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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Prostituierte?«
    Natascha nickte zaghaft. »Ja, ich bin eine Prostituierte, aber ich schlafe trotzdem nicht mit jedem. Und an diesem Wochenende wollte der Mann wirklich nur meine Begleitung. Er hat mich während der ersten beiden Tage nicht angerührt, obwohl wir ein Doppelzimmer hatten. Ich habe im Bett geschlafen, er auf dem Sofa. Aber er hat mich sehr gut bezahlt dafür.«
    »Frau Olpitz …«
    »Nennen Sie mich bitte Natascha.«
    »Also gut, Natascha. Ist das normal, dass Sie für ein paar Tage verreisen, um jemanden zu begleiten?«
    »Ja, es kommt öfters vor. Es sind meistens Männer, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen mit ihrer Frau nicht in der Öffentlichkeit zeigen wollen, und dann rufen sie mich oder Irina an.«
    »Heißt das, Sie sind für manche Kunden so etwas wie eine Stammbegleitung?«
    »Ja, durchaus. Herrn Koch habe ich allerdings vorher noch nie gesehen.«
    »Das wäre meine nächste Frage gewesen. Was haben Sie in Paris so gemacht?«
    »Eigentlich sollte ich ihn am Sonntag zu einem Empfang bei einem Grafen begleiten. Dann hat er mir plötzlich ein paar tausend Franc zugesteckt und gemeint, der Empfang finde nicht statt, aber ich solle mich trotzdem bis Dienstagmorgen zur Verfügung halten. Wir sind essen gegangen, einkaufen, und einmal hat er mit mir geschlafen. Obwohl er mich eigentlich gar nicht gebraucht hat, ist es mir so vorgekommen, als würde ich die ganze Zeit beobachtet. Ich kann es gar nicht erklären.« Sie zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: »Einige Kunden sind schon seltsam. Manche reden viel, andere wollen immer nur das eine, und wiederum andere wollen, dass man ihre Frau spielt.«
    »Hat dieser Herr Koch irgendetwas über sich erzählt? Privates?«
    »Er war sehr freundlich, aber auch sehr reserviert. Ich weiß nicht einmal, was er wirklich wollte. Ich weiß eigentlich nichts über ihn, was jedoch nicht ungewöhnlich ist, denn manche wollen so anonym wie möglich bleiben.«
    »Dann lassen Sie uns rekapitulieren. Sie haben also am Vormittag den Anruf erhalten mit der Bitte, diesen gewissen Herrn Koch nach Paris zu begleiten. Da waren Sie noch mit Ihrer Freundin zusammen. Was war in der Zeit zwischen dem Anruf und bis Sie das Haus verlassen haben?«
    »Irina ist gegen zwölf angerufen worden. Sie sollte etwa zwei Stunden lang am Nachmittag einen Geschäftsmann begleiten und dabei seine Frau spielen. Mehr weiß ich nicht. Doch, sie sollte zweitausend Mark dafür bekommen. Sie hat natürlich sofort zugesagt.«
    »Wissen Sie noch, wann am Nachmittag sie diesen Termin hatte und wo?«
    »Ausgemacht war von halb vier bis halb sechs, das habe ich noch mitbekommen. Aber wo«, sie zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
    »Und Sie wissen auch nicht, für wen sie die Ehefrau spielen sollte?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Sagt Ihnen der Name Wiesner etwas? Andreas Wiesner?« Julia Durant holte das Foto aus ihrer Tasche und legte es auf den Tisch. »Das ist Herr Wiesner.«
    Natascha betrachtete das Foto eine ganze Weile und antwortete dann: »Nein, ich habe diesen Mann noch nie gesehen.«
    »Empfangen Sie auch Kunden hier in der Wohnung?«
    »Ganz, ganz selten. Es gibt nur zwei Kunden, die hierher kommen dürfen, denn diese Wohnung ist unser Zuhause, oder besser gesagt unser Refugium.«
    »Mal eine ganz persönliche Frage. Sie haben vorhin erwähnt, sie seien vor sechs Jahren zusammen mit Irina nach Deutschland gekommen. Der Name Olpitz hört sich deutsch an. Kommen Sie aus demselben Ort?«
    »Ja, wir stammen beide aus dem ehemaligen Insterburg. Irina hat Chemie und Physik studiert und ich Englisch und Französisch. Obwohl Ostpreußen seit dem Krieg zu Russland gehört, haben wir immer deutsch gesprochen, zumindest in der Familie. Außerhalb natürlich russisch. Wir sind schließlich dort geboren und aufgewachsen.«
    »Und Sie sind dann nach Deutschland gekommen, um als Prostituierte zu arbeiten?«
    »Ursprünglich nein. Aber wir hatten keine Chance. Unser Studium gilt hier nicht, und wir haben es ja auch nicht beendet. Wir waren noch gar nicht lange hier, da haben wir gemerkt, dass wir mit unserem Körper Geld verdienen können. Und so kam eins zum andern.«
    Die Kommissarin lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Hatte Irina einen Freund?«
    »Ja, Daniel. Die beiden hatten sogar vor zu heiraten. Irina hat sich sehr darauf gefreut. Deshalb hat sie auch nur noch sehr wenige Kunden gehabt. Weiß Daniel schon Bescheid?«
    »Wir haben weder eine

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