Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
sehr anerkannt und gefragt. Bei ihm arbeiten nur die besten Leute, das können Sie mir glauben. Deshalb kommen die Kunden zum Teil sogar aus dem Ausland, um Stücke bei ihm in Auftrag zu geben, wobei er es sich nicht nehmen lässt, hier und da selbst Hand anzulegen. Er hat das Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes von der Pike auf gelernt. Die Wiesners sind seit drei Generationen Experten für Diamanten und andere Juwelen.« Mit einemMal schien sie zu begreifen, dass sie noch immer in der Gegenwartsform sprach, sah die Kommissare an und trank einen Schluck Wasser. »Entschuldigen Sie, ich tue gerade so, als würde er noch leben. Es ist wohl noch nicht genug Zeit vergangen.«
    »Das macht nichts«, sagte Durant lächelnd, »das ist ganz normal. Halten wir einmal fest, Ihr Mann war ein Experte, was Diamanten betrifft. Damit hat er dann vermutlich auch das meiste Geld verdient, oder?«
    »Ja.«
    »In seinem Geschäft kann man aber auch andere Schmuckstücke, zum Beispiel Uhren, kaufen?«
    »Natürlich, es ist schließlich ein Juweliergeschäft, und dort gibt es zwangsläufig auch Uhren.«
    »Sie sagen, dieser angebliche Uhrendeal hat möglicherweise vor etwa einem Jahr stattgefunden. Und seit ungefähr einem Jahr haben Sie auch eine Veränderung an Ihrem Mann bemerkt. Könnte diese Veränderung damit zusammenhängen?«
    Ramona Wiesner schüttelte kaum merklich den Kopf, sah die Kommissarin jedoch kurz darauf nachdenklich an. »Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Aber wenn Sie’s so sagen, dann kommt das zeitlich hin.«
    »Wo könnten wir noch Unterlagen darüber finden, wenn es denn welche gibt?«, fragte Durant, einer inneren Stimme folgend, weiter.
    »In seinem Büro«, antwortete Ramona Wiesner. »Ich zeig Ihnen gerne sämtliche Unterlagen, Sie haben meine volle Unterstützung. Ich will nur, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Und wenn einer der Angestellten Schwierigkeiten macht, dann sollen die mich anrufen. Wie gesagt, Sie haben völlig freie Hand.«
    »Danke. Das erspart uns eine Menge Papierkrieg. Hat Ihr Mann je Unterlagen mit nach Hause gebracht?«
    »Ab und zu, doch das war bestimmt nicht die Regel. Sollte dieser Uhrendeal tatsächlich zustande gekommen sein, müssen Sie im Büro nachsehen.«
    »Gut. Aber wenn ich es richtig mitgekriegt habe, handelte es sich um einen Russen beziehungsweise Osteuropäer, der Ihren Mann kontaktiert hat.«
    »Ja, zumindest hat er es mir so erzählt. Ich weiß noch zu genau, wie aufgekratzt er an dem Abend war. Kein Wunder bei der Summe.«
    »Hat oder hätte er seine Mitarbeiter eingeweiht?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Bestimmte Geschäfte hat er allein erledigt, vor allem, wenn es um sehr große Summen ging oder bestimmte Aufträge einer strengen Geheimhaltungspflicht unterworfen waren, weil es sich um außergewöhnlich prominente Persönlichkeiten gehandelt hat.« Sie machte eine kurze Pause, nahm ihr Glas vom Tisch und trank einen Schluck. Sie behielt das Glas in der Hand, und ihr Blick tauchte für einen Moment in die Flüssigkeit ein. Dann fuhr sie fort: »Wissen Sie, wir haben so schon eine Menge Geld, doch bei solchen Summen kommt schnell bei dem einen oder andern Neid auf. Man sieht sein vergleichsweise mickriges Gehalt und hört dann auf einmal von riesigen Millionengeschäften. Mein Mann hätte aber nie diesen Neid schüren wollen. Dafür war er einfach nicht der Typ.« Es entstand eine Pause, und sie tranken ihre Gläser leer, bevor Ramona Wiesner fragte: »Verzeihen Sie, wenn ich etwas neugierig erscheine, aber wie heißt die Dame, mit der mein Mann am Samstag … Ihre Kollegen haben es mir bisher nicht gesagt.« Sie stockte, und ihr Blick wurde schlagartig traurig.
    »Irina Puschkin.«
    »Das hört sich irgendwie russisch an. War sie Russin?«
    »Ja.«
    »Das klingt alles sehr merkwürdig«, sagte sie und zog die Stirn in Falten. »Ein Russe will Uhren von meinem Mann kaufen, diese Frau war Russin … Und Sie sind sicher, dass sie nicht seine Geliebte war?«
    »Sicher sind wir bis jetzt noch nicht, aber wir gehen stark davon aus. Es gibt auch immer mehr Indizien, dass Ihr Mann und FrauPuschkin ermordet wurden. Doch was die Hintergründe betrifft, tappen wir noch im Dunkeln. Aber um noch mal auf Samstag zurückzukommen. Ihr Mann hat sich nicht anders benommen als sonst? Als er sie angerufen hat, wie klang da seine Stimme? Aufgeregt, erregt, nervös oder ganz normal?«
    »Sie glauben gar nicht, wie oft ich mir das Telefonat seitdem durch den

Weitere Kostenlose Bücher