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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Thibault doch zu ihnen gehörte? Wieso hatte sie ihm überhaupt geglaubt? Sie warf Michael, der im Türrahmen stand, einen hilfesuchenden Blick zu. Er wirkte weder unruhig noch besorgt.
    »Wir untersuchen den Anschlag auf das Chameau noir von gestern Abend«, sagte der Mann.
    Sie wartete.
    »Wir möchten das gern im Büro erledigen.«
    Da war sie wieder, die Panik mit ihrer Pranke, die ihr den Hals zudrückte.
    »Wir können es jetzt auch gleich hier erledigen«, sagte sie. Sie merkte, wie der Boden unter ihren Füßen zu wanken begann.
    »Wir würden es begrüßen, wenn Sie uns freiwillig begleiteten, Madame Burnett«, sagte der Mann.
    Sein Lächeln ließ sie frösteln. »Wieso, ich meine ...« Ihre Hände tasteten nach hinten, zu ihrem Schreibtischstuhl, wo die Sig Sauer ... Glaubte sie wirklich, sie könnte die Männer damit bedrohen? Lass das Karen, es ist geradezu absurd. Die Stimme glich der ihrer Mutter.
    »Sie wollen mich zwingen?«
    Wieder das frostige Lächeln des Älteren. Der Jüngere verzog keine Miene.
    »Madame Burnett, es sind lediglich ein paar Fragen, die wir an Sie haben, dann können Sie wieder gehen.« Er deutete über die Schulter zu seinem Kollegen. »Er fährt Sie sogar wieder heim, nicht wahr?«
    Das Nicken des anderen kam zögernd. Nein, sie würde ein Taxi nehmen.
    Als sie an Michael vorbeiging, sagte sie: »Wenn ich bis morgen um diese Zeit nicht zurück bin, ruf Henrik an oder, besser noch, Jonas. Jonas.«
    Henrik, der Chefredakteur von Breaking News, der Nachrichtensendung, für die sie auch aus Afghanistan berichtet hatte, wäre vielleicht zu zögerlich, sein Posten wackelte, aber Jonas vom Hamburger Nachrichtenmagazin, für das sie öfter – dank ihrer perfekten Deutschkenntnisse – arbeitete, würde sofort handeln, da war sie sich sicher. Er wartete nur darauf, Behörden – vor allem Geheimdiensten – Fehlverhalten und Willkür nachzuweisen. Michael nickte. Sie gab ihm keinen Kuss, es erschien ihr nicht richtig.
    Sie trat mit den beiden Männern vor die Tür, ging zwischen ihnen über den Schnee bis zur Gartentür, blieb dort kurz stehen und blickte hinauf ins trübe Licht der Morgensonne.
    Da war auch wieder der braune Hund. Er saß am Tor und sah sie an.
    Sie versuchte noch, das alles zu deuten, doch da sagte der ältere Agent schon: »Kommen Sie!«
    Sein Kollege zog die hintere Tür eines dunkelblauen Audi mit getönten Scheiben auf.
    Zuerst nahm sie den Geruch der Ledersitze wahr, dann erst den Schatten. Auf dem Rücksitz saß schon jemand. Sie zögerte, dann setzte sie sich zu ihm. Der ältere Agent schob sich neben sie und zog die Tür zu.
    »Guten Morgen, Mrs. Burnett«, sagte der Mann links von ihr auf Englisch. Er flüsterte nur. Sein rundlicher, halsloser Körper strahlte etwas aus, das sofort Unbehagen und Widerstand in ihr hervorrief. »Sie sprechen zwar fließend Französisch, aber Englisch ist Ihnen lieber, ja?« Seine wulstigen Lippen glänzten blass.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie absichtlich auf Französisch. »Wer sind Sie?«
    »Gut, wie Sie wollen. Geheimdienst, Abteilung Terrorabwehr«, sagte er, seine Stimme war immer noch leise. »Übrigens, Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung.«
    Sein dünnes Lächeln ließ sie zusammenzucken. »Wenn Sie mir gratulierten wollen, hätten Sie auch eine Karte schicken können.« Sie merkte, wie ihre Stimme zitterte.
    Er lächelte schwach.
    Und sie hatte Angst.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe, Mrs. Burnett. Sie sind die einzige überlebende Zeugin der Explosion.« Seine Augen hatten einen wässrigen Glanz.
    Sie wollte so schnell wie möglich weg aus seiner Nähe, raus aus diesem Auto. Die Enge nahm ihr allmählich die Luft.
    »Sie sagten dem Kollegen am Tatort, dass sie sich mit einem Kollegen namens David French dort getroffen haben«, begann er.
    David also. Sie kamen wegen David ... Das Würgen im Hals wurde stärker.
    »Ja?« Sie konnte sich an den Polizisten nicht mehr erinnern, alles, was nach der Explosion geschehen war, hatte sie wie in einem Nebel wahrgenommen. Aber sie war sich sicher, dass sie David nie erwähnt hatte.
    »Worüber haben Sie sich unterhalten? Sie – und David French?« Seine hellrosa Lippen glänzten feucht, und das Bild von zwei Regenwürmern drängte sich ihr auf. Sie versuchte, ihren Blick auf die schwarze Rückenlehne des Fahrersitzes zu konzentrieren, und sagte: »Ich verstehe nicht, was das mit dem Attentat zu tun haben soll.« Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben, während er wieder sein Lächeln

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