Das Syndikat der Spinne
Telefonnummer noch eine Adresse von ihm. Wir hoffen, Sie können uns da weiterhelfen. Er hat seit Samstag einige Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Er hat angeblich sogar versucht, Sie zu erreichen.«
»Ich habe mein Handy aus Versehen vergessen. Und wenn ich jemanden begleite, rufe ich für gewöhnlich nicht bei Irina an. Und umgekehrt war es genauso. Aber Sie wollen die Telefonnummer von Daniel haben. Warten Sie, ich schreib sie Ihnen auf.« Sie erhob sich, holte einen Block und einen Stift und schrieb. Dann riss sie den Zettel ab und reichte ihn der Kommissarin.
Julia Durant warf einen Blick darauf und sagte: »Daniel Laskin, Köln. Ist er Deutscher?«
»Er kommt aus Israel, lebt jedoch schon seit über zehn Jahren in Deutschland. Er leitet ein Computerunternehmen in Köln, hat aber auch eine Wohnung in Frankfurt.«
»Wie gut kennen Sie Herrn Laskin?«
»Ziemlich gut. Er ist ein attraktiver Mann, nicht sehr groß, aber er hat dieses gewisse Etwas. Er und Irina haben sehr gut zusammengepasst. Es wird ein Schock für ihn sein zu hören, dass seine geliebte Irina …« Sie hielt inne, schluckte schwer, erneut lösten sich ein paar Tränen aus ihren Augen. Sie hatte sich aber schnell wieder in der Gewalt, sah die Kommissarin und dann Hellmer an und sagte: »Wie ist es überhaupt passiert?«
»Sie wurde erschossen, von Herrn Wiesner, der sich anschließendselbst gerichtet hat. Herr Wiesner ist oder war Juwelier, und uns würde schon interessieren, ob Irina und er sich gekannt haben.«
»Ich habe diesen Namen wirklich noch nie gehört. Aber wir brauchen nur in ihrem Adressbuch nachzuschauen, da stehen alle Kunden drin. Einen Moment, ich hole es schnell.« Nach einigen Minuten kehrte sie zurück und sagte nachdenklich: »Merkwürdig, es ist nicht mehr da. Wir haben einen besonderen Platz dafür, doch ihres und meins sind beide weg.«
Durant sah Hellmer mit eindeutigem Blick an. »Es war also doch jemand hier und hat gezielt nach diesem Buch gesucht.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Natascha mit gerunzelter Stirn und setzte sich wieder.
»Haben Sie jemals mit der Polizei zu tun gehabt?«
Sie zögerte mit der Antwort, doch schließlich sagte sie, ohne die Beamten anzusehen: »Warum fragen Sie?«
»Reine Routine.«
Natascha nickte. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich seit fünf Jahren für die Polizei als Informantin arbeite. Ich bekomme manchmal Sachen mit, wenn es um Drogen- oder Kinderhandel geht, und …«
»Mit wem arbeiten Sie zusammen?«, wurde sie von Durant unterbrochen.
»Mit Oberkommissar Gebhardt.«
»K60«, sagte Hellmer. »Haben Sie häufig mit ihm zu tun?«
»In letzter Zeit nicht mehr so viel. Er fragt zwar regelmäßig nach, ob ich was für ihn habe, aber ich kriege kaum noch Informationen.«
»Würden Sie uns auch versprechen,
nicht
mit ihm über diese Sache zu reden?«
»Wenn Sie es wünschen.«
Julia Durant sah Hellmer erneut mit fragendem Blick an und gab ihm mit dem Kopf ein Zeichen. Sie standen auf, und die Kommissarin sagte: »Ich müsste ganz kurz mit meinem Kollegen sprechen. Warten Sie bitte hier.«
Sie gingen auf den Balkon. Durant flüsterte: »Sollen wir sie einweihen? Sie macht auf mich einen ehrlichen Eindruck. Was meinst du?«
»Was kann uns schon passieren?«, erwiderte Hellmer. »Sie ist nicht dumm und … Was kann es schon schaden. Auch wenn mir der Gedanke, dass sie und Gebhardt sich näher kennen, nicht ganz geheuer ist. Versuch’s trotzdem.«
Sie begaben sich zurück ins Wohnzimmer und setzten sich. »Natascha, ich würde Ihnen gerne etwas anvertrauen, das bisher nur die Polizei und Frau Wiesner weiß. Irina und Herr Wiesner wurden beide umgebracht. Der Täter hat es aber so hingestellt, als ob Herr Wiesner erst Irina und anschließend sich selbst getötet hat. Wir wissen es inzwischen aber besser. Und nachdem Sie uns gesagt haben, dass sie am Samstag die Ehefrau für jemanden spielen sollte, könnte es durchaus sein, dass dieser Kunde auch ihr Mörder ist. Wir könnten unter Umständen Ihre Hilfe gebrauchen.«
Durant beobachtete jede Reaktion in Nataschas Gesicht, vermochte aber nichts Auffälliges festzustellen.
»Wenn ich Ihnen helfen kann, dieses Schwein zu finden, mache ich alles, was Sie von mir verlangen. Irina war meine beste Freundin, und ich will nichts weiter, als dass ihr Tod gesühnt wird. Und ich verspreche Ihnen noch einmal, mit keinem Menschen darüber zu reden.« Sie hob zur Bestätigung ihrer Worte die rechte
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