Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
Bar holte und ich erkannte, dass ich den besten aller Freunde hatte. Wie ich in Sandras Praxis festgestellt hatte, dass Patricia White tot war. Wie ich in der Leichenkammer des Krankenhauses erwachte und dieser Arzt mir die Namen der Mädchen aufzählte. Wie diese Männer in mein Appartement kamen und einer von ihnen bei diesem Kampf ums Leben kam. Die Polizeikontrolle auf dem Thruway in Richtung New York, nach der ich festgestellt hatte, dass ich Feuerwehrmann bin. Wie ich in diesem Motel erwachte und feststellen musste, dass ich mich umbringen wollte und keine Erinnerung mehr hatte.
Und dann sind viele neue Bilder in meinem Gehirn. Bilder, die aus meiner vergessenen Erinnerung zurückdrängen, als könnten sie es nicht erwarten, von mir gesehen zu werden.
30
Backhill Motel, 120 Meilen nordwestlich von New York City
13. August 2011
10:45 Uhr nachts
Die Nacht vor d em Gedächtnisverlust
Ich lag gefesselt auf einem Bett. Mein Kopf dröhnte, mein Oberschenkel brannte. Nur verschwommen konnte ich sehen, wie jemand neben mir stand und mit einer Lampe gegen die Wand leuchtete. Er rührte mit einem Löffel in einem Glas. Ich wollte mich fort drehen, aber mir fehlte dazu jede Kraft.
Das Glas wurde an meine Lippen gehalten. Ein Schmerzmittel? Ja, natürlich! Was sonst? Ich hatte das Bewusstsein verloren und der schmierige Mexikaner oder das Ehepaar von der Hütte nebenan hatte den Arzt verständig t . Die Sanitäter hatte n mich in ein Krankenhaus gebrac ht u nd dort würde mich diese Krankenschwester gesundpflegen.
Schluck um Schluck würgte ich das Mittel durch meinen Hals. Gierig, in der Hoffnung, der pochende Schmerz in meinem Bein und in meinem Kopf würde endlich verschwinden.
»Schlaf gut«, sagte die Krankenschwester. Dann wurd e es finster. Stockfinster. In diesem Moment wusste ich, dass ich nie wieder aus diesem Schlaf erwachen würde.
13. August 2011
6:45 Uhr abends (vier Stunden früher)
Ich humpelte in die Rezeption des Motels. Der Mexikaner blickte von seinem Schreibtisch in meine Richtung. »Ich habe immer noch kein Verbandszeug«, sagte er und widmete sich wieder dem Monitor, auf dem ein dreckiger Schmuddelfilm lief.
»Brauche ich auch nicht«, antwortete ich und hielt das Päckchen in die Höhe. »Das muss morgen in der Stadt sein.«
Wieder blickte der Mexikaner auf. Diesmal spiegelte sich in seinem Blick – wie vermutet – eine gewisse Erwartung. Dollars. Für diesen Mann gab es nur Dollars – egal, auf welche Art er si e verdienen würde. Hauptsache, sie knisterten.
»Ist nicht billig«, meinte er. »Ist schon spät und ich weiß nicht ob FedEx heute noch … «
Ich hob einen Zwanziger in die Luft. »Heute noch«, sagte ich und legte Päckchen und Geld auf den Schreibtisch.
»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, meinte er und griff nach dem Geld.
»Falls es nicht mehr geht, dann hole ich mir das Geld morgen zurück.«
Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Mannes. »Es wird gehen. Ganz bestimmt. Das einzige, was Sie sich morgen holen können, ist die Quittung.«
Nickend verließ ich die Rezeption.
Ich fuhr zu meiner Hütte. Die Tür war geschlossen. Aber ich war sicher, dass ich sie offen gelassen hatte. Luftzug gab es in diesem Zimmer nicht, und selbst wenn – die Tür in den verrosteten Scharnieren würde kein Wind dieser Welt bewegen können. Daher gab es nur eine Erklärung: Jemand war in meinem Zimmer. Und diesem jemand würde ich jetzt ein für alle Mal klar machen, dass ich mit den Mädchen nichts zu tun hatte. Ich würde ihn auf die richtige Fährte schicken. Aber er würde sich beeilen müssen, denn bald war Eddie Geschichte. Dafür würde das Tagebuch sorgen – oder die Polizei , sobald ich ihr morgen früh die Wahrheit über Eddie erzählen würde.
Ich stieg aus dem Wagen, betrat die Veranda und griff nach dem Türknauf. Während das Schloss klackte und ich das Türblatt ins Zimmer schwenkte, hörte ich schnelle Schritte auf dem Kies der Straße. Ich drehte mich um, sah nur noch kurz ein vermummtes Gesicht und spürte einen Schmerz durch meinen Schädel zucken. Dann raste der dreckige, graue Teppichboden des Zimmers auf mich zu.
13. August 2011
2:45 Uhr nachmittags (acht Stunden früher)
Als ich in diesem Dreckloch von Zimmer aus meinem Schlaf erwachte, war mein erster Gedanke nicht der Schmerz in meinem Oberschenkel. Auch nicht die Frage, wo ich war oder wie spät es wäre. Nein – es war Patricias Tagebuch. Wie ein Blitz fuhr
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