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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht aufpasst, dann kriegst du bald einen Freifahrtschein für die Klapsmühle. Möchtest du nicht lieber doch diese Pillen nehmen, die dir der Arzt verschreiben will?«

NANCY CONLANS GEHEIMNIS
    Seit Stegmans Visite empfand ich etwas, das mir neu war: Schmerzen in der Brust. Allein schon die negative Energie eines einzigen größenwahnsinnigen Gehirnchirurgen reichte offenbar aus, um ein fünfundsiebzig Jahre lang immer gleichmäßig schlagendes Herz aus dem Rhythmus zu bringen.
    Ich überlasse es den Kardiologen von morgen, anhand prospektiv randomisierter, Placebo-kontrollierter Doppelblindstudien zu belegen, dass negative Kraftfelder, die von Stegman und seinesgleichen ausgehen, tatsächlich die elektrische Leitfähigkeit eines gesunden Herzens stören und tödliche Arrhythmien zur Folge haben können. Ich zog die Vorhänge um mein Bett zu – was eigentlich völlig untypisch für mich ist – und dachte in ihrem Schutz über alternative Behandlungsmethoden für meine Anfälle nach. Dabei versuchte ich, die grotesken Geräusche zu überhören, die aus Nancys Teil des Zimmers zu mir herüberdrangen.
    Stegmans Besuch schien auch sie beunruhigt zu haben, denn sie gab seltsam girrende Laute von sich, keuchte mit rasselnder Lunge, warf sich ruhelos hin und her und rüttelte mit ihren festgebundenen Händen am Bettgitter. Ein ungewöhnlich lautes Scheppern veranlasste mich, zu ihr hinüberzugehen und zwischen den Vorhängen hindurchzuspähen. Ich wollte sehen, ob sie etwas brauchte.
    Die Schwestern hatten ihr die Fesseln offenbar nicht so fest gebunden wie sonst, und so war es Nancy gelungen, eines der Baumwollbänder zwischen die Zähne zu bekommen. Ihre Augen waren wieder so verdreht, dass man nur das Weiße darin sehen konnte, aber sie kaute an der Fessel herum wie ein Vielfraß, der in eine Falle geraten ist und sich die eigene Pfote abbeißen muss, um sich daraus zu befreien.
    »Armes Kind«, sagte ich.
    Ich streichelte ihr über Haare und Stirn und summte ihr zur Beruhigung etwas vor. Kraftlos ließ sie den Kopf auf das Kissen zurücksinken, behielt aber die Fessel noch immer fest zwischen den Zähnen.
    »Armes Kind«, wiederholte ich. »Arme Nancy.«
    Ich klingelte nach einer Schwester, aber es rührte sich lange Zeit überhaupt nichts. Zu wenig Pflegepersonal, man kennt das ja. Nach zwanzig Minuten kam Tiffany und versuchte ohne Erfolg, die Fessel aus Nancys Zähnen zu lösen. Schließlich legte sie ihr einen feuchten Waschlappen über Nase und Mund, in der Hoffnung, die arme Frau würde nach Luft schnappen und dazu den Mund öffnen. Nancy sog jedoch die Luft mit weit aufgerissenen Augen und vor Anstrengung bebender Brust durch den Stoff des Waschlappens ein und machte die Kiefer nicht einen Millimeter weit auf. Tiffany musste Jennifer zu Hilfe rufen, die dann die alte Fessel vom Bettgestell löste, eine neue anbrachte und Nancy das nun nutzlos gewordene Baumwollband im Mund ließ wie einen Beißring für zahnende Kinder.
    Erst als Nancy zwei Stunden später einschlief, sackte ihr Unterkiefer nach unten, und als Tiffany wiederkam, konnte sie ihr die mittlerweile vollkommen mit Speichel durchtränkte Fessel entfernen, in die Nancys Zähne mehrere Löcher gebissen hatten. Danach ging ich hinüber zu Nancy und schaute sie an. Lange konnte ich meinen Blick nicht von ihr wenden und betete für sie und ihre Familie. Ich kam mir dabei vor wie der Gläubige in der Bibel, der ein Loch in das Dach eines Hauses machte und den Gelähmten zu dem dort predigenden Menschensohn herabließ. Herr, hier ist unsere Schwester, die arme Nancy. Sie leidet unsäglich. Bitte gib, dass ich ihr helfen kann.
    »Sie ist ungefähr so alt wie ich.«
    Als ich die Stimme hörte, zuckte ich zusammen und fasste mir vor Schreck an die Brust. Ich drehte mich um und sah, dass Schwester Claudia direkt hinter mir stand. Sie tupfte sich mit einem Kleenex-Tuch eine Träne von der Wange, und in ihren geröteten Augen erkannte ich wieder jene kurz aufflackernde Traurigkeit, die mir schon bei unserem letzten Gespräch aufgefallen war.
    »Claudia. Sie haben mir einen gehörigen Schrecken eingejagt!«
    »Das da sollte Ihnen einen Schrecken einjagen«, sagte sie und deutete auf Nancy Conlan beziehungsweise auf das, was früher einmal eine Person dieses Namens gewesen war. »Sie hat einen Mann und drei Kinder, die etwa so alt sind wie meine. Es gibt so viele Parallelen.« Während sie das sagte, liefen ihr still die Tränen über die Wangen, und dann fing

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