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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Uhr
    Ramona Wiesner empfing die Beamten in einem pastellgrünen Sommerkleid, das einen fast perfekten Kontrast zu ihren rötlichen Haaren bildete. Die tiefen Ränder unter den matten, müden Augen waren noch immer vorhanden.
    »Hallo«, sagte sie und reichte erst der Kommissarin, dann Hellmer die Hand.
    »Hallo, Frau Wiesner. Das ist mein Kollege Hellmer, wir arbeiten fast immer zusammen.«
    »Wollen wir wieder auf die Terrasse gehen?«, fragte Ramona Wiesner.
    »Gerne.«
    »Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Wasser, Saft?«
    »Ein Glas Wasser bitte.«
    »Und Sie?« Ramona Wiesner sah Hellmer an, der seinen Blick über den Garten schweifen ließ. Er drehte sich schnell um und sagte: »Für mich auch ein Glas Wasser, danke.«
    Sie kam kurz darauf mit einem Tablett zurück, auf dem drei Gläser und eine Flasche Wasser standen, stellte alles auf den Tisch und schenkte ein.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz«, sagte sie und deutete auf die Stühle.
    »Danke. Wie geht es Ihnen heute?«, fragte Julia Durant und sah Ramona Wiesner an.
    »Wie soll es mir gehen?« Sie verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln. »Nicht viel besser als gestern. Aber ich werde mich mit den Gegebenheiten wohl oder übel abfinden müssen. Und es wird sicher noch eine ganze Weile dauern, bis ich drüber weg bin.«
    Die Kommissarin trank einen Schluck Wasser und behielt das Glas in der Hand. Sie wollte schon ansetzen, etwas zu sagen, als Ramona Wiesner fragte: »Können Sie mir etwas mehr über die Frau erzählen, ich meine, außer dass sie eine Prostituierte war?«
    Julia Durant schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir Leid, wir kennen bisher nur ihren Namen. Inwieweit Ihr Mann und sie sich gekannt haben, wissen wir noch nicht. Aber wir werden das sicher schnell herausfinden.«
    »Und Sie werden mir auch nichts verheimlichen?«
    »Ich werde Ihnen alles mitteilen, was ich weiß. Ehrenwort.«
    »Gut.« Ramona Wiesner lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Frau Wiesner, was können Sie uns über die Geschäfte Ihres Mannes sagen? Wir haben uns zwar gestern schon mal kurz darüber unterhalten, aber wir brauchen ein paar mehr Details.«
    »Details? Ich wüsste nicht, was ich Ihnen noch sagen könnte. Wissen Sie, mein Mann hat Geschäft und Privatleben sehr genau voneinander getrennt. Tagsüber das Geschäft, abends und am Wochenende die Familie. Ich hatte immer das Gefühl, als wäre dies hier sein Refugium. Er hat gerne und viel mit uns unternommen, auch mit den Kindern allein. Hier zu Hause hat er das Geschäft außen vor gelassen, so weit das möglich war.«
    »Aber Sie haben mir gestern erzählt, er habe sich seit etwa einem Jahr verändert, er sei stiller und introvertierter geworden …«
    Sie wurde von Ramona Wiesner unterbrochen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit dieser Einschätzung richtig liege. Doch es ist schon was dran. Manchmal kam er mir sogar richtig bedrückt vor, auch wenn er das vor mir zu verbergen suchte. Aber ich habe gespürt, dass ihn etwas belastete. Ich habe ihn ein- oder zweimal darauf angesprochen, doch er hat mich immer beruhigt und gemeint, es sei nichts, ich würde mir das nur einbilden. Vielleicht habe ich das auch, ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr.«
    »Hat Ihrer Meinung nach diese Veränderung bis zuletzt angehalten?«
    Ramona Wiesner blickte zu Boden und zuckte mit den Schultern. »Ja, schon. Glaube ich zumindest.«
    »Hatte er jemals berufliche Probleme?«
    Sie lachte auf und antwortete: »Nein, die hatte er ganz sichernicht. Sie sehen ja selbst, uns geht es gut. Das Geschäft floriert und … Ich kann Ihnen zum Beispiel von einer Sache erzählen, die sich im Sommer vergangenen Jahres abgespielt hat. Da wollte ein Kunde Rolex-Uhren im Wert von zwanzig Millionen Mark kaufen. Mein Mann hat zuerst gedacht, da will ihn jemand auf den Arm nehmen, aber dem war nicht so. Der Kunde hat am nächsten Tag tatsächlich noch einmal angerufen, um den Handel perfekt zu machen …«
    »Augenblick«, sagte die Kommissarin und sah Frau Wiesner mit gerunzelter Stirn an, »ein Kunde hat Ihren Mann angesprochen und wollte Uhren für zwanzig Millionen Mark haben? Ist so was üblich?«
    »Nein«, antwortete Ramona Wiesner lachend, wobei sich um den Mund und die Augen kleine Falten bildeten und für einen Moment das Matte aus den Augen verschwand und der Glanz zurückkehrte, »das ist es ganz sicher nicht. Es kann schon mal vorkommen, dass jemand zwei Rolex-Uhren auf einmal kauft, aber

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