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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Mit Viren und Bakterien wollte er nie was zu tun haben. Ein Mal Malaria hatte ihm gereicht. Alles lief falsch.
    »Wo ist meine Mama?« Das Mädchen. Ging das schon wieder los? Gaddafi sah weg.
    »Sie können es mir doch sagen, ich kann sowieso nichts machen.«
    Tiger drehte sich um. »Wo ist meine Mama?«, äffte er sie nach. Gaddafi steckte sich einen Kaugummi in den Mund, steckte das Papier in die Hosentasche, verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Halt dich raus, dachte er, und dann merkte er, dass er nun auch Kaugummi kaute. Wie Tiger.
    »Sie arbeitet in einem Labor mit gefährlichen Sachen. Haben Sie mich deswegen entführt? Sie sind Terroristen, oder?«
    Es reichte ihm. »Du sollst aufhören mit deinen Fragen! Hab ich dir das nicht deutlich genug gesagt?«, herrschte er sie an.
    Sie nickte langsam, ließ ihren Blick zum Stahlbehälter wandern, sah ihn wieder an und schwieg.
    Verfluchtes Kind! Mit Kindern wollte er auch nichts zu tun haben. Und jetzt das.
    Er holte das Papier wieder aus der Tasche, spuckte den Kaugummi hinein und steckte es wieder ein. So wenig Spuren hinterlassen wie möglich, lautete das oberste Gebot. Auch wenn sie sofort nach der Sache wegflogen. Weit weg. Tobago.
    »Ist da eine Bombe drin?«
    Er gab keine Antwort.
    »Wohin fahren wir?«
    »Jetzt reicht’s!« Er griff neben sich, riss ein Stück Klebeband von der Rolle und klebte es ihr über den Mund. Mit einem Kabelhalter fesselte er ihr die Hände auf den Rücken.
    Jetzt war endlich Ruhe.
    Aber da waren noch ihre Augen, die ihn anstarrten. Er drehte sich weg.

71
    Brüssel
    Das Marriott -Hotel war, wie Darlene erfahren hatte, ein vor allem auch bei Nacht wegen der Beleuchtung imposantes Gebäude, ursprünglich 1870 als Theater erbaut, dann 1922 zum Grand Hotel Central umfunktioniert, nur wenige Minuten vom weltbekannten Grand Place entfernt und den kleinen Gassen, die nicht nur von exklusiven Geschäften, sondern vor allem von unzähligen Restaurants und Cafés gesäumt wurden. Darlene hatte es sofort gefallen.
    »Darlene?« Sara stand mit ihrem zusammengeklappten Notebook unter dem Arm vor ihr in der Suite. »Ich würde gern Ihre Rede noch einmal durchgehen. Ich habe ein paar Änderungsvorschläge. Wir sollten auf jeden Fall diese Internetkampagne ansprechen.«
    »Ja, unbedingt. Ich würde aber jetzt gern erst mal ein Bad nehmen und mich eine Stunde hinlegen. Wir haben ja noch Zeit.«
    »Sicher, rufen Sie mich, wenn Sie so weit sind.«
    Sara ging, und Darlene warf noch einen Blick ins Schlafzimmer, wo Silva mit offenem Mund schlief. Mum, ich will aber bei dir in dem großen Bett schlafen, hatte sie gleich gesagt, als sie die Suite betreten hatten. Alles war gut. Sie wurden von fünfundzwanzig eigenen und unzähligen anderen Sicherheitsleuten beschützt. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Allmählich sollte sie die Angst, jeden Augenblick Opfer eines Anschlags zu werden, überwunden haben. Sie durfte einfach nicht zulassen, dass die Angst so viel Raum beanspruchte. Angst engt ein, macht unfrei, verhindert kühne Pläne, Fortschritt.
    Sie war Vorbild. Und deshalb musste sie die Angst überwinden.
    Im großen Badezimmer zog sie den schwarzen Hosenanzug aus. Sie realisierte die Fettpölsterchen an den Hüften und am Gesäß, und sie sagte sich wie jedes Mal, dass sie zu ihrer Figur gehörten. Ja, dass sie ihre Figur erst ausmachten und dass sie nicht daherkommen wollte wie eine magere Ziege. Syd mochte das auch nicht.
    Dann stieg sie in den duftenden Schaum. Die nächsten beiden Stunden würden nur ihr gehören. Ihr allein. Und sie würde an nichts Beunruhigendes denken. Das nahm sie sich fest vor. Sie wiederholte es, denn ihr Inneres wollte nicht daran glauben.

72
    Grenoble
    Karen kannte Gefangenschaft, Geiselhaft, sie wusste, wie es war, wenn man der Willkür anderer Menschen ausgeliefert war. Wie aber musste es sich anfühlen, wenn man in einem Körper gefangen war, der nach und nach verfaulte? Wie musste es sein, wenn man allein damit war, weggesperrt von anderen, weil man eine Gefahr geworden war?
    Die Lüftung rauschte, und ein blaues Licht schimmerte Karen aus dem Quarantänezelt entgegen.
    Marie Traessarts Anruf hatte sie noch in Cortots Haus erreicht. Thierry hat den Überfall auf das CRSSA beobachtet! Sie fahren einen weißen Lieferwagen. Thierry hat die Wissenschaftler gerettet! Sie sind im CHU, im Centre Hôpital!
    Und was ist mit Thierry?, wollte Karen wissen.
    Bringen Sie ihn zurück!, hatte sie gesagt und

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