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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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deiner Mama.«
    Linh schüttelte den Kopf, ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ich bringe dich zu deiner Mama, das hatten die Männer bestimmt auch zu ihr gesagt – und sie dann hierhergebracht. So musste es gewesen sein. Kein Wunder, dass Linh ihr misstraute.
    Endlich, die Öffnung war groß genug, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Und was war mit ... dem Tier, das in diesem Terrarium lebte? Der feine Sand knirschte unter ihren Sohlen. Hatte es sich hier eingegraben? Gab es vielleicht gar keins? Aber ... es roch nach Tier ... Nein, jetzt hatte sie keine Zeit für ihre Albträume, sie streckte den Arm aus. »Linh, komm!«
    Doch Linh schrie auf, und Karen folgte dem entsetzten Blick des Mädchens durch die Scheibe. Etwas Großes kroch unter der Couch hervor, bewegte sich auf das Terrarium zu, etwas Dunkles. Mit offenem Mund starrte Karen auf die riesige Boa constrictor, der Körper so dick wie der Oberschenkel eines kräftigen Mannes.
    Der Kopf hob sich, schwebte nur noch zwei Meter vor ihr hin und her, Linh brüllte, und da endlich riss Karen die Sig Sauer hoch und drückte ab. Sie traf genau in den Kopf, spritzend explodierte er, ein zweiter Schuss schleuderte den Schlangenkörper nach hinten, er klatschte gegen die Wand, prallte ab und fiel auf den Fußboden. Jetzt nicht nachdenken, sagte sie sich, mach weiter, raus hier. Schon zog sie Linh hinter sich her aus dem Terrarium, nur weg hier, weg von dem Horror, weg von dem Geruch, der aus den finsteren Winkeln ihrer Erinnerung heraufstieg ...
    Unten auf der Straße blieb sie kurz stehen und holte Atem, ihr Herz raste. Als sie sich umsah, glaubte sie, sie sei in ein Zeitloch gefallen. Die Straße war leer, keine Autos, keine Fußgänger, nur am Rondell vor dem Aufgang zum Jubelpark entdeckte sie noch die Blinklichter der Polizeiwagen.
    Und still war es. Eine für eine Großstadt unnatürliche Stille hatte sich ausgedehnt, wie ein Vakuum, das alles erstickte. Die Menschen hatten sich in ihre Häuser und Wohnungen geflüchtet, Fenster und Türen fest verschlossen, und nur sie, das Mädchen und der Hund standen hier draußen. Jetzt schneite es sogar nicht mehr, und zwischen den Wolken schimmerte Sonnenlicht hervor.
    Linh ließ ihre Hand nicht los. Die kleine Kinderhand war ganz feucht.
    »Jetzt ist alles gut«, sagte Karen. »Wir fahren zu deiner Mama.«
    Linh nickte nur. Sie kletterte auf den Rücksitz, Gibbs sprang zu ihr und leckte ihr vorsichtig die Hand. Linh umarmte ihn wie einen Teddy, vergrub ihre Nase in sein Fell, und Gibbs bewegte sich nicht.
    Gerettet, dachte Karen, ich habe Linh gerettet. Beinahe hätte sie angefangen zu weinen.
    »Jetzt rufen wir deine Mama an, ja?«, sagte sie und drehte sich nach hinten um.
    Doch Linh schlief schon, die Arme um Gibbs geschlungen, der Karen mit seinem ernsten Blick ansah, als wollte er ihr versichern, es ist alles in Ordnung. Und dann kamen ihr doch die Tränen. Rasch wischte sie sich mit dem Ärmel über die feuchten Wangen. Hör auf, Karen, es ist noch nicht vorbei.
    Sie gab langsam Gas, fast lautlos setzte der Lexus sich in Bewegung.
    Als Erstes würde sie Lan anrufen.
    Und dann war da noch dieses verwirrende Foto. Es steckte in ihrer Jackentasche.

86
    Das Wasser unter ihm im Kanal musste scheißkalt sein, und Fabio Izquierdo war froh, dass er nicht einer der beiden Taucher war, die da unten rumschwammen. Nach so vielen Jahren bei der Polizei hatte er seine Emotionen ziemlich gut im Griff, aber wenn er drüben im Streifenwagen die Fresse des Nigerianers hinter der Scheibe sah, packte ihn doch die Wut, am liebsten hätte er ihn aus der Wärme des Autos gezerrt und ihm den Kopf so lange unter Wasser gehalten, bis er krepiert wäre. Izquierdo wandte sich ab, wenigstens in der Fantasie konnte er seiner Wut freien Lauf lassen.
    Alarm in Brüssel. Zuerst wollte keiner raus. Sollen die Mörder jetzt ungeschoren davonkommen?, hatte er gewettert. Alle wurden mit dem Chip geimpft, und dann hatte keiner mehr eine Ausrede. Die Stelle an seinem Oberarm brannte immer noch. Er war bestimmt kein ängstlicher Mensch, aber Stiche und Spritzen konnte er nicht ausstehen.
    Unter ihm im Kanal tat sich was. Die Taucher hängten etwas großes Schwarzes an den Kran. Ein in schwarze Plastikfolie verschnürtes Paket, es gehörte nicht viel Fantasie dazu, auf den Inhalt zu schließen.
    Sein Handy klingelte, er zog es aus seiner Daunenjacke. A las er auf dem Display. A wie Anna Scarafia .
    Seit sie abgefahren war, hatten sie schon x-mal

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