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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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fertig.Wie gesagt, entweder kommen meine Kollegen noch heute oder morgen Vormittag. Auf Wiedersehen.«
    Schmitz geleitete die Kommissarin zur Tür. Julia Durant hatte das Gefühl, als ob sich eine eiserne Kette um ihre Brust legen und sich langsam immer enger zuziehen würde. Die Hitze staute sich zwischen den schmalen Straßen und machte das Atmen zur Qual.
    Ihr Weg führte sie nach Hause. Sie holte die Post aus dem Briefkasten, zwei Rechnungen und eine Zeitung, duschte und zog sich frische Unterwäsche an, eine gebügelte Jeans und eine leichte weit geschnittene Bluse. Sie wartete, bis ihr Haar getrocknet war, bürstete es und putzte sich abschließend die Zähne. Als sie in den Spiegel schaute und die dunklen Ränder unter ihren Augen sah, dachte sie: Julia, das ist kein Leben für dich. Aber da musst du durch. Und jetzt reiß dich zusammen. Sie machte sich zwei Brote mit Philadelphia-Brotaufstrich und Tomate und trank dazu eine halbe Flasche Wasser. Anschließend rauchte sie noch eine Zigarette. Sie musste noch einmal auf die Toilette – ein weiterer Blick in den Spiegel, sie grinste sich selbst zu, als wollte sie sich Mut machen –, knipste das Licht im Bad aus, kippte die Fenster im Wohn- und Schlafzimmer, nahm ihre Tasche und ging. Draußen hatte sie das Gefühl, von der Hitze gleich erschlagen zu werden. Warum habe ich eigentlich geduscht?, fragte sie sich und stieg in ihren Wagen. Es war kurz nach halb drei, als sie im Präsidium ankam.

Mittwoch, 14.45 Uhr
    Berger saß schwitzend hinter seinem Schreibtisch, telefonierte und machte sich während des Gesprächs einige Notizen. Er schaute kurz auf. Julia Durant ging zu Hellmer und Kullmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Und?«, fragte sie mit erwartungsvollem, auf Kullmer gerichteten Blick.
    Er grinste, lehnte sich zurück und spielte mit dem Stift in seinerHand. »Sie wollen sicherlich hören, was ich über Gebhardt in Erfahrung bringen konnte. Eine ganze Menge. Also, er hat heute Dienst, und zwar bis etwa siebzehn Uhr. Er wohnt in Offenbach in der Nähe des Kaiserleikreisels, verheiratet, zwei Kinder, achtunddreißig Jahre alt, seit dreizehn Jahren bei der Kripo, davon fünf beim Drogendezernat und knapp acht beim OK, genauer gesagt bei der Abteilung für Menschenhandel, Prostitution und damit verbundene organisierte Kriminalität. Er ist unauffällig und vertritt seinen Vorgesetzten und Kollegen gegenüber immer wieder den Standpunkt, dass Menschenhändler aufs Härteste bestraft werden sollten.« Kullmer machte eine Pause, wippte mit seinem Stuhl und lachte kaum hörbar auf, bevor er fortfuhr: »Ich habe aber alle Einträge dieser Natascha überprüft, wobei mir mein Freund geholfen hat, ohne dass ich Gebhardts Namen erwähnt habe, und siehe da, zu all den aufgeführten Zeitpunkten herrschte absolute Ruhe. Keine Razzien, keine wesentlichen Festnahmen, die mit irgendeiner dieser Sachen in Verbindung gebracht werden könnten, nichts, aber auch rein gar nichts. Dafür schleppte Gebhardt hin und wieder jemanden an, der der Zuhälterei beschuldigt wurde oder ein paar Gramm Heroin oder Kokain bei sich hatte, aber es waren immer nur kleine Fische. Und Müller, sein Chef, hat nichts gemerkt. Ich denke, allein diese Fakten genügen, uns mal ein wenig intensiver mit ihm zu beschäftigen. Oder was meinen Sie?«
    »Gratuliere, sehr gute Arbeit«, sagte Durant anerkennend und fügte hinzu: »Ich hoffe, ihr beide macht heute rechtzeitig Feierabend. Fangt ihn am besten ab, wenn er aus dem Präsidium geht. Lasst euch was einfallen, damit er nicht misstrauisch wird. Sagt ihm von mir aus, dass ihr im Augenblick einen ziemlich heiklen Fall bearbeitet und gut seine Hilfe gebrauchen könntet und ein paar Informationen benötigt, die euch vielleicht weiterbringen. Ihr hättet einen Tipp bekommen, dass in den nächsten Tagen ein größerer Transport mit Heroin und Kokain aus dem Osten in Frankfurt eintrifft. Das ist jedoch nur ein Vorschlag von mir. Wenn ihr eine bessere Idee habt, dann lass ich euch völlig freie Hand. Aber wenn ihrmit ihm fertig seid, dann so, dass er die Hosen so gestrichen voll hat, dass er freiwillig mit uns zusammenarbeitet … Wisst ihr denn schon, wo ihr mit ihm hingeht?«
    Kullmer nickte dreckig grinsend. »Ich kenne da in Sachsenhausen ein wunderschönes leer stehendes Fabrikgebäude, das demnächst abgerissen werden soll. Dort hört ihn keiner.«
    »Hervorragend. Aber ihr ruft mich an, wenn alles vorbei ist.«
    »Logisch.«
    Die Tür ging auf,

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