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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Körper, wie er so dalag und die letzten Minuten genoss, sich in Stimmung brachte, bevor er aufbrechen würde.
    Die Linie Kokain hatte er sich freiwillig reingezogen, und er dachte gerade, dass es schon komisch sein musste, wenn sich so ein Zeug durch einen Chip ausschüttete und man keine Ahnung davon hatte, als ihn ein schriller Klingelton zusammenfahren ließ. Er griff neben die Liege auf den Marmorboden und hob sein Handy auf. Tom.
    Um diese Zeit rief sein Mitarbeiter selten an. Sofort war er alarmiert. Es war doch wohl nichts falsch gelaufen?
    »Ich dachte mir schon, dass Sie noch nicht schlafen«, fing Thomas Lang an, und Roth überlegte, ob der noch drei Stockwerke unter ihm im Büro saß, »in Paris rechnen sie mit einem Anschlag mit Biowaffen. Ich hab gerade die News gecheckt.«
    »Oh.« Roth musste lächeln.
    »Und in Grenoble haben sie aus einem Forschungslabor des Verteidigungsministeriums ein Pest-Aerosol gestohlen.«
    »Woher haben Sie das denn, Thomas?« Er gab sich Mühe, überrascht zu klingen.
    »Ich hab meine Ohren und Augen überall, so haben Sie es mir doch beigebracht.«
    Roth sah ihn vor sich, den hochgewachsenen, mageren Deutschen, den Überflieger, der vier Sprachen fließend sprach, der über eine enorm schnelle Auffassungsgabe verfügte und ziemlich ehrgeizig war. Roth müsste sich etwas einfallen lassen, um ihn in seinem Team zu behalten.
    »Wir sollten Aktien kaufen«, meinte Lang.
    »Aha.«
    »Es gibt eine Pharmafirma, die anscheinend einen Impfstoff entwickelt hat ...«
    »Gut.«
    »Sie gehört zum Dubois-Konzern. Gustave Dubois ... Baron ...«
    »So?«
    »Ja. Achtzigtausend Euro?«
    »In Ordnung.«
    »Dann noch eine gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Tom.« Roth musste wieder lächeln. Aus seinem Privatvermögen hatte er längst hundertfünfzigtausend Euro investiert – und zur Sicherheit auch noch eine Einheit Impfstoff.
    Er hatte gleich gewusst, dass man die Hinweise auf Paris begierig aufnehmen würde. Sogar sein eigener – und bester – Mitarbeiter war darauf angesprungen.
    Es wurde Zeit, er musste sich anziehen. Als Belohnung würde er sich das kleine asiatische Mädchen schenken – und diese Journalistin mit der Narbe. Aber alles der Reihe nach.

75
    Gaddafi stopfte den blauen Monteuranzug zu den anderen beiden in die Mülltüte und gab sie nach vorn zu Tiger.
    Sie lagen gut in der Zeit. Wenigstens das. Ohne Probleme hatten sie den weißen Lieferwagen in einem Gewerbegebiet, achtundzwanzig Kilometer von Lyon entfernt, unmittelbar neben der A 43, gegen einen bereitstehenden blauen einer Installationsfirma getauscht und waren ungestört weitergefahren. Hinter Beaune, wo sie auf die A 6 nach Paris hätten wechseln müssen, hatte er aufgeatmet, denn ab hier rechnete man nicht mehr mit ihnen.
    Der Job war so gut wie erledigt, sie saßen in einem unauffälligen beigen Renault, die Behälter waren mit Zündern versehen und alle bis auf einen im blauen Lieferwagen der Installationsfirma geblieben. Gaddafi sah kurz zu dem Mädchen hinüber. Nur die letzte Aufgabe stand noch bevor.
    »Mann, endlich sind wir das Zeug los«, sagte Gilles von vorn. »Stellt euch mal vor, die Dinger wären undicht gewesen.«
    »Dann hättest du schon ein paar hübsche Pickel im Gesicht ...« Tiger kicherte.
    »Pickel!«, brummte Gilles.
    »Scheiße«, sagte Tiger, »wenn man so was abkriegt.«
    »Uns passiert nichts«, sagte Gilles, »das hat Roth gesagt. Und es ist ja auch nichts passiert.«
    »Die zünden die doch nicht, oder?«, meinte Tiger, seine Stimme klang auf einmal ängstlich, »also ... ich trau dem Roth nicht. Ich geh jedenfalls nicht ohne Knarre zu dem hin.«
    Gaddafi sah wieder zu dem Mädchen hinüber. Nein, sie sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Es war schlecht, ganz schlecht, wenn er jetzt diese Gedanken hatte. Er kämpfte dagegen an, schon die ganze Zeit, aber die Erinnerungen waren immer stärker geworden, immer zwingender, bis er kapituliert hatte.
    Sie hatten ihr den Namen Amalia gegeben. Es war ihr erstes Kind – und ihr letztes. Manchmal, wenn er die Augen schloss, sah er alles vor sich. Die Sonne schien von einem hellblauen Himmel. Einer der ersten Frühlingstage in Tunis. Wochenende. Ein Ausflug ans Meer mit Frau und Kind. Ich liebe dich. Ihr Gesicht, das ihn anlächelt. Haben wir nicht etwas Wunderschönes geschaffen, du und ich?, hatte sie noch im Auto gesagt, hatte sich zu ihm herübergebeugt und ihn geküsst. Amalia auf ihrem Arm. Ihre Lippen so weich und duftend, sie war die

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