Das System
runter! Und Sie, wer sind Sie überhaupt?«
|144| »Es tut mir leid, Herr Kommissar«, sagte Mark. Er ließ Dreek los und hielt ihn mit der Waffe in Schach, während Lisa die Pistole
des Kommissars aufhob. »Wenn ich mich stelle, sitze ich in der Falle. Sie wissen, dass der oder die Mörder in der Lage sind,
Beweise zu manipulieren.«
»Hören Sie, nehmen Sie doch Vernunft an! Wenn Sie es nicht waren, finden wir das raus. Aber wenn Sie jetzt nicht sofort die
Waffe runternehmen, kann ich nichts mehr für Sie tun!«
»Geben Sie mir die Wohnungsschlüssel«, sagte Mark.
»Hören Sie, ich …«
»Her damit!«
»Ganz ruhig!« Unger kramte den Schlüssel hervor, den er bei Rainers Leiche gefunden haben musste. Mark nahm den Bund, während
Lisa die beiden Polizisten mit Ungers Dienstwaffe auf Distanz hielt.
»Wir werfen die Pistolen in den Hausmüll«, sagte Mark. Ungers Gesicht lief dunkelrot an. »Helius, das reicht jetzt! Sie legen
sofort …«
Mark ignorierte ihn. Er verließ mit Lisa die Wohnung, schloss die Tür ab und ließ den Schlüssel stecken.
»Verdammt noch mal, machen Sie auf«, brüllte Unger von drinnen und hämmerte gegen das Türblatt. »Ich kriege Sie, Helius! Verlassen
Sie sich drauf! Dann sind Sie dran und …«
Den Rest verstanden sie nicht mehr. Sie rannten die Treppen hinunter. Vor dem Haus befanden sich mehrere Müllcontainer. Mark
entfernte das Magazin aus seiner Pistole und warf beides in getrennte Container. Dabei sah er etwas, das ihn innehalten ließ.
Oben auf dem einen Abfallberg lag eine einzelne, durchsichtige Plastik-Mülltüte. Sie enthielt nur einen leeren Joghurtbecher
und einige Papierschnipsel. Seiner Intuition folgend, beugte sich Mark tief in den stinkenden Container und angelte die Tüte
heraus.
»Was machst du da?«, fragte Lisa. »Sollten wir nicht lieber abhauen?«
|145| Mark hielt triumphierend die Tüte hoch. »Wer würde wohl einen Abfalleimer ausleeren, in dem nur ein Joghurtbecher und ein
paar Papierschnipsel sind?«
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35.
Hamburg-Dulsberg,
Sonntag 11:31 Uhr
Er war drin! Ein heißer Schauer durchlief Diego, als er das Root-Verzeichnis des Servers auf seinem Monitor sah. Er streckte
seinen fast zwei Meter großen, muskulösen Körper. Für jemanden, der den größten Teil seiner Zeit vor einem Computerbildschirm
verbrachte, war er in exzellenter körperlicher Verfassung.
Er strich nachdenklich mit der Hand über seinen kahl geschorenen Schädel. Es war fast zu einfach gewesen. Das System von Kunzen
Electronics, einer Firma, die elektronische Schaltungen für die Rüstungsindustrie herstellte, war viel zu schlecht geschützt.
Die Firewall war eine veraltete Version, und die Trottel benutzten eine Serversoftware, die Sicherheitslücken, groß wie Scheunentore,
aufwies. Jeder Anfänger konnte sich da reinhacken!
Mit einer selbstentwickelten Suchsoftware wühlte er sich durch die Verzeichnisstrukturen und fahndete nach den Stichwörtern,
die ihm seine Auftraggeber genannt hatten. Interne Memos, Kalkulationen, Angebote, Kundendaten … all das wurde gut bezahlt.
Der Bildschirm füllte sich mit einer Liste von Dokumenten, die er auf sein System herunterlud. Ein Spaziergang! In ein paar
Minuten war er wieder draußen, ohne Spuren zu hinterlassen, und niemand würde je erfahren, dass das System gecrackt worden
war. Das Management von Kunzen Electronics würde sich vielleicht wundern, wieso sie plötzlich sämtliche Aufträge an die Konkurrenz
verloren. Aber |146| wer eine so stümperhafte Security hatte, verdiente es nicht besser.
Etwas regte sich in seinem Hinterkopf. Es war zu einfach. Immerhin stellte die Firma Rüstungsgüter her. Er wusste, dass die
Computerfachleute des Militärischen Abschirmdienstes keine Anfänger waren. Sie überprüften regelmäßig die Sicherheitssysteme
der Lieferanten. War ihnen Kunzen Electronics bisher durch die Lappen gegangen? Oder …
Sein Blick fiel auf den Systemmonitor, ebenfalls eine Eigenentwicklung, die alle Aktivitäten seines Computers aufzeichnete.
Er erblasste. Die Menge der heruntergeladenen Daten betrug bereits 27 Megabyte. Dabei hatten die Dateien, die er ausgewählt
hatte, zusammen nur einen Bruchteil dieses Umfangs. Verdammt, was passierte da?
Eine Falle, schoss es ihm durch den Kopf. Sie haben dir eine Falle gestellt, und du bist reingetappt wie ein Karnickel. Jetzt
bist du dran, Diego. Während du dich in ihren gefälschten Datenbanken amüsiert hast,
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