebhardt überreichte.
»Vielen Dank. Ich muss gestehen, Sie haben bisher hervorragende Arbeit geleistet. Um Gebhardt wird sich ab jetzt die Staatsanwaltschaft kümmern. Sollten Sie neue Erkenntnisse haben, lassen Sie mich das bitte wissen. Ach, noch was, die Hämatome, die der Arzt bei Gebhardt diagnostiziert hat, woher die stammen könnten, ich meine, Sie haben keine Erklärung dafür?«, fragte Küchler mit einem vieldeutigen Lächeln, das selbst jetzt unterkühlt und überheblich wirkte.
»Nein«, antwortete die Kommissarin mit unschuldigem Augenaufschlag. »Jeder Mensch hat mal einen Bluterguss. Gebhardt scheint sich ja in gewissen Kreisen bewegt zu haben, und da kann es durchaus passieren, dass man mal in eine Schlägerei verwickelt wird. Das wissen Sie doch selbst.«
Küchler lächelte geheimnisvoll und sagte: »Ja, Sie haben sicher Recht. Einen schönen Tag noch. Und übrigens, unser Polizeisprecher Schenk wird heute Nachmittag um vier eine Pressekonferenz abhalten und dabei die Journalisten über die Ereignisse der vergangenen Tage aufklären. Allerdings wird er nur das sagen, was die Allgemeinheit auch etwas angeht. Und er wird lediglich den Fall Andrejew ansprechen. Details werden keine genannt. Dr. Blumenthal wird auf der Pressekonferenz ebenfalls anwesend sein.«
Küchler und Blumenthal entschwanden. Berger grinste Durant an. »Kompliment«, sagte er, »das war wirklich beeindruckend. Sie überraschen mich immer wieder aufs Neue. Wenn Sie so weitermachen, werden Sie den Fall sicher bald lösen.«
»Na, na, jetzt übertreiben Sie aber. Wir haben ja noch nicht einmal einen Ansatzpunkt. Den gilt es zuerst einmal zu finden. Mich wundert nur, dass unsere beiden Staatsanwälte so überhaupt keine Einwände gezeigt haben. Von Blumenthal hätte ich eigentlich mehr erwartet.«
»Sie sollten nicht immer so schlecht über die Menschen denken«,entgegnete Berger. »Und jetzt an die Arbeit. Was liegt bei Ihnen an?«
»Ich treffe mich um eins mit Herrn Laskin, dem Lebensgefährten von Frau Puschkin. Vorher werde ich noch einen kurzen Abstecher auf den Friedhof machen, wo heute Wiesner beigesetzt wird. Aber erst einmal werde ich genüsslich eine Zigarette rauchen. Meine Herren.«
»Danke, Julia«, sagte Hellmer und umarmte sie. »Deine rhetorischen Fähigkeiten möchte ich haben. Du warst so was von ruhig …«
»Danke auch von mir«, erklärte Kullmer. »Sie waren großartig.«
»Herr Kullmer«, sagte Durant, »wir sind doch ein verschworenes Team, oder nicht?«
»Denke schon.«
»Gut, dann hören wir jetzt mit diesem blöden Sie auf. Ich heiße Julia.« Sie reichte ihm die Hand, Kullmer zögerte, errötete leicht und nahm sie. »Peter. Dann wollen wir mal.«
Julia Durant rauchte eine Gauloise und klopfte sich dabei in Gedanken immer wieder auf die Schulter. Sie fühlte sich gut. Saugut.
Freitag, 9.30 Uhr
Claudia Schulze war die ganze Nacht nicht von der Seite ihres Mannes gewichen. Sein Blutdruck war 120/80, er atmete ruhig und gleichmäßig. Seine Arme und Beine lagen in Gips, um den Hals hatte er ein festes Stützkorsett, um den Kopf dicke Bandagen. Nur die Augen, die Nase und der Mund waren frei. Durch einen Schlauch in der Nase wurde er künstlich ernährt, eine künstliche Beatmung war nicht nötig. Es war wenige Minuten nach neun an diesem Freitagmorgen, als Peter Schulze zum ersten Mal seit seinem Unfall die Augen aufmachte. Er wollte etwas sagen, doch seine Frau hielt ihn zurück. »Du darfst jetzt nicht sprechen, das haben die Ärzte angeordnet. Es wird alles wieder gut, Schatz. Ich bleibe bei dir. Warte, ich hole nur schnell einen Arzt.«
Sie stand auf, ging nach draußen und kehrte wenige Minuten später mit dem Arzt zurück. Er betrachtete Peter Schulze, leuchtete ihm in die Augen und nickte. »Es ist ein Wunder. Normale Augenreflexe. Herr Schulze, können Sie mich hören? Wenn ja, dann bewegen Sie den Zeigefinger.«
Peter Schulze bewegte den linken Zeigefinger auf und ab.
»Wunderbar. Was ist mit den Zehen, können Sie Ihre Zehen bewegen?« Der Arzt schüttelte beinahe ungläubig den Kopf. »Frau Schulze, Sie haben Ihren Mann wieder. Er wird zwar noch einige Wochen bei uns bleiben müssen und danach eine Reha machen, aber
Weitere Kostenlose Bücher