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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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holen.«
    Die Kommissarin rief bei Hellmer an, erklärte ihm die Situation und fragte ihn, wann er im Präsidium sein könne. Er sagte, er brauche nur ein paar Minuten, um sich fertig zu machen, spätestens in einer halben Stunde. Sie bat ihn, auch Kullmer Bescheid zu geben.
    Julia Durant nahm ihre Tasche, gab Kuhn einen Kuss und verließ die Wohnung. Aus den Tropfen war Regen geworden. Sie rannte zu ihrem Auto, stieg ein und startete den Motor. Dann stellte sie das Radio an und hörte laut Musik. Als sie auf den Präsidiumshof fuhr, waren die meisten Parkplätze leer. Das einzige ihr bekannte Auto war das von Berger. Es war eben ein typischer Samstag.
    Berger lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über dem Bauch, als Durant eintrat.
    »Einen schönen guten Morgen«, sagte er. »Hatten Sie eine gute Nacht?«
    »Danke, ich kann nicht klagen. Zumindest bis zu Ihrem Anruf«, erwiderte sie bissig, hängte ihre Tasche über den Stuhl und setzte sich. »Gibt’s außer der Verhaftung noch irgendwas, das mir die Laune verderben könnte?«
    »Unwesentlich. Der Autopsiebericht von Wiesner ist vorhin gekommen. Lesen Sie selbst«, sagte er und schob den Ordner über den Tisch.
    »Hab ich doch richtig gezählt, acht Einschüsse, Kaliber .22. Und 2,9 Promille im Blut! Mein Gott, da würde ich schon längst unterm Tisch liegen. Der Mann war Alkoholiker, wenn ich das richtig lese. Extreme Fettleber, Gamma GT 170, Magengeschwür … Wenn derso weitergemacht hätte, wäre er sowieso über kurz oder lang übern Jordan gegangen. Da hat ihm jemand sogar einen langen und qualvollen Tod erspart«, sagte sie sarkastisch.
    »Trotzdem bleibt es Mord, selbst wenn er auf dem Sterbebett gelegen hätte«, entgegnete Berger. »Und wie es aussieht, haben wir diesmal den Killer schon.«
    »Sind Sie denn sicher, dass sie es war?«
    »Man hat in ihrem Haus eine 22er Smith & Wesson gefunden und den Aktenkoffer von Wiesner. Ich denke, das reicht schon. Die Ballistiker sind bereits dabei, die Abgleiche der Kugeln zu machen. Was sagt denn Ihr Bauch zu der ganzen Sache?«
    »Mein Bauch verhält sich ziemlich ruhig, auch wenn ich am liebsten kotzen würde«, antwortete sie. »Wurde schon ein Haftbefehl ausgestellt?«
    »Nein, Küchler will nachher mit dem Haftrichter sprechen.«
    »Wieso ist Küchler schon wieder informiert worden? Gibt’s in dieser gottverdammten Stadt keinen andern Staatsanwalt außer ihm?«, fauchte sie wütend und beugte sich nach vorn. »Ist das Zufall, oder was geht hier ab? Dauernd höre ich Küchler. Hat sich bei ihm etwa auch der ominöse Anrufer gemeldet?«
    »Frau Durant, seien Sie doch nicht immer gleich so aufbrausend. Nein, der Anruf kam über die Zentrale. Derjenige hat übrigens von einer Telefonzelle aus angerufen.«
    »Ein Mann also. Aber er wollte nicht seinen Namen nennen?«
    »So scheint’s wohl gewesen zu sein.«
    »Okay. Ich will gleich mit Frau Wiesner reden, und zwar unter vier Augen. Hat sie inzwischen irgendwas gesagt?«
    »Nein, sie schweigt noch immer. Sie möchte mit niemandem außer Ihnen sprechen. Hatten Sie sie eigentlich in Verdacht?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Sie sah Berger mit unschuldigem Blick an und holte eine Gauloise aus der Schachtel.
    »Werte Kollegin«, sagte Berger grinsend, »wenn jemand ein ganzes Magazin leer schießt, dann haben wir es hier wohl kaum mit einem Auftragskiller zu tun. Die Frage hat sich doch auch Ihnenzwangsläufig gestellt, wer Wiesner so gehasst haben konnte, oder liege ich da völlig falsch? Hatten Sie nicht wenigstens den Hauch eines Verdachts?«
    »Nicht den Hauch«, antwortete sie, inhalierte und blies den Rauch in Bergers Richtung. »Und wenn ich sie in Verdacht gehabt hätte, was dann?«
    »Es wäre Ihr Verdacht gewesen und nicht meiner, oder?«, erwiderte Berger ruhig. »Aber gut, belassen wir’s dabei. Übrigens, kurz bevor Sie gekommen sind, hat Küchler schon wieder angerufen. Er dringt darauf, dass Sie sich explizit auf den Fall Wiesner konzentrieren.«
    »Und warum? Was ist mit den andern Morden?«
    Die Tür ging auf, Hellmer kam herein und brummte ein »Guten Morgen«. Er hatte die letzten Worte von Durant mitbekommen und zog sich einen Stuhl heran.
    »Kollegen, er will, dass
Sie
diesen Mord aufklären und sich eingehend mit Frau Wiesner beschäftigen.«
    Durant sah Berger mit giftigem Blick an. »Seltsam, da wird ein Banker umgebracht, und mit einem Mal wird dem höchste Priorität beigemessen, und die andern Morde …«
    Berger unterbrach

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