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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erledigen.« Sie lief zu einem der Rechner, während Mary einen Druckverband anlegte.
     Mark biss die Zähne zusammen, um ihr nicht zu zeigen, wie weh sie ihm tat.
    »Okay … der Virus ist im Netz«, rief Lisa nach einer Weile. »Betet, dass ich keinen Fehler gemacht habe!«
    »Funktioniert es?« Das Sprechen bereitete Mark Mühe, und ihm war sehr kalt. Er wusste, dass das kein gutes Zeichen war.
    |339| »Ich weiß es nicht«, sagte Lisa. »Zumindest kann ich keine direkte Reaktion von Pandora feststellen, aber das muss nichts
     heißen. Wir können nur abwarten.«
    »Wo bleibt denn der verdammte Krankenwagen?«, fragte Mary. Ihr Gesicht zeigte tiefe Sorgenfalten. Mark versuchte, aufmunternd
     zu lächeln. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Nicht einschlafen. Nur nicht einschlafen!
    Die Bürotür wurde geöffnet. Mark wandte den Kopf – eine Bewegung, die merkwürdig viel Kraft kostete. Es wurde wirklich Zeit,
     dass ihm jemand eine Bluttransfusion gab oder so was.
    Doch es war kein Notarzt, der in der Tür stand. Es war auch kein Polizist.
    Der stämmige Mann in der schwarzen Ledermontur grinste ihn an, und plötzlich begann sich die Welt um Mark zu drehen. Er versank
     in einem schwarzen, stillen Strudel.

[ Menü ]
    84.
    Internationale Raumstation ISS,
    Samstag 14:17 Uhr
    Das Bild der Hefepilzkultur unter dem Mikroskop verschwamm für einen Moment vor Cantonis Augen wie ein verwackeltes Foto.
     Er spürte eine heftige Vibration in seinen Händen, mit denen er das Mikroskop justierte. »Was ist los? Was war das?«
    »Was war was?« Orlov schwebte zwei Meter entfernt ebenfalls im Destiny-Modul und beschäftigte sich an einem Bildschirm mit
     dem digitalen, interaktiven Handbuch der Station. Das Problem mit der Fehlsteuerung der Heizung war inzwischen von selbst
     wieder verschwunden. Dafür hatte es immer neue Fehlfunktionen gegeben. Einmal war es für ein paar Stunden ziemlich stickig
     geworden, als die Luftzirkulation ausfiel, doch bevor ernste Schwierigkeiten auftraten, |340| hatte die Lüftungsanlage von selbst wieder eingesetzt. Ein anderes Mal hatte sich das Licht plötzlich ausgeschaltet. Das Mikrowellengerät
     hatte die Astronautennahrung in ihren Plastiktuben so stark erwärmt, dass sie geplatzt waren. Sie hatten das Gerät eine halbe
     Stunde lang säubern müssen. Die Kommunikation mit der Bodenstation war für ein paar Minuten ausgefallen.
    Viele der Probleme waren ernst gewesen, doch keines wirklich lebensbedrohlich. Dennoch war es eine unheimliche Situation –
     fast, als sei ein böser Geist in die Station gefahren. Beunruhigend daran war, dass Mission Control keinen der Fehler nachvollziehen,
     geschweige denn erklären konnte. Cantoni hatte das Gefühl, die dort unten glaubten allmählich, Orlov und er erlaubten sich
     schlechte Scherze.
    Er fand die Situation jedoch alles andere als lustig. Er wusste, dass sich ein instabiles technisches System manchmal durch
     vorübergehende Störungen bemerkbar machte, ehe es vollständig ausfiel, so wie ein Vulkanausbruch sich oft durch leichte Vorbeben
     ankündigte. Das einzig Positive an den Vorkommnissen war, dass Orlov inzwischen nicht mehr an Sabotage durch Cantoni glaubte.
     Allerdings hatte er sich immer noch nicht für seine grundlosen Verdächtigungen entschuldigt und alle Vorstöße von Cantoni
     in Bezug auf ein rechtzeitiges Verlassen der Station mit der Rettungskapsel barsch zurückgewiesen. So lebten sie beide auf
     einem Pulverfass und hatten eine Art Waffenstillstandsabkommen geschlossen, vereint in ihrem Kampf gegen die widerspenstige
     Technik.
    »Eine Vibration!«, sagte er. »Ich habe es deutlich gespürt!«
    »Ich habe keine Vibration bemerkt«, sagte Orlov. »Du hast wahrscheinlich …«
    Ein metallisches Krachen ertönte. Es klang, als sei ein großer Metallspind umgefallen. Nur, dass in der Schwerelosigkeit nichts
     umfallen konnte.
    Orlov stieß einen seiner russischen Flüche aus, aber er |341| wirkte eher überrascht als beunruhigt. Er sah sich um. Dann zog er sich gewandt durch das Schott in Richtung des Zentralcomputers.
    Cantoni wollte ihm folgen. Dabei ging sein Blick zufällig aus einem der runden Fenster. Er erstarrte – und stieß sich den
     Kopf am Schott, da er nicht mehr darauf geachtet hatte, wohin sein Bewegungsvektor zielte. Er ignorierte den Schmerz und stieß
     sich bis zu dem Fenster ab. Mit großen Augen starrte er hinaus.
    Etwas Glitzerndes taumelte neben der Station wie ein strahlender, metallischer

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