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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kommissarin und bat sie, kurz mit ihr unter vier Augen sprechen zu dürfen.
    »Was gibt’s?«, fragte Julia Durant und setzte sich auf die Kante ihres Schreibtischs.
    »Es tut mir Leid, dass ich das gestern übersehen habe. Du musst von mir wer weiß was denken.«
    Die Kommissarin winkte ab und legte eine Hand auf ihre Schulter: »Mach dir keine Gedanken deswegen. Es hat wirklich alles sehr eindeutig ausgesehen. Wenn ihr aus Wiesners Laden zurück seid, dann kümmere dich zusammen mit Kullmer und Wilhelm um die Vita der Puschkin.«
    »Du bist nicht sauer auf mich? Ich meine, ich habe dir gestern am Telefon …«
    »Vergiss es, okay. Es ist nicht deine Schuld.«
    »Danke«, sagte Christine Güttler und umarmte Julia Durant kurz. »Ich hatte vorhin ein verdammt schlechtes Gewissen.«
    »Ich muss jetzt los. Und ihr solltet euch auch beeilen.«
    Gemeinsam mit Hellmer verließ sie das Büro. Ihre Schritte hallten wie immer von den Wänden des alten, düsteren Baus wider, und es gab kaum einen Beamten, der sich nicht auf den Umzug in das neue Präsidium im nächsten Jahr freute.
    »Sag mal«, fragte Hellmer auf dem Weg zum Parkplatz, »wie bist du eigentlich darauf gestoßen? Ich meine, dass das mit Wiesner kein Selbstmord war? Du hattest doch gar keinen Dienst.«
    »Dominik hatte Bereitschaft für die
Bild am Sonntag
, und da kam das mit Wiesner bei ihm rein. Ich selbst habe es erst gestern Morgen von ihm erfahren. Aber frag mich um Himmels willen nicht, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, dass …«
    »Wieder mal deine Intuition?«, wurde sie von Hellmer unterbrochen.
    »Keine Ahnung. Irgendetwas hat mir einfach gesagt, da steckt mehr dahinter. Und außerdem hab ich mich gelangweilt. Dominik hat gepennt, er hat ja fast die ganze Nacht durchgemacht, und ich hatte keine Lust, einfach nur so rumzusitzen. Ich hab’s sogar geschafft, Bock aus seinem Sessel zu holen. Und das Ergebnis siehst du jetzt. Ich hoffe nur, ich hab mich da nicht zu weit vorgewagt.«
    »Quatsch. So wie du das geschildert hast, stinkt das gewaltig nach Mord. Und wie hast du es geschafft, dass Dominik das Ding nur in drei oder vier Sätzen gebracht hat? Und erzähl mir nicht, er wollte nicht eine Riesenstory draus machen.«
    Durant grinste Hellmer von der Seite an und antwortete: »Ich hab ihm einfach die Exklusivstory versprochen, sobald wir die Bestätigung haben und auch die Hintergründe kennen.«
    »Wie hat er denn reagiert, als du ihm gesagt hast, dass er sich zurückhalten soll?«
    »Ich war gezwungen, ihm alles zu erzählen, schließlich musste er seinem Chef eine plausible Erklärung abliefern.«
    Hellmer schloss die Tür des Lancia auf, und sie stiegen ein. Er startete den Motor und schaltete die Klimaanlage an. Sie brauchten nicht einmal zehn Minuten bis zu dem Haus in der Kennedyallee.

Montag, 9.10 Uhr
    Sie begaben sich in den zweiten Stock des um die Zeit des angehenden 20. Jahrhunderts gebauten weißen Gebäudes. Von innen und außen machte alles einen sauberen und gepflegten Eindruck. In dem Haus wohnten trotz der Größe nur fünf Parteien. Die alten Holzstufen knarrten unter ihren Schritten. Hellmer entfernte das Polizeisiegel und schloss auf, ließ Julia Durant an sichvorbeitreten und machte die Tür hinter sich zu. Von einem langen dunklen Flur gingen insgesamt vier große Zimmer, die Küche und das Bad ab.
    »Hier ist es also passiert«, sagte Durant, als sie in dem geräumigen Wohnzimmer standen, das mit einer aufwendigen blauen Ledergarnitur, einem lang gezogenen Bücherregal, einem großen Glastisch und mehreren, in diversen Blautönen gehaltenen Teppichen eingerichtet war. Auf der Fensterbank Grünpflanzen, an der Decke ein Rondell mit Halogenstrahlern, eine Halogenstehlampe zwischen Couch und Sessel, ein der modernen Einrichtung entsprechender Sekretär aus hellem Holz, zwei exzellente Kunstdrucke der berühmten Werke
Nighthawks
und
Summertime
von Edward Hopper an der Wand, eine Designerstereoanlage und ein Großbildfernseher in der Ecke neben dem Fenster, die Lautsprecher kaum sichtbar – alles war perfekt aufeinander abgestimmt.
    Nichts war, so weit die Kommissarin feststellen konnte, seit Samstag verändert worden. Auf dem Glastisch standen noch die Wodkaund Cognacflaschen, auf dem Fußboden lagen die Kleidungsstücke von Wiesner und Puschkin. Sie nahm die Fotos aus ihrer Tasche, vergewisserte sich noch einmal und steckte sie schließlich wieder ein.
    »In dem Sessel hat Wiesner gesessen und hier auf der Couch die

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