Das System
gutem Sex geendet. Aber er wusste, dass er ihre
Situation jetzt nicht noch verkomplizieren durfte.
»Warum hörst du auf?«, fragte Lisa.
»Entschuldige. Ich war in Gedanken.«
Sie sagte nichts, lächelte nur, als er seine Massage fortsetzte. Nach einer Weile hob und senkte sich ihr Brustkorb regelmäßig.
Sie war eingeschlafen. Er legte eine Decke über sie und betrachtete sie eine Weile, wie sie ruhig dalag und schlief. Langsam
beugte er sich hinab und küsste ihre Wange.
Sie schlug die Augen auf.
Er schrak zurück.
Sie drehte sich langsam auf den Rücken und sah ihn lange an. Dann griff sie seinen Nacken und zog ihn zu sich herab. Ihre
Münder trafen sich zu einem langen Kuss. Seine Zunge traute sich nicht, ihre Lippen zu berühren.
Er löste sich von ihr, bewunderte ihren anmutigen Körper. Seine Hand glitt über die Seite ihrer Brust. Sie lächelte.
Erneut zog sie ihn zu sich herab. Diesmal empfingen ihn geöffnete Lippen, und ihre Zunge raubte ihm den letzten Rest an Selbstbeherrschung.
Er hörte kaum, wie die Tür des Apartments geöffnet wurde.
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|304| 75.
Westerland/Sylt,
Freitag 14:19 Uhr
Mark schrak hoch. Diego, schoss es ihm durch den Kopf. Irgendwie musste er mit Pandoras Hilfe der Polizei entwischt sein und
sie aufgespürt haben. Er sprang auf und sah sich nach etwas um, das er als Waffe verwenden konnte. Doch die Geräusche im Flur
klangen nicht danach, als ob jemand versuchte, besonders leise zu sein. Schlüssel klirrten, eine Reisetasche wurde abgestellt.
Dann öffnete sich die Tür, und Julia starrte Mark und Lisa mit aufgerissenen Augen an.
»Julia!«, rief Mark. »Gott sei Dank! Ich dachte schon …« Dann sah er den Gesichtsausdruck, mit dem sie Lisa betrachtete, die
inzwischen wieder ihren Rollkragenpullover angezogen hatte und ihn glattstrich. Und ohne nachzudenken, sagte er den dümmsten
aller Sätze: »Julia, es ist nicht so, wie du vielleicht denkst …«
Sie sagte nichts, war kreidebleich geworden. Ihre Unterlippe zitterte, und ihre Augen waren immer noch aufgerissen wie die
eines scheuenden Pferdes. Sie wandte sich ab und rannte aus dem Raum. Mark wollte ihr folgen, doch der Weg aus dem Schlafzimmer
wurde ihm versperrt. Er blickte in die stahlgrauen Augen von Dr. Hermann Nörenberg, dem pensionierten Staatsrat und ehemaligen
Richter, seinem Schwiegervater. Hinter ihm versuchte seine Frau, ihre Tochter zu trösten.
»Mark!« Nörenbergs Stimme war eisig. »Du wagst es, meine Wohnung als Lotternest zu missbrauchen!«
»So ist es nicht«, sagte Mark, obwohl er wusste, dass er auf verlorenem Posten kämpfte. »Wir werden verfolgt und bedroht.
Wir mussten uns verstecken!«
»So weit ich gehört habe, wirst du wegen Mordverdachts von der Polizei gesucht.«
»Ja, aber das hat sich aufgeklärt. Du kannst Hauptkommissar |305| Unger fragen. Es ist ein bisschen kompliziert zu erklären, aber da ist diese Pandora-Software, und …«
Nörenberg brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich will keine Ausflüchte hören. Mir reichen die Fakten. Willst
du uns nicht vielleicht deine charmante Begleiterin vorstellen?« Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht.
Es hatte lange gedauert, bis Mark sich getraut hatte, Nörenberg um die Hand seiner Tochter zu bitten. Sein Schwiegervater
flößte ihm immer noch einen enormen Respekt ein. »Das ist Lisa Hogert. Eine ehemalige Mitarbeiterin.«
Nörenberg nickte Lisa zu, trotz seiner Wut die Form wahrend. Dann wandte er sich an Mark, und seine Stimme wurde schneidend.
»Du bist ohne Erlaubnis in diese Wohnung eingedrungen. Das ist Hausfriedensbruch! Ich werde jetzt die Polizei informieren.«
Er holte sein Handy hervor und wählte eine Nummer.
»Nein!«, rief Mark und legte seine Hand auf das Telefon. Er brachte es nicht fertig, in dieser Situation darauf hinzuweisen,
dass Nörenberg ihm den Schlüssel zu dem Apartment selbst gegeben hatte. »Bitte tu das nicht!«
Nörenbergs Augen verengten sich. »Glaubst du, du kannst dich so einfach aus der Sache rauswinden?«
»Nein. Ich will nur nicht, dass diejenigen, die hinter uns her sind, wissen, dass wir hier sind. Wenn du die Polizei informierst,
werden sie es erfahren. Glaub mir, bitte, ich weiß, das alles klingt sehr merkwürdig, aber hier geht es um eine große Gefahr.
Eine Gefahr, die vielleicht die ganze Menschheit bedroht!«
Auf dem Flur schluchzte Julia laut auf. Offenbar hielt sie das für einen besonders albernen Versuch von
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