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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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ist zu kompliziert«, sagte sie nur. Sie musste so schnell wie möglich zum CRSSA , sie musste herausfinden, was passiert war. Du darfst jetzt nicht einfach aufhören.
    Sie brauchte eine Mission, sonst würde sie nicht überleben.

70
    Der weiße Lieferwagen fuhr in unauffälligem Tempo und meist auf der rechten Fahrspur. Noch fast sechs Stunden, dachte Gaddafi und sah durch die Lücke zwischen den Vordersitzen hindurch in die dunkle Nacht. Alles war glattgegangen. Ein Virus hatte die Videoüberwachung gelöscht. Eine fingierte Meldung hatte die Sicherheitskräfte in einen anderen Trakt abgezogen. Bestes Timing also.
    »Scheiße«, sagte Gilles am Steuer, »da steht plötzlich diese Tusse vor der Tür. Ich sag Roth Bescheid. Und er will sie haben. Was sollte ich denn machen?«
    »Scheiße«, sagte Tiger. »Du hättest sie gleich mitnehmen sollen. Jetzt müssen wir noch mal zurück in die Wohnung. Wer ist das überhaupt?«
    »Wir fahren nicht mehr zurück«, sagte Gaddafi. »Zu gefährlich.«
    »Du hast sie wohl nicht mehr alle!«, fuhr Tiger ihn an. »Er hat jedem fünftausend mehr versprochen.«
    »Die nutzen dir nichts, wenn du im Bau bist.«
    »Gilles!«, schrie Tiger »Los, du fährst jetzt in die Stadt zurück! Ich will meine extra fünf Mille.«
    »Halt die Klappe«, sagte Gilles, »Gaddafi hat recht. Wenn sie uns schnappen, nutzen dir die läppischen fünf Scheine auch nichts.«
    »Ihr seid wie zwei alte Waschweiber! Habt ihr mal überlegt, dass ihr zu alt und zu ängstlich geworden seid für den Job?«
    »Schnauze!«, sagte Gaddafi. Er war sowieso schon stinksauer. Gilles und Tiger hatten ihm was verheimlicht. Er hatte nur noch zusehen können, wie der Wagen in den Abgrund stürzte. Das war nicht abgesprochen.
    Anweisung von oben, hatten Gilles und Tiger geantwortet und mit den Schultern gezuckt. »Wir sollten es erledigen.«
    »Der Typ glaubt, er kann alles kriegen, ja?«, fragte Gaddafi. »Und ihr macht es auch noch. Warum dieser Autounfall? Jetzt haben wir noch zwei Morde mehr am Hals!«
    »Ein paar mehr oder weniger ...«, sagte Tiger und kicherte.
    Gaddafi kratzte sich über sein unrasiertes Kinn. Die Masken hatten sie längst abgenommen. Das Kind ist nur ein Druckmittel, hatte es geheißen, wenn alles vorbei ist, bringt ihr es zurück. Und jetzt? Gaddafi sah zu dem Mädchen hinüber, das noch immer schlafend in der Ecke kauerte. »Und was sollen wir ihr sagen, wohin wir sie bringen?« Je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er.
    »Wir sagen ihr noch gar nichts«, meinte Gilles. »Sie kennt ihn doch sowieso nicht.«
    »Und warum will er, dass wir sie zu ihm bringen?«, fuhr Gaddafi auf, »dieser Typ ist ein sadistisches Arschloch.«
    »He, es gibt Kinder, die sind schlimmer dran, du warst doch auch im Kongo, oder?«, sagte Tiger mit einem Blick über die Schulter und zwinkerte.
    »Scheiß auf den Kongo!«, sagte Gaddafi. Er hatte eine Stinkwut.
    »Mir ist egal, was er ist«, Gilles sah ihn im Rückspiegel an, »ich will meine Kohle und dann ab in die Karibik.«
    »Genau!« Tiger grinste breit.
    »Und dort habt ihr alles vergessen, oder?«, sagte Gaddafi heftiger als gewollt.
    »He, spielst du jetzt den Heiligen, oder was?«, kam es von Gilles.
    »Mann, warum hast du überhaupt mitgemacht?«, fragte Tiger.
    »Ja, warum?«, fragte Gilles herausfordernd.
    Gaddafi antwortete nicht. Er hatte seine Gründe.
    »Sie haben mich entführt, stimmt’s?« Das Mädchen war aufgewacht.
    Gaddafi dachte, scheiße, jetzt ist es so weit. Jetzt müssen wir es ihr sagen.
    »Du bist eine ganz Clevere, was?«, brummte Gilles von vorn.
    »Und was fordern Sie?«, fragte das Mädchen und sah ihn, Gaddafi, an. Sie war acht, oder?
    »Halt die Klappe!«, fuhr er sie an.
    »Das ist doch nur eine ganz normale Frage«, sagte sie erstaunlich ruhig.
    »Ist sie nicht!«
    »Doch. Ich tue doch gar nichts.«
    Die Kleine hatte Mumm, setzte ihn schachmatt mit ihren tonlosen Sätzen ... »Die ist eine echte Nervensäge«, sagte er nach vorn.
    Tiger drehte sich um. »Wir hätten ihr zwei Schlaftabletten mehr geben sollen.«
    »Sie sind mir eine Antwort schuldig«, sagte das Mädchen wieder.
    Er packte sie am Arm, sodass sie zurückzuckte. »Pass mal auf, du Neunmalkluge: Wir sind dir gar nichts schuldig.«
    Die Kleine antwortete nicht, sondern sah ihn nur mit diesen großen Augen an.
    »Kapiert?«
    Sie nickte, und er ließ ihren Arm los.
    Er lehnte sich zurück und betrachtete links neben sich die Stahlbox mit den Druckbehältern.

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