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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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wenigen Minuten die Nachricht von einer Pestinfektion in Grenoble verbreitet, wollen Sie dafür verantwortlich sein?«
    Wenige Minuten später stand sie vor einem anderen Raum mit einem Quarantänezelt.
    »Sie bekommt starke Schmerzmittel«, erklärte die Krankenschwester auf einmal mit freundlicher Stimme. »Es war ein schlimmer Unfall. Ein Wunder, dass sie überhaupt überlebt hat.«
    »Ist sie auch infiziert? Wie ist das überhaupt passiert?«
    »Das wissen wir nicht.«
    In diesem Augenblick drehte die Frau den Kopf zu ihr.
    »Ich glaube, sie will etwas sagen«, meinte Karen.
    Die Krankenschwester schaltete das Mikro frei.

73
    Wie schnell konnte man fahren, ohne von der Polizei angehalten zu werden? Karen trieb die Autos auf der linken Spur vor sich her, fegte sie einfach weg. Sie war erleichtert, seit sie das Krankenhaus und Paul Cortots Schicksal hinter sich lassen konnte. Gab es etwas Schlimmeres als Hoffnungslosigkeit? Wie lange würde Paul Cortot noch atmen? Würde seine Frau ihn noch einmal sehen? Wie könnten sie sich voneinander verabschieden? An all diese Fragen wollte sie nicht denken, aber sie drängten herauf, und je entschlossener sie sie unterdrückte, desto lauter riefen sie.
    Gibbs sah aus dem Fußraum zu ihr hoch, als sie sich die Tränen mit dem Ärmel abwischte. Sie konnte nichts dagegen tun, die Tränen kamen einfach, als hätten sie sich seit Jahren schon angesammelt.
    »Gibbs, du bist der Einzige, der mich weinen sehen darf, okay?«
    Der Hund sah sie weiter an, ruhig und ernst, und sie musste noch mehr weinen. Es gab Augenblicke, da glaubte sie, das ganze Leid auf der Welt nicht mehr ertragen zu können, dann sehnte sie sich nach einem Menschen, der sie festhielt, sie, Karen Burnett, die Journalistin mit dem Press Award – und Tochter der unerschrockenen Jane Burnett –, und der sie tröstete ...
    Karen, du jammerst hier herum, schalt sie sich, wie fühlt sich erst Lan Peyroux?
    Sie haben meine Tochter, hatte sie gesagt. Sie heißt Linh. Sie müssen sie retten. Ohne Polizei. Sonst töten sie sie. Dann war sie zurückgesunken, hatte sie, Karen, allein gelassen mit diesem Auftrag.
    Aber wo sollte sie suchen? Und wie sollte sie das Mädchen überhaupt finden? Irgendwo in einem Auto auf dem Weg nach Paris, dorthin, wo dieser Kongress stattfinden sollte? Riegelte die Polizei nicht schon alles ab? Sollte sie also doch der Polizei Bescheid geben?
    »Gibbs, was soll ich nur tun?«
    Der Hund sah wieder zu ihr hoch und wedelte mit dem Schwanz.
    »Und was heißt das?«
    Manchmal brauchte man Stunden, Tage, Jahre, manchmal reichte ein ganzes Leben nicht, um einen Zusammenhang zwischen zwei Ereignissen zu erkennen, und manchmal brauchte man noch nicht einmal Sekunden.
    Die Nachricht kam in diesem Augenblick im Radio.
    »Die Frau des amerikanischen Präsidenten ist heute Abend in Brüssel eingetroffen. Die First Lady wird das Europäische Festival des politischen Films besuchen, dort und auf den sich anschließenden Empfängen mit mehreren europäischen Regierungschefs zusammentreffen ...«
    Die First Lady. Brüssel.
    Nur wenig später hatte sie Nyström am Telefon. »Sie fahren nach Brüssel, nicht nach Paris, und es sind Pestbakterien.«
    Nyströmt meinte, die Berater von Darlene Redmond würden sie schnellstens ins Flugzeug setzen und nach Hause verfrachten. »Sie werden sie wohl kaum diesem Risiko aussetzen.«
    »Nyström, ich bin sicher, der Anschlag soll in Brüssel stattfunden. Du musst Näheres rausfinden!«, drängte sie.
    »Wir haben noch keine besseren Quellen«, sagte Nyström, »Karen, das ist nicht mehr deine Sache, okay? Lass die Finger davon.«
    Du willst eine gute Journalistin sein? Dann darfst du dich nicht abschrecken und einschüchtern lassen. Und auf keinen Fall einfach aufgeben. Jane Burnett.
    »Mom, du wirst mich wohl nie in Ruhe lassen«, murmelte sie.
    Linh. Sie heißt Linh. Sie müssen sie retten.
    Der Audi vor ihr schwenkte endlich nach rechts, sie zog an ihm vorbei.
    »Karen?«, kam es aus dem Telefon.
    Sie legte auf.

74
    Brüssel
    Das goldene Licht streichelte das Interieur. Roth atmete tief durch, während er auf seiner Liege lag. Er wusste genau, was mit ihm passierte. Die erhöhte Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin, deren Ansammlung im synaptischen Spalt erzeugt eine höhere Aktivitiät der Nervenzellen. Herzfrequenz und Blutdruck steigen, Schmerzrezeptoren werden gehemmt. Müdigkeit wird unterdrückt, der Tastsinn beeinflusst. Schauder jagten ihm über den

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