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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Vernetzung von verschiedenen Datenbanken. Alle Sicherheitssysteme, Überwachungskameras, digital lesbare Pässe sind miteinander vernetzt. Und nicht nur die. Alles!
    Wir tun nichts anderes, als Datenbanken miteinander zu verknüpfen. Wir hacken uns zum Beispiel in die Datenbank der Passämter ein. Dank neuer Bestimmungen sind dort auch die biometrischen Daten gespeichert. Die vergleicht unser Programm mit denen, die die Überwachungskamera aufzeichnet. Willst du seine Handynummer wissen?«
    Wieder klackten Tasten, ein neues Fenster öffnete sich. Eine Nummer erschien. »Warte«, sagte Nyström.
    Teecee wählte auf den Tastenfeldern die Ziffernfolge, während die Kamera dem jungen Mann auf dem Bahnsteig folgte. Tatsächlich! Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Handy heraus.
    »Hallo?«, hörte man ihn durch die Lautsprecher am Computer sagen.
    »Hallo Nils, guck mal in die Kamera über dir«, sagte Nyström auf Deutsch ins Mikrofon. Am Bildschirm konnte Karen sehen, wie Nils sich überrascht umblickte.
    »Viel Spaß noch in Brüssel«, schickte Nyström hinterher.
    Teecee klickte weiter auf die Tasten, und drei neue Fenster öffneten sich. »Seine Versicherungen, seine Kreditkarte«, kündigte er an. Der Bildschirm zeigte seinen Kontostand. Minus 4.289 Euro.
    »Technikfreak«, kommentierte Teecee und wies auf die vor Kurzem erfolgte Abbuchung des Elektronikanbieters Saturn Hansa in Höhe von 998 Euro und die über 764,30 Euro für einen Flachbildschirm bei ebay .
    »Wenn er an einem Scanner vorbeigeht oder jemand geht mit einem Kartenleser an ihm vorbei, kann man die Daten von den Kreditkarten oder Pässen mit Chip direkt ablesen«, sagte Nyström. »Es sei denn, er hat seine Geldbörse dick in Alufolie eingewickelt.«
    Ja, das hatte sie alles schon gehört, aber irgendwie war es nie so richtig in ihr Bewusstsein gedrungen.
    »Und seit die Deutschen mit ELENA arbeiten – leider werden sie es ja schon bald wieder abschaffen –, ist es noch ein bisschen einfacher geworden«, sagte Nyström.
    »ELENA?«, fragte Karen, sie kam sich völlig unbedarft vor.
    »Elektronischer Entgeltnachweis«, erklärte Nyström. »Auf einer Karte mit Chip werden alle für Arbeitsamt, Versicherungen und Arbeitgeber relevanten Daten gespeichert. Also Fehltage, Urlaubstage, Elternzeit ... Auf diese Weise können die dem Arbeitgeber zustehenden Sozialleistungen ausgerechnet werden. Für die Behörden gibt das ein wunderbares Dossier von jedem einzelnen Angestellten.«
    »Danke, ELENA!«, sagte Teecee und klatschte in die Hände.
    Auf dem Schirm tauchte der Name Holzwirth und Söhne auf, der Arbeitgeber von Nils Schrothmann, eine Firma, die Maschinenbauteile herstellt.
    »Unser Nils hat schon zehn Tage Urlaub gehabt und, he!, er ist seit drei Tagen krankgeschrieben. Grippe. Die hat er sich wohl für einen Kurztrip nach Brüssel aufgeschnappt!« Lachend zoomte Teecee ihn heran. »Krank sieht er jedenfalls nicht aus.«
    »Wir könnten noch weitermachen, wir kommen auch an die Datenbanken von Europol und an die der meisten nationalen Polizeistellen«, sagte Nyström. »Wir können alle diese Daten abrufen und können sie ergänzen mit Facebook-Informationen. Also nehmen wir mal unseren Nils.«
    Die Facebook-Seite öffnete sich und zeigte 358 Freunde. »Wir picken uns einen von denen raus«, Teecee klickte auf Mandy , »vergleichen zum Beispiel ihre Kreditkartenabrechnungen oder die Daten ihrer Urlaubstage – und stellen fest, he!«, er tippte weiter, »die beiden waren am 18. Februar im Hotel Jever.« Teecee kam in Fahrt. »Aber auf ihren Facebook-Seiten kein Ton davon, und ... Moment, unser Nils war laut ELENA am 18. November letzten Jahres auch krank. Schauen wir doch mal, mit wem er hier in Brüssel abgestiegen ist.« Teecee kicherte. »Und dann können wir noch in die Daten von der Volkszählung der Deutschen rein. Alles easy!«
    Karen hatte genug. »Und was macht ihr mit diesen Informationen?« Ihr Ton klang missbilligender, als sie beabsichtigt hatte. »Verkauft ihr sie?«
    Nyström richtete sich auf. Das Licht des Bildschirms fiel nur auf eine Gesichtshälfte, und zum ersten Mal sah sie sein Profil, die hohe Stirn, die gerade Nase, das eckige, leicht vorstehende Kinn mit dem Dreitagebart, die eingefallene Wange und die dunkle Augenhöhle. Ein Workaholic, einer, der zu wenig schlief, weil dann die Dämonen kamen. Einer wie sie. Wovor läufst du davon, Nyström?, fragte sie sich.
    »Das war nur eine Spielerei«, sagte er

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