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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ist«, sagte sie mit ironischem Unterton. »Doch er sollte eigentlich wissen, dass wir alle Fälle diskret behandeln. Aber gut, wenn der Herr Oberstaatsanwalt das so wünscht, werden wir natürlich ganz besonders darauf achten.«
    »Frau Durant, mir ist klar, dass Sie so Ihre Probleme mit bestimmten Leuten haben, aber …«
    »Schon gut, schon gut, Hellmer und ich müssen jetzt los, sonst verpassen wir Wiesner noch. Wir sehen uns später.«
    Hellmer machte die Tür hinter sich zu. Sie waren fast allein auf dem Gang. »Du kannst deinen Mund wohl auch nie halten, was?«, sagte er, während sie mit schnellen Schritten zum Auto liefen.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte Julia Durant spitz.
    »Das mit Küchler eben. Du solltest dir in Zukunft solche Kommentare lieber sparen. Irgendwann kriegst du verdammten Ärger wegen so was.«
    »Ich pfeif drauf. Und halt mir bitte keine Moralpredigten, das kann ich heute nämlich absolut nicht vertragen. Und wenn ich sehe, wie unsere werten Kollegen schlampen, dann kommt mir einfach die Galle hoch. Und wenn du das nicht verstehst, dann …«
    »Nadine ist heute schlecht gelaunt und du jetzt auch noch.« Hellmer schüttelte den Kopf. »Muss wohl am Wetter liegen.«
    »Jetzt fahr endlich los, wir sind eh schon viel zu spät dran. Außerdem ist das alles nicht gegen dich gerichtet.«

Dienstag, 9.40 Uhr
    Sie hielten vor der Villa in Echzell, einem kleinen Ort in der Wetterau, gut zehn Autominuten östlich von Bad Nauheim.Das gesamte Wohngebiet bestand aus nichts als Villen und Bungalows, vor denen einige Luxuslimousinen und Sportwagen parkten. Es war ein weißes Gebäude mit roten Dachziegeln, das von einem hohen Zaun, dichten Hecken und Sträuchern vor neugierigen Blicken geschützt wurde. Lediglich durch ein gewaltiges Tor aus kunstvoll geschmiedetem Eisen konnte man auf das sorgsam gepflegte Grundstück sehen. Die Zufahrt zum Haus war von mannshohen Koniferen gesäumt. Etwa fünfzig Meter hinter dem Tor stand das Haus mit den großen Fenstern, wobei der Begriff Haus schon fast ordinär wirkte angesichts der Ausmaße, die es hatte. Dennoch wirkte die Villa nicht protzig. Sie war angepasst an die andern Häuser, und doch hob sie sich insgesamt von ihnen ab. Das ganze Grundstück war durch Alarmanlagen gesichert wie ein Hochsicherheitstrakt im Zuchthaus. Hellmer drückte auf die Klingel ohne Namensschild, und Thomas Wiesner kam selbst heraus. Er trug eine dunkelblaue Sommerhose und ein weißes, kurzärmliges Hemd mit einer dezent roten Krawatte. Unverbindlich lächelnd reichte er erst der Kommissarin und dann Hellmer die Hand. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr.
    »Kommen Sie bitte rein, aber ich habe wirklich nicht viel Zeit. Ich muss spätestens um elf in der Bank sein. Bitte geradeaus ins Wohnzimmer, meine Frau ist auch da.«
    Sophia Wiesner hatte ein schwarzes Kleid an und stand auf, als die Beamten den Raum betraten. Ihre dunklen Augen blickten misstrauisch und hatten dennoch etwas Feuriges.
    »Herr Wiesner, Frau Wiesner, zuallererst unser Beileid zum Tod Ihres Bruders beziehungsweise Ihres Schwagers.«
    »Danke sehr«, sagte Wiesner und deutete auf die Couch. »Nehmen Sie doch bitte Platz.« Er setzte sich zu seiner Frau, die Hände gefaltet. »Was führt Sie zu uns?«
    »Wir möchten gerne von Ihnen etwas über Ihren Bruder wissen«, sagte Durant und lehnte sich zurück. Wiesner machte einen offenen und doch auf eine eigentümliche Weise reservierten Eindruck, seineFrau hingegen schien mit ihrem Blick die Kommissare abzuscannen, was Durant nicht entging.
    »Was wollen Sie noch wissen? Es ist doch alles klar, oder? Er hatte eine Geliebte, eine Hure, wie uns berichtet wurde. Erst hat er sie erschossen und anschließend sich selbst«, sagte er in einem Ton, der Julia Durant aufhorchen ließ.
    »Hat Ihr Bruder jemals mit Ihnen über diese Geliebte gesprochen?«, fragte Durant ruhig und sah ihn direkt an, wobei er ihrem Blick nur kurz standzuhalten vermochte. Er wirkte für den Bruchteil einer Sekunde nervös, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.
    »Mein Gott, nein! Andreas war ein Einzelgänger. Wir hatten zwar regelmäßig Kontakt, aber über sein Privatleben kann ich gar nichts sagen. Seine Frau haben Sie ja sicher schon kennen gelernt, und ich hatte immer den Eindruck, dass die beiden steinalt miteinander werden würden. Nun, das Leben hält eben stets Überraschungen parat. Dies war leider eine sehr unerfreuliche. Aber um auf Ihre eigentliche Frage

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