Das Syndikat der Spinne
beschäftigt war. Lassen wir uns überraschen, was die nächsten Tage bringen.«
Auf der Fahrt ins Präsidium sah Julia Durant die ganze Zeit über aus dem Seitenfenster. Sie versuchte krampfhaft einen Zusammenhang zwischen all den Informationen, die in den letzten Tagen auf sie eingestürmt waren, zu finden.
Samstag, 19.15 Uhr
Polizeipräsidium. Berger und Müller saßen allein im Büro und unterhielten sich, unterbrachen das Gespräch aber sofort, als Durant und Hellmer hereinkamen.
»Wir haben uns bereits wegen Montag unterhalten«, wurden sie von Berger begrüßt. Dann richtete er seinen Blick wieder auf Müller und fragte. »Willst du was dazu sagen?«
Müller hatte die Beine übereinander geschlagen und sah die Kommissarin an. »Frau Durant, wie sicher ist Ihre Quelle?«
»Ziemlich sicher«, antwortete sie und hängte ihre Tasche über die Stuhllehne. »Mein Informant hat sehr detaillierte Angaben gemacht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er uns an der Nase rumführt. Aber wie Herr Berger Ihnen bestimmt schon gesagt hat, brauchen wir für die Aktion Leute, auf die hundertprozentig Verlass ist. Wenn bei einem auch nur der Hauch eines Verdachts besteht, dass er nicht sauber ist oder den Mund nicht halten kann, dann sollte er auch nicht mit einbezogen werden. Außerdem schlage ich vor, die Aktion bis eine Stunde vor Beginn geheim zu halten. Auch die Staatsanwaltschaft sollte bis dahin nicht informiert werden.«
»Haben Sie einen triftigen Grund dafür?«, wollte Müller wissen.
»Ja, den hab ich«, antwortete Durant und zündete sich eine Zigarette an. »Ich gehe davon aus, dass entweder hier im Präsidium oder weiter oben ein Maulwurf sitzt. Ich kann mich natürlich auch täuschen, aber im Moment deutet alles darauf hin. Wenn wir nur einen Anhaltspunkt hätten, wer dieser Maulwurf sein könnte.«
»Das ist eine sehr gewagte Hypothese, Frau Kollegin«, sagte Müller grinsend. »Aber wenn Sie meinen.«
»Lassen Sie’s uns doch einfach so machen, wie ich es vorgeschlagen habe. Was können wir schon verlieren? Wenn wir allerdings drei Lkws hochgehen lassen und Heroin im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar beschlagnahmen und gleichzeitig hundert Kinder befreien können, die auch ein paar Millionen wert sind, dann wäre das ein ziemlicher Schlag gegen das organisierte Verbrechen, das müssen Sie doch zugeben. Und damit könnten wir vielleicht sogar den einen oder andern nervös machen und aus seinem Versteck locken. Ich bin gespannt, wie die Staatsanwaltschaft reagiert. Und wenn von dort blöde Fragen kommen, sagen wir, wir hätten von der Lieferung erst kurz zuvor erfahren. Doch dafür brauchen wir die besten Leute. Jetzt weiß ich natürlich nicht, auf welcher Route sie kommen, ob über die A5 von Kassel oder die A3 von Nürnberg. Wenn sie von Berlin kommen, was ist da günstiger?«
»Die A5 ist auf jeden Fall schneller, auch wenn die Kasseler Berge dazwischenliegen«, antwortete Müller. »Aber an einem Montagabend ist dort sowieso nicht viel los, die große Reisewelle Richtung Süden dürfte morgen so weit zu Ende sein. Ich tippe auf die A5.«
»Gut. Die Frage ist nur, wo wir unsere Leute postieren, ohne dass es auffällt«, sagte Durant. »Es dürfen auf keinen Fall Streifenwagen zu sehen sein. Und die Aktion wird erst gestartet, nachdem alle drei Trucks auf den Hof gefahren sind.«
»Wir machen uns am besten übers Wochenende Gedanken und bringen die Montag früh hier auf den Tisch. Wie wollen wir die Aktion nennen?«, fragte Müller.
»Schweinepest«, sagte Hellmer lakonisch. »Was anderes fällt mir dazu einfach nicht ein.«
»Gute Idee«, stimmte Berger zu. »Aktion Schweinepest hört sich gut an.«
»Ach ja, und wenn wir uns über Funk verständigen, dann nur über den abhörsicheren Kanal. Dabei können wir gleich mal testen, wie gut unsere neuen Geräte funktionieren«, meinte Durant mit entschlossenem Blick.
Müller erhob sich und reichte Durant die Hand. Sein Händedruck war fest und angenehm. »Frau Kollegin, meine Hochachtung. Wenn wir am Montagabend Erfolg haben, lade ich Sie und Ihre Kollegen zu einer Gartenparty ein. Meine Frau macht das beste Barbecue der Welt, besser als jeder Ami. Es freut mich, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Aber jetzt will ich wenigstens noch ein bisschen was von diesem Abend haben. Wir sehen uns.«
»Nur noch eine Frage«, sagte Durant, woraufhin Müller sich umdrehte und die Kommissarin ansah. »Sie haben doch heute bei Frau Wiesner eine
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