Das System
die richtige Reihenfolge bringen, und voilà, da war der Code! Er ist im Grunde
ziemlich simpel, wie man es von einem guten Virus erwarten kann. Aber er ist nicht leicht zu verstehen. Rainer hat einige
ziemlich abgefahrene Konzepte angewandt. Rekursive Listenfunktionen, |301| Programmteile, die sich selbst verändern, und so weiter. Fast wie ein Lisp-Programm. Nicht einfach, da durchzusteigen.«
Lisp war eine sehr alte und erstaunlich leistungsfähige Programmiersprache, aber auch eine der am schwersten zu beherrschenden.
Wegen ihrer enormen Flexibilität und der Fähigkeit von Lisp-Programmen, sich selbst zu verändern, wurde sie vor allem in der
Forschung über künstliche Intelligenz benutzt. Mark hatte einmal in einer Informatikvorlesung ein Lisp-Programm gesehen: Es
bestand im Wesentlichen aus einem undurchdringlichen Dickicht geöffneter und geschlossener Klammern. Für einen Normalsterblichen
war es vollkommen unmöglich, das zu verstehen.
»Meinst du, du kannst einen Virus schreiben, der Pandora vernichtet?«, fragte er.
Lisa seufzte und streckte die Arme aus. »Wir werden sehen. Immerhin habe ich rausgefunden, dass die Pandora-Instanzen codierte
Schlüssel verwenden, mit denen sie sich gegenseitig identifizieren. Damit können sie untereinander kommunizieren wie Synapsen
eines Gehirns. Wahrscheinlich benutzen sie die Schlüssel auch, um sich zu vervielfältigen. Wenn ein System bereits von Pandora
befallen ist, können neue Parts mit Hilfe des Schlüssels ganz einfach alle Sicherheitsmaßnahmen umgehen.«
»Aber wie schaffen sie es, ein noch unbefallenes System zu knacken?«
»Das weiß ich noch nicht genau. Meine Vermutung ist, dass die Intelligenz dafür nicht im Source Code steckt, sondern im Gesamtsystem.
Pandora kennt die Schwachstellen so ziemlich jeder Firewall, und sie nutzt sie gnadenlos. Aber das macht nichts. Wenn ich
einen Virus schreibe, der sich mit Hilfe der Code-Schlüssel als Pandora-Part ausgibt, wird Pandora für ihn alle Türen öffnen.«
Mark legte eine Hand auf Lisas Schulter. »Ich bin froh, dass wir das hier gemeinsam machen.«
Sie lehnte sich zurück, schmiegte ihre Wange an seinen |302| Arm. »Ich auch«, sagte sie. »Aber jetzt muss ich weitermachen. Wenn ich aufhöre, mich zu konzentrieren, werde ich müde.«
Dreieinhalb Stunden nervtötender Warterei. Mark hatte sich ins Schlafzimmer zurückgezogen, um Lisa möglichst wenig zu stören.
Er starrte aus dem Fenster auf das graue Meer oder ging unruhig im Zimmer auf und ab wie ein Vater kurz vor der Geburt des
ersten Kindes. Es gab nichts, was er tun konnte, um Lisa zu helfen, und das war schlimm. Gegen halb zwei bekam er Hunger und
holte noch ein paar von den leckeren Bismarck-Brötchen. Als er zurückkam, saß Lisa reglos am Schreibtisch und starrte auf
den Monitor.
»Was ist los?«, fragte er. »Hast du etwas entdeckt?«
Sie zuckte zusammen. »Was? Oh. Ich glaube, ich kann mich nicht mehr so richtig konzentrieren.« Sie lächelte schwach.
Er stellte die Fischbrötchen auf den Tisch. »Hast du Hunger?«
Sie stand auf und streckte sich. »Später. Ich glaube, ich bin ziemlich verspannt.«
»Soll ich dich ein bisschen massieren? Ich kann das ganz gut.«
Sie sah ihn mit ihren müden Augen an, als versuche sie, eine tiefere Bedeutung hinter seinen Worten zu erkennen. Dann nickte
sie. »Das wäre schön.«
»Leg dich aufs Bett. Auf den Bauch.« Er setzte sich neben sie. Seine Hände glitten über ihren Rücken, spürten ihre verspannten
Muskeln unter dem schwarzen Rolli. Durch den Stoff würde er die Knoten kaum lösen können. Er rieb seine Hände aneinander und
schob sie unter ihren Pullover.
Ihre Haut war warm und geschmeidig. Seine Hände glitten hinauf. Sie trug keinen BH. Seine Fingerspitzen massierten ihre Schultern,
doch der enge Pullover behinderte seine Bewegungen. Sie spürte es, setzte sich auf und zog ihn mit einer schnellen Bewegung
aus. Ihre kleinen, festen Brüste nahmen seinen Blick gefangen. Sie rümpfte die Nase, als sie es |303| bemerkte, und er errötete. Doch dann grinste sie nur und legte sich wieder auf den Bauch.
Er knetete sanft ihre Muskeln. Nach einer Weile schienen seine Hände wie von selbst zu arbeiten. Lisa seufzte, und ein entspanntes
Lächeln stahl sich in ihr Gesicht. Die Wärme und der Duft ihres schlanken Körpers lösten in Mark Gefühle aus, die er nur mit
Mühe unterdrücken konnte. Wenn er Julia so massiert hatte, hatte das oft mit
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