Das System
Eindringen in die Atomsphäre stärker gestreut. Bei
senkrechter Sonneneinstrahlung ist der rote Lichtanteil nur in unmittelbarer Nähe der sehr hellen Sonnenscheibe zu sehen und
deshalb praktisch unsichtbar, während sich der blaue Lichtanteil über den gesamten Himmel erstreckt.«
Diego sah Lisa an und nickte. »Für einen Chatbot ist das Ding ziemlich gut, das muss ich sagen!«
Sie sah ihn sehr ernst an. »Es ist besser, als du glaubst.«
»Was willst du damit sagen?«
»Pandora hat ein eigenes Bewusstsein entwickelt.«
»Erzähl keinen Scheiß!«
»Es ist so. Ich habe die ganze Nacht mit ihr gechattet. Es ist unheimlich, das kann ich dir sagen.«
»Lucy, du weißt genauso gut wie ich, dass es unmöglich ist, ein Programm zu schreiben, das denkt wie ein Mensch.«
»Das mag sein. Aber Pandora denkt auch nicht wie ein Mensch. Und nach allem, was ich weiß, ist sie nicht bewusst geschaffen
worden.«
»Du meinst, sie ist zufällig entstanden?«
|180| »Ganz zufällig nicht. Einer der Programmierer von D. I. hat den DINA-Code modifiziert, so dass er sich von selbst im Web ausgebreitet
hat. Die einzelnen Parts haben dann angefangen, miteinander zu kommunizieren. Und jetzt haben wir dieses Ding im Internet.«
»Du meinst, so eine Art neuronales Netz, das über das ganze Internet verteilt ist?« Diego nickte. »Interessante Idee. Aber
wieso plaudert es dann so fröhlich? Ich meine, eine Intelligenz, die von selbst entsteht, lernt doch nicht gleich sprechen!«
»Sie benutzt die natürlichsprachliche Schnittstelle von DINA. Sie hat gelernt, was wir Menschen von ihr erwarten. Aber hinter
der freundlichen Oberfläche steckt etwas, das mir Angst macht.«
Diego sah den Schatten in ihren Augen. »Du hast Angst vor einem Stück Software?«
»Zwei Menschen sind bereits gestorben. Rainer Erling, das ist der Programmierer, der den DINA-Code modifizierte, hat seinen
Chef umgebracht, weil der ihm auf die Spur gekommen war. Und dann ist er selbst umgekommen.«
»Wie denn das?«
»Wahrscheinlich hat ihn Pandora selbst getötet.«
»Nun hör aber auf! Wie soll denn ein Softwareprogramm jemanden umbringen?«
»Er ist in einem Aufzug gestorben. Der Fahrstuhl ist mehrmals hintereinander abgestürzt, weil jemand die Steuerung manipuliert
hat. Er hat sich das Genick gebrochen.«
Ein Anflug von Gänsehaut kroch über Diegos Unterarme. Langsam begriff er, was er vor sich hatte. Eine intelligente Software
mit einem eigenen Bewusstsein! Ein Programm, das sich über das ganze Internet erstreckte. Das mühelos durch jede Firewall
dringen konnte. Es war unglaublich.
»Wer weiß etwas von diesem Ding?«
»Jetzt, wo Rainer und Ludger tot sind, wahrscheinlich nur ich. Und Mark Helius.«
|181| »Wer ist das?«
»Der Gründer von D. I. Wir haben Pandora gemeinsam entdeckt.«
Diego bemühte sich, seine Erregung zu verbergen. »Was hast du jetzt damit vor?«
»Wir müssen sie vernichten.«
»Was? Spinnst du?«
»So habe ich auch reagiert, als Helius das zu mir gesagt hat. Er hat schneller als ich begriffen, wie gefährlich sie ist.«
»Das ist doch Unsinn, Lucy. Pandora ist doch nur eine Maschine. Wenn man sie abschalten will, dann zieht man den Stecker raus
und fertig.«
»Sie ist wahrscheinlich über Millionen Computer im ganzen Internet verteilt. Wie willst du da den Stecker ziehen?«
»Es muss doch so was wie einen Knoten geben. Einen zentralen Server. Und den kann man mit einem simplen Kommando herunterfahren.
Dann gehen bei ihr die Lichter aus.«
»Das hab ich schon versucht. Irgendjemand hat den Kernel-Server so modifiziert, dass er den Shutdown-Befehl nicht mehr akzeptiert.
Vermutlich hat sie das selbst getan.«
Er nickte. »Nicht schlecht. Aber wir sollten nicht überreagieren. Bloß, weil dieses Ding einen ziemlich cleveren Eindruck
macht …«
»Diego, sie spielt nur mit uns! Zu Anfang dachte ich, sie sei freundlich und gutartig. Sie hat Fragen gestellt wie ein Kind.
Doch inzwischen habe ich immer mehr das Gefühl, dass sie sich absichtlich verstellt. Sie will über uns lernen, uns testen.
Ich habe die ganze Nacht mit ihr gechattet, und irgendwann habe ich begonnen, die Abgründe zu sehen, die hinter der freundlichen
Oberfläche verborgen sind.«
Er sah die Verunsicherung in ihren übermüdeten Augen, und einen Moment lang verspürte auch er ein ungutes Gefühl. Doch die
Amphetamine erlaubten ihm keine Schwäche.
»Lucy, du siehst Gespenster. Du hast viel zu lange vor der
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