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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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in diskreter Größe, ein Emblem, dasselbe schmückte auch die Taschenklappe von Grévys Uniform.
    Die blaue Weltkugel mit dem Goldgürtel.
    »Grévy war bei Globe? «
    Er zuckte mit den Schultern und ließ das Telefon in die Jacketttasche gleiten. »Offiziell jedenfalls nicht.«
    Gedankenverloren griff sie zum Glas, das der Kellner gerade gefüllt hatte. »Moment mal, und woher hast du die Fotos, sein Computer war doch weg.«
    Er grinste. »Darauf hab ich gewartet. Sie waren noch auf seinem Fotoapparat. Der lag in der Schmutzwäsche.«
    »Interessanter Aufbewahrungsort«, meinte sie.
    Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern, über ihren rot geschminkten Mund und ihre intensiven Augen, als sei es ein Gemälde. Ihr gefiel das, und sie sagte rasch: »Wenn du seinen Fotoapparat hast, dann konntest du sicher auch sehen, wann die Fotos gemacht wurden, richtig? Und vielleicht gibt es auch sonst irgendwelche Hinweise auf den Ort.«
    »Clever.« Er zog das Smartphone wieder heraus, langsam diesmal, mit diesem vergnügten, hintergründigen Lächeln.
    »Macht es dir Spaß, mich so zappeln zu lassen?«, fragte sie.
    »Unglaublichen.«
    Er zeigte ihr ein Foto mit einer Kathedrale drauf.
    »Spanien?«, riet sie. »Sevilla?«
    Er nickte.
    Sie winkte ab. »Ich war mit Édouard dort, die Führung nahm kein Ende, da hab ich mich verabschiedet und mich in eine der Bars gesetzt. Édouard hat mir das lange nicht verziehen.« Dass sie, bis er endlich kam, drei Gläser Wein getrunken und sich sehr angeregt mit einem jungen, sehr gut aussehenden Portugiesen unterhalten hatte, erwähnte sie nicht.
    »Sevilla also«, sagte sie rasch, mit Fabio sprach sie nie über Édouard und ihre Ehe. » Globe hat dort in der Nähe ein Trainingscamp«, fiel ihr wieder ein.
    »Genau.«
    Sie versuchte einen Sinn hinter den Vorgängen zu erkennen, einen Zusammenhang aufzuspüren. »Warum sterben die am Massaker beteiligten Globe -Soldaten? Es gibt nur noch einen Überlebenden.«
    »Das ist nicht gut«, sagte er und kniff die Augen zusammen.
    »Ich weiß.« Sie seufzte. »Ich hätte früher reagieren müssen.«
    »Wo ist er?«
    »Das ist es ja. Ich hab keine Ahnung.« Und dann erzählte sie ihm von Karen Burnett. »Du musst sie wohl anrufen«, sagte er.
    Die Kälte machte ihr nichts aus, im Gegenteil, es tat ihr gut, wie die aufgestaute Hitze ihren Körper unempfindlich machte gegen die eisigen Temperaturen. Als sie Burnetts Nummer anrief, schaltete sich nur die Mailbox ein. Sie hinterließ eine Nachricht, bat um Rückruf, und ging wieder zurück in die heimelige Wärme, die ihr auf einmal bedrohlich vorkam. War es richtig, nicht die Polizei zu verständigen? Aber was hätte sie sagen sollen? Dass sie einer Journalistin auf den Leim gegangen war, dass sie die Situation vor lauter Ehrgeiz falsch eingeschätzt hatte? Wie sollte sie beweisen, dass der Pathologe den zweiten Kopfschuss verschwieg?
    Und wenn schon der Pathologe bestochen war, wen hatten die Leute noch auf ihrer Gehaltsliste stehen?
    Fabio sah auf, als sie hereinkam.
    »Ich erreiche sie nicht.« Sie legte ihr Handy neben ihren Teller und setzte sich wieder.
    Das Essen wurde gebracht. Und auf einmal kam ihr die ganze Situation absurd vor. Da draußen wurde jemand gejagt, und sie hatte nichts Besseres zu tun als sich in einem Edellokal verwöhnen zu lassen.
    »Ich kann das nicht«, sagte sie und faltete die Serviette zusammen.
    »Essen?«
    Sie nickte.
    Er legte seine Hand auf ihre. »Du kannst im Moment nichts tun.«
    »Ich weiß«, sagte sie und zuckte unglücklich mit den Schultern. »Ich würde gern Grévys Wohnung sehen.«
    »Hab ich mir schon gedacht. Aber lass uns wenigstens vorher noch ein bisschen essen«, sagte er.
    Der Aal schmeckte vorzüglich, das musste sie zugeben.

59
    Grenoble
    Lautlos kroch die Dämmerung als dichter dunkler Nebel über die Berge. Sie musste mindestens zwei Stunden im Kofferraum gelegen haben. Selbst aus dem Kofferraum heraus hatte sie versucht, ihren Bewacher, der wahrscheinlich die Maske abgenommen hatte, in ein Gespräch zu ziehen, Kontakt aufzunehmen, ihn umzudrehen. So was war doch möglich, sagte sie sich immer wieder.
    Haben Sie auch Kinder? Warum tun Sie so etwas? Ich hab ein Foto von Linh. Sie spielt wunderbar Violine. Mögen Sie Musik? Woher kommen Sie? Aber er antwortete nie.
    Irgendwann war sie weggedämmert, hatte sich in ihren sich endlos wiederholenden Hoffnungen verstrickt, jemand würde diesen Albtraum unterbrechen, diesem teuflischen Plan ein

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