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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zurückzukommen, ich hatte nur eine Vermutung, dass er unter Umständen jemanden haben könnte, doch wie gesagt, es war nur eine Vermutung.«
    »Und woher kam sie? Hat er Ihnen gegenüber jemals etwas erwähnt oder eine Andeutung gemacht, was diese Vermutung gestützt hätte?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber wir sind, nein, waren Brüder, und eine Veränderung fällt schon auf. Und er hatte sich verändert. Es war die Veränderung, ich spürte, dass etwas mit ihm vorging, aber was …« Er hob die Schultern und verzog die Mundwinkel zu einem mühsamen Lächeln.
    »Inwiefern?«
    »Er hat sich in letzter Zeit immer mehr zurückgezogen, war weniger mitteilsam als sonst. Doch ich habe dem weiter keine Bedeutung beigemessen. Ich habe natürlich Ramona, meiner Schwägerin, nichts davon gesagt, ich wollte sie nicht noch mehr belasten.«
    »Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie bei einer Bank arbeiten. Hatten Sie dadurch mit Ihrem Bruder geschäftlich zu tun?«
    Thomas Wiesner nickte. Er wirkte sehr gelassen. »Ich weiß zwar nicht genau, was Sie unter geschäftlich verstehen, aber er hatte ein Konto bei uns. Warum fragen Sie?«
    »Routine. Haben Sie je etwas von größeren finanziellen Transaktionen mitbekommen?«
    »Frau Kommissarin«, sagte Wiesner mit einem kurz aufflackernden überheblichen Lächeln, das ihn für Durant auf einmal unsympathisch machte, ohne dass sie genau zu sagen vermochte, warum, »mein Bruder war ein Ass im Diamantengeschäft. Natürlich gab es immer wieder größere Transaktionen. Aber wenn Sie mich nach außergewöhnlichen Geschäften fragen, kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Hat das denn etwas mit seinem Tod zu tun?«
    »Wir versuchen nur herauszufinden, was ihn zu dieser Tat veranlasst haben könnte.«
    »Von welcher Abteilung bei der Kripo kommen Sie eigentlich?«, fragte er.
    »Habe ich das noch gar nicht gesagt? Wir sind von der Mordkommission.«
    »Mordkommission?«, fragte Wiesner erstaunt und beugte sich nach vorn. »Was hat die Mordkommission mit dem Tod meines Bruders zu tun? Ich denke …«
    »Es handelt sich um Mord und Selbstmord. Und damit ist es ein Fall für uns. Wir müssen die Hintergründe klären, und sobald wir damit fertig sind, werden die Akten geschlossen.«
    »Verstehe. Tja«, ein Blick auf die Uhr, »brauchen Sie mich noch?«, fragte Wiesner und erhob sich. »Ich meine, wenn es weiter nichts gibt, ich muss jetzt wirklich los, sonst verpasse ich die Sitzung. Und es macht keinen guten Eindruck, wenn ausgerechnet ich, nun, Sie verstehen sicher … Mein Chauffeur wartet schon.«
    »Wir wollten sowieso gehen. Vielen Dank für Ihre Auskünfte. Auf Wiedersehen.«
    »Moment, eine Frage noch«, sagte Wiesner. »Wissen Sie schon, wann die Beerdigung sein kann?«
    »Ich nehme an, Ihre Schwägerin wird alles in die Wege leiten. Von unserer Seite ist alles klar, es kann mit den Vorbereitungen begonnen werden«, antwortete Durant.
    »Ich denke, es wird für Ramona alles etwas leichter sein, wenn die ganze Sache vorbei ist. Es ist ein großer Schock für sie zu wissen, dass ihr Mann … Na ja, ausgerechnet mit einer Hure …«
    »Ja, das kann ich selbstverständlich nachvollziehen. Und sollten wir noch Fragen haben, können wir Sie dann auch in der Bank erreichen?«
    »Warten Sie, ich gebe Ihnen meine Karte. Sollte ich nicht am Platz sein, hinterlassen Sie bitte eine Nachricht bei meiner Sekretärin.«
    Durant nahm die Karte und warf einen Blick darauf. Sie runzelte die Stirn und sagte: »Sie sind im Vorstand. Das heißt, die ganz großen Entscheidungen gehen über Ihren Tisch.«
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie unter großen Entscheidungen verstehen, aber wenn Sie damit bankübliche Transaktionen meinen, nein, mit so etwas beschäftigen wir uns im Vorstand nicht. Da vertrauen wir auf die Fähigkeiten unserer Angestellten. Und außerdem, was heißt das heutzutage schon, im Vorstand eines Unternehmens zu sitzen?«, sagte Wiesner erneut mit diesem Lächeln, das er schon vorhin gezeigt hatte und das die Kommissarin nicht mochte. »Auf Wiedersehen und einen schönen Tag noch.«
     
    Wieder im Lancia, fragte Hellmer: »Was hältst du von den beiden?«
    »Weiß nicht so recht. Warum sagt er, er habe vermutet, dass sein Bruder eine Geliebte gehabt habe? Warum? Nicht einmal Ramona Wiesner hat auch nur das Geringste geahnt, und die beiden standen sich mit Sicherheit näher. Und sie ist eine Frau. Und Frauen spüren in der Regel, wenn der Mann fremdgeht. Aber die beiden hier sind irgendwie ein

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