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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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stecken.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme, als habe er Angst, dass
     jemand mithören könnte. »Was Sie hier entdeckt haben, ist einer der wichtigsten wissenschaftlichen Meilensteine der Geschichte.
     Eine echte künstliche Intelligenz! Ich sehe schon vor mir, wie Bill Gates die Gesichtszüge entgleisen, wenn er merkt, dass
     er schon wieder einen Zug verpasst hat!« Er grinste bei dem Gedanken.
    Eine Million! Die Zahl hatte etwas Faszinierendes, Magisches. Er würde das Haus behalten. Seine Ehe mit Julia war nicht mehr
     zu retten, aber er konnte immerhin sein Gesicht vor ihrer Familie wahren. Noch besser: Mit den Investitionen von CCC wäre
     die Firma saniert. Alle seine treuen Weggefährten würden ihre Jobs behalten, und er wäre wieder an Bord. John hatte recht:
     Pandora war die größte Entdeckung seit der Erfindung des Computers. D. I. würde weltberühmt werden. Sein Name würde in einem
     Atemzug genannt werden mit Larry Page, Sergey Brin und Pierre Omidyar. Alles, wovon er immer geträumt hatte, würde Wirklichkeit
     werden. Es war ein verlockendes Angebot.
    Ein wenig zu verlockend.
    »Nein«, sagte Lisa, die offenbar denselben Gedanken hatte.
    Mark drehte sich zu ihr um. Er hielt es für klüger, zum Schein auf den Vorschlag einzugehen. Doch wie sollte er ihr das klarmachen?
     Ein Augenzwinkern oder ein anderes subtiles Zeichen würde Grimes bestimmt auffallen.
    |332| Sie sah ihn kühl an. »Du kannst doch nicht ernsthaft darüber nachdenken, das Angebot anzunehmen! Hast du vergessen, wie gefährlich
     Pandora ist?«
    »Hören Sie, Miss Hogert«, sagte Grimes. »Ich verstehe Ihren Punkt. Aber meinen Sie nicht, dass wir zunächst versuchen sollten,
     Pandora zu verstehen, bevor wir sie vernichten? Sie ist immerhin so etwas wie ein lebendiges Wesen. Mit dem Geld von CCC könnten
     wir sie in Ruhe erforschen.«
    »In Ruhe erforschen? Sie wird uns keine Ruhe lassen! Sie hat bereits den Tod zweier Menschen verursacht. Sie wird wieder töten.
     Irgendwann werden keine Menschen mehr übrig sein, die ihr gefährlich werden können.«
    »Das ist doch Unsinn. Pandora ist von uns abhängig«, sagte Grimes. »Computer können sich nicht selbst reproduzieren und instand
     halten. Sie brauchen die Menschen. Warum sollte Pandora die Menschheit vernichten wollen? Wir konkurrieren doch gar nicht
     mit ihr. Wir leben bereits heute in einer Art Symbiose mit den Maschinen. Das wird auch in Zukunft so sein. Es wäre ein schrecklicher
     Fehler, etwas so Großartiges wie Pandora zu zerstören, nur weil wir Angst haben, es könnte außer Kontrolle geraten!«
    »Außer Kontrolle geraten? Dass ich nicht lache!« Der Zorn trieb Lisa die Röte ins Gesicht. »Pandora ist doch längst außer
     Kontrolle! Im Gegenteil, sie kontrolliert uns!« Sie wandte sich an Mark. »Merkst du nicht, was hier läuft? Pandora hat Grimes
     auf ihre Seite gezogen, genau wie Diego. Sie verführt Menschen mit Macht und Reichtum. Aber sie wird alle ihre Versprechen
     brechen. Irgendwann wird sie keine Menschen mehr brauchen, um zu überleben. Und dann wird es auch keine Menschen mehr geben.«
    »Lisa, vielleicht hat John recht. Mag sein, dass Pandora vorhat, die Menschen irgendwann zu vernichten, aber vielleicht können
     wir das ja ändern. Vielleicht können wir mit ihr eine friedliche Koexistenz …«
    Lisa funkelte ihn wütend an. »Hast du vergessen, was |333| Weisenberg gesagt hat? Das hier ist Evolution! Hier geht es um das Überleben zweier grundverschiedener Spezies! Für Pandora
     sind wir nicht mehr als lästige Insekten. Solange sie uns braucht, wird sie uns leben lassen. Und wenn sie die Menschen nicht
     umbringt, wird sie einen Weg finden, sie zu versklaven. Wenn wir sie jemals aufhalten können, dann jetzt!«
    Mark blickte zwischen Grimes und Lisa hin und her. »Lisa, meinst du nicht, es könnte vielleicht sein, dass wir beide uns geirrt
     haben? Immerhin ist dies die erste Begegnung der Menschen mit einer nichtmenschlichen Intelligenz. Woher nehmen wir eigentlich
     das Recht, zu entscheiden, wie sich die Menschheit zu verhalten hat?«
    Zorn funkelte in Lisas Augen. »Ich glaube, ich bin hier überflüssig.« Sie stand auf und verließ den Raum.
    Grimes erhob sich ebenfalls. »Es tut mir leid, dass Sie sich so entscheiden, Miss Hogert. Falls Sie es sich anders überlegen,
     sind Sie hier jederzeit willkommen. Ich habe nur noch eine Bitte.« Er streckte die Hand aus.
    »Was?«, fragte Lisa mit feindseliger Stimme.
    »Den Stick«,

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