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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gesamte Gesundheitsapparat alle ihm zur Verfügung stehende technologische und diagnostische Macht auf, um hinter alle faszinierenden Details einer wenig erforschten Krankheit zu kommen. Es werden weder Kosten noch Mühen gescheut, um ein derart interessantes Krankheitsbild verstehen und erklären zu können, und zwar so lange, bis man weiß, worum es sich handelt, was übrigens nicht selten erst bei der Autopsie nach dem Ableben des Patienten herausgefunden wird. Das Verdikt »sehr interessant« ist sogar noch schlimmer. Dementsprechend könnte man die alte chinesische Verwünschung Mögest du in interessanten Zeiten leben für den modernen Menschen umwandeln in: Mögest du eine interessante Krankheit bekommen.
    »Soviel ich weiß, hat Dr. Metzger Sie erst kürzlich schonend darauf vorbereitet, dass Sie möglicherweise an epileptischen Anfällen leiden. Meine Kollegen von der Psychiatrie erinnern mich manchmal an Jugendgruppenleiter eines Sommercamps.
    Sie fassen unsere Patienten mit Samthandschuhen an, damit deren fragiles Selbstwertgefühl nur ja nicht angeknackst wird, und reden nur allzu gerne um den heißen Brei herum, wenn es um das Thema Epilepsie geht. Dr. Metzger hat Sie nach gewissen Symptomen gefragt, und Sie sollen sich dabei nicht sehr kooperativ gezeigt haben.«
    »Ich habe ihm gesagt, was er meiner Meinung nach wissen musste«, antwortete ich. »Und habe das für mich behalten, was ihn nichts anging.«
    »In diesem Krankenhaus verfügen wir über jahrzehntelange Erfahrungen in diesen Dingen«, sagte Stegman. »Sie haben eindeutig das, was man eine Schläfenlappenpersönlichkeit nennt.« Nicken rundum. »Und weil Sie uns gegenüber so zurückhaltend sind und uns an Ihren Symptomen nicht teilhaben lassen wollen, werde ich Ihnen jetzt etwas darüber erzählen, was in Ihrem Kopf so vor sich geht.«
    Während er die ermüdenden Details meiner Krankheit herunterleierte, schien er sich Notizen zu machen, die möglicherweise gar nichts mit mir zu tun hatten.
    »In jüngster Zeit hatten Sie extreme Sinneswahrnehmungen oder Halluzinationen, möglicherweise in Form von seltsamen Gerüchen, Bildern, Geräuschen oder Stimmen. Manche Patienten berichten, dass ihre Gefühle verrückt spielen und sich bis ins Gigantische steigern. Ganz banale angenehme Gefühle werden plötzlich als die reinste Entzückung empfunden, und an sich harmlose Verstimmungen entwickeln sich zu schockierenden und zutiefst beängstigenden Visionen oder panischer Angst vor einer nahenden Apokalypse. Diese Patienten sind entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Vielleicht spüren auch Sie die Gegenwart Gottes oder des Teufels wie nie zuvor in Ihrem Leben. Und vielleicht glauben Sie, dass Sie die wahre Bedeutung des Kosmos und den uns allen verborgenen Sinn des Lebens erkannt haben.
    Möglicherweise haben Sie auch das jüngste Gericht gesehen oder die Stimmen von Engeln und Teufeln gehört. Solche Dinge sind bei Menschen mit Ihrem Krankheitsbild keine Seltenheit.«
    Stegman tippte mit dem Zeigefinger auf mein Notizheft, das aufgeschlagen auf meinem Nachttisch lag und in dem nur noch zwei Seiten unbeschrieben waren.
    »Hypergraphie«, sagte er. »Unstillbare Schreibwut. Auch das ist ein typisches Symptom für eine Schläfenlappenpersönlichkeit. Sicher, wenn Gott oder der Teufel mit einem sprechen, hat man viel zu schreiben. Und was sollte eine Visionärin mit ihren Einblicken in die Ewigkeit auch anderes tun, als sie bis ins kleinste Detail für diejenigen festzuhalten, die nicht über derartige Gaben verfügen?«
    Er griff nach meinem Notizheft. »Darf ich?«
    Ich schnappte mir das Heft vor ihm und drückte es, den Channeling-Kristall noch immer in der anderen Hand, fest an meine Brust.
    »Behalten Sie es ruhig«, sagte Stegman. »Glauben Sie mir, wir alle hier kennen die weitschweifigen Auslassungen über göttliche Verzückung und himmlische Ekstase zur Genüge. Nicht wahr?«
    Diesmal nickten die anderen Ärzte nicht, aber vermutlich nur deshalb, weil sie es nicht gut fanden, wie sich Stegman mir gegenüber aufspielte. Es war allerdings unverkennbar, dass sie dem, was er gesagt hatte, absolut zustimmten. Und dieser diagnostische Frontalangriff ließ mich am ganzen Körper erzittern.
    »Ich bin Chirurg, Madam, kein Psychiater oder Neurologe. Und jetzt werde ich auch noch den Buhmann spielen, der Ihnen ungeschminkt die nackte Wahrheit sagt. Wenn Sie es zulassen, dass diese elektrischen Entladungen weiterhin durch Ihren

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