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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Handgelenk eine Cartier-Uhr und am rechten ein goldenes Armband. Die Nachbarin hatte nicht übertrieben, und das Foto log auch nicht, wie Durant feststellte, Natascha war eine rassige Frau – lange schmale Finger mit dezent lackierten Nägeln, schlanke Beine mit festen Oberschenkeln, eine fast perfekte Figur. Eine Frau, nach der sich Männer auf der Straße mehr als nur einmal umdrehen, dachte Durant.
    »Wer sind Sie? Und wo ist Irina?«, fragte Natascha und stellte ihre Reisetasche auf dem Boden ab.
    »Kriminalpolizei. Ich bin Hauptkommissarin Durant …«
    »Moment, Moment, was tun Sie hier?«, sagte sie in akzentfreiem Deutsch. »Und wo ist Irina?«
    »Sind Sie Natascha?« Durant ließ die Frage unbeantwortet und blickte die vor ihr stehende junge Frau mit den ausgeprägten Gesichtszügen ernst an.
    »Ja, verdammt noch mal! Was ist hier eigentlich los?«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme.
    »Würden Sie sich bitte setzen, wir möchten uns gerne mit Ihnen unterhalten.«
    Natascha nahm in einem der Sessel Platz, nicht einmal ein Meter trennte sie von der Kommissarin. Sie wirkte sehr nervös, nestelte amRocksaum herum, griff schließlich in ihre Tasche und holte eine Schachtel Zigaretten heraus. Sie zündete sich eine an, inhalierte, sie zitterte am ganzen Körper, obgleich es sehr warm war.
    »Dürften wir auch Ihren Nachnamen erfahren?«
    »Olpitz. Natascha Olpitz.«
    »Frau Olpitz, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Frau Puschkin tot ist.«
    Nataschas Haltung wurde mit einem Mal starr. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie machen Spaß, oder?« Und nach kurzem Überlegen: »Nein, Sie machen keinen Spaß. Irina ist tot? Das kann nicht sein. Nicht Irina, oder?«
    »Doch, so Leid es uns tut. Wir müssten Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen und möchten Sie bitten, diese so genau wie möglich zu beantworten. Fühlen Sie sich dazu in der Lage?«
    »Fragen Sie«, sagte sie mit leiser Stimme, während stumme Tränen über ihr Gesicht liefen. Plötzlich fing sie an zu schluchzen, ihr Körper bebte und vibrierte, sie war kaum in der Lage, die Zigarette zu halten, etwas Asche fiel auf den Boden. Sie war unfähig zu sprechen, Tränen tropften auf ihre Schenkel.
    Julia Durant stand auf, kniete sich vor Natascha hin und fasste sie leicht am Arm. Es war einer dieser Momente, den die Kommissarin hasste, weil sie sich selbst so hilflos fühlte und trotzdem stark sein musste. Natascha drückte ihre Zigarette aus, dann legte sie ihre Arme um den Hals von Julia Durant und den Kopf an ihre Schulter.
    »Schon gut, weinen Sie sich ruhig aus. Warten Sie, hier haben Sie ein Taschentuch«, sagte Durant mit besänftigender Stimme. Nach einer Weile, die der Kommissarin wie eine Ewigkeit vorkam, hörte das Schluchzen auf. Natascha sah sie aus rot geweinten Augen an und schnäuzte sich fast geräuschlos die Nase.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte das nicht«, sagte sie und machte ein verlegenes Gesicht. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und atmete ein paarmal tief ein und aus. Hellmer hatte die ganze Zeit über nur dagesessen und die Szene beobachtet.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, entgegnete Julia Durant und setzte sich wieder. »Geht es jetzt einigermaßen?«
    Natascha nickte und wischte sich noch einmal mit dem Taschentuch über die Augen.
    »Sie waren sehr eng befreundet, nehme ich an«, sagte Durant.
    »Eng befreundet! Irina – ich könnte mir keine bessere Freundin vorstellen. Wir sind zusammen vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen und haben seitdem hier gewohnt. Was ist passiert?«, fragte sie und sah die Kommissarin aus unendlich traurigen Augen an.
    »Irina wurde am Samstag ermordet.«
    »Am Samstag? Wann?«
    »Am Nachmittag. Wann haben Sie Irina zuletzt gesehen?«
    »Am Samstag gegen Mittag. Dann bin ich weggefahren.«
    »Und wohin?«
    Natascha stockte, verzog die Mundwinkel und sagte: »Ich war in Paris.«
    »Allein?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe jemanden dorthin begleitet. Es kam völlig überraschend. Am Vormittag wusste ich noch nichts davon, am Nachmittag saß ich schon im Flugzeug.«
    »Mit wem waren Sie in Paris?«
    »Der Mann heißt Robert Koch, wie der berühmte Mediziner. Er brauchte eine Begleitung für einen Empfang. Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich ihm von Samstag bis heute zur Verfügung stehen könne. Ich habe natürlich Ja gesagt, denn solche Aufträge bringen immer das meiste Geld.«
    »Ich will Ihnen jetzt nicht zu nahe treten, doch Sie sind

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