Das Syndikat der Spinne
sagte Durant.
»Das ging ja schneller, als ich erwartet hatte. Wann und wo?«
»In der Cafeteria im Hertie in Frankfurt-Höchst heute um achtzehn Uhr. Sie sollen eine
FAZ
unter dem Arm tragen.«
»Gut, ich werde dort sein, wenn Sie ihm das bitte mitteilen würden. Ich mach mich auch bald auf den Weg, denn wir haben ja immerhin schon nach vier.«
Nachdem sie noch einmal kurz mit Laskin telefoniert hatte, fuhr sie ins Präsidium, wo Berger sie mit ernstem Gesicht empfing und sagte: »Einer der Festgenommenen hat sich vorhin in seiner Zelle erhängt.«
»Selbst schuld«, erwiderte sie nur. »Und sonst?«
»Nichts weiter. Aber Sie haben mir doch sicher einiges zu berichten, oder?«
»Ich war bei Küchler. Blumenthal ist unser Mann. Er wird schon seit längerem observiert, aber man kommt nicht an ihn ran, dazu ist sein Einfluss zu groß, und er ist wohl auch sehr vorsichtig. Und ich habe die ganze Zeit gedacht, Küchler wäre …. Tja, keiner ist unfehlbar«, seufzte sie und zündete sich eine Zigarette an.
»Frau Durant, nehmen Sie’s nicht so schwer. Sie hatten doch beide irgendwie im Verdacht, und jetzt scheint sich einer zu bestätigen. Seien Sie doch froh.«
»Ich weiß nicht, ob ich darüber froh sein soll. Wenn wir Blumenthal hochgehen lassen, wird es gleich wieder heißen, wir wären Antisemiten. Das stimmt aber nicht, denn ich habe nie was gegen Blumenthal gehabt, auch wenn er mir nicht sonderlich sympathisch ist. Trotzdem habe ich einen Kloß im Hals, wenn ich daran denke, dass wir ausgerechnet Blumenthal … Mein Gott, mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken.«
»Jetzt beruhigen Sie sich erst mal und trinken eine Tasse Kaffee. Und dann erzählen Sie mir in aller Ruhe, wie Küchler darauf kommt, dass Blumenthal kriminell ist. Warten Sie, ich hole Ihnen den Kaffee«, sagte Berger, stand auf, ging zur Kaffeemaschine und schenkte ihren Becher voll. Durant sah ihn ganz verwundert an.
»So, bitte schön.« Er stellte den Becher auf den Tisch und begab sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
»Ganz schlau bin ich auch nicht daraus geworden, aber Küchler hat mir ein paar Dinge gesagt, die mich schon zum Nachdenken bringen. Zum Beispiel, dass Blumenthal Kontakt zu Salvatore Muti pflegt, dem Schwiegervater von Thomas Wiesner. Und Muti ist wegen seiner angeblichen Mafiazugehörigkeit als Minister in Ungnade gefallen und musste seinen Hut nehmen. Auf jeden Fall steht Blumenthal unter Beobachtung.«
»Und wer beobachtet ihn?«
»Das wollte mir Küchler nicht verraten.«
»Und warum nicht?«
Durant zuckte mit den Schultern. »Er behauptet, das alles laufe unter streng geheim.«
»Komisch, ich muss ganz ehrlich sagen, Blumenthal wäre der Letzte gewesen, den ich im Verdacht gehabt hätte. Er mag zwar seine Macken haben, aber er hat es doch eigentlich gar nicht nötig, ich meine, der hat so viel Geld, da braucht er nicht auch noch krumme Geschäfte zu machen …«
»Das ist ja offensichtlich das Problem. Je mehr die Leute haben, desto gieriger werden sie. Und Blumenthal scheint da keine Ausnahme zu sein. Vielleicht geht es ihm auch nur um Macht.«
»Und was hat Küchler jetzt vor?«
»Er trifft sich um sechs mit Laskin. Und danach will er weitersehen.«
»Sie haben Küchler von Laskin erzählt?«, fragte Berger.
»Ja. Irgendwann musste ich doch jemandem von Laskin erzählen. Laskin will nur eins, er will den Mörder von Irina Puschkin ans Messer geliefert sehen, und dafür ist er bereit, ein hohes Risiko einzugehen.Ich habe ihm allerdings zugesichert, dass er ungehindert das Land verlassen kann, sobald er seine Aussage gemacht hat. Und nach dem, was Küchler gesagt hat, scheint hier das Risiko sehr gering zu sein, denn Küchler hat mir außerdem seinerseits zugesichert, dass Laskin vollen Schutz bekommt. Und noch was, ich habe Küchler nicht verraten, wie mein Informant heißt.«
»Aber Laskin hätte doch schon längst abhauen können, oder etwa nicht?«
»Natürlich. Doch er will endgültig Schluss machen, vorher aber noch ein paar Leute hochgehen lassen.«
»Soll ich Ihnen was sagen, Frau Durant, das ist mir alles ein klein bisschen zu kompliziert. Sie haben einen Informanten, Laskin, der aber erst richtig auspacken will, wenn der Mörder seiner Freundin gefunden wurde. Dafür soll er angeblich bereit sein, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Dann noch …«
»Wenn ich Sie unterbrechen darf, aber das ist gar nicht so kompliziert. Natürlich hätte Laskin abhauen können, aber wenn Sie ihn kennen
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