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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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oben und schlich durch den Laubwald die Straße entlang, die zu Potters Field führte.
    Ich hatte einen Spaten und eine Stablampe mitgenommen. Die Lampe wollte ich nur im äußersten Notfall benutzen. Zwar war zu dieser Zeit niemand auf der Insel, aber es kreuzten immer wieder Schiffe der Küstenwache zwischen City Island und Hart Island und ich wollte nicht unnötig auf mich aufmerksam machen.
    Potters Field war eine karge Fläche, die sich auf den südlichen Teil der Insel ausbreitete. Das Grab des Mädchens zu finden, war trotz der Dunkelheit kein Problem. Wildes Gras überwucherte den Boden. Nur dort, wo die Strafgefangenen die letzten Särge eingegraben hatten, war die Erde frisch.
    Ich wusste, dass es sich um ein Massengrab handelte und anhand der Ausmaße der Grube konnte ich auch abschätzen, wie die Särge angeordnet waren. Ich musste nur einen Schacht graben und anhand der Breite der freigelegten Sargdeckel feststellen, in welchem sich ein Kind befinden würde. Bereits nach dem vierten hatte ich Glück. Er war um einiges schmäler als die anderen, und sofern nicht mehrere Kinde r leichen hier verscharrt worden waren, konnte ich davon ausgehen, dass dies der Sarg des Mädchens war.
    Ich wuchtete den Sarg aus der Grube, hebelte den Deckel mit Hilfe des Spatens von der Holzkiste und lehnte ihn gegen den Erdhaufen. Dann schaltete ich die Lampe ein.
    Das Mädchen starrte mich an. Der Mund war weit aufgerissen und erinnerte an die Fratze eines tollwütigen Hundes. Die Augenhöhlen waren leer und die Nase war nur noch als heller Fleck zwischen den Jochbeinen zu erkennen. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis ich sicher war, noch nie etwas derart Schreckliches gesehen zu haben.
    Ich fühlte mich schuldig, sie aus der Totenruhe gerissen zu haben und versuchte mir einzureden, dass ich das nur für die Kleine im Sarg machte. Falls ich Recht hatte, dann würde man jetzt die Identität des Mädchens anhand der Vermisstenmeldungen feststellen können und die Kleine würde auf einen ordentlichen Friedhof verlegt werden, wo ihre Eltern sich um das Grab kümmern würden. Aber dafür brauchte ich den Beweis. Und der lag unter dem Kopf des Mädchens.
    Ich hob das Mädchen leicht an und zog die Puppe hervor. Deutlich konnte ich im Schein der Lampe die dicken , schwarzen Tränen erkennen. Die Puppe trug wie das Mädchen ein rotes Kleid und rote Ballerinas. Ich hatte den Beweis, traute mich aber nicht, ihn der Kleinen wegzunehmen. Daher legte ich die Puppe wieder unter ihren Kopf. Ich versuchte mir einzureden, dass sie dann nicht ganz so alleine in dieser dreckigen Kiste wäre.
    Ein Ast knackte i m Wald. Sofort drehte ich die Lampe aus und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Aber da war nichts. Nur ein Boot tuckerte an der Südspitze der Insel vorbei und leise brandeten die Wellen über die Steine an den Strand.
    Geduckt rannte ich auf kürzestem Weg zum Wald, da ich mir dort eine bessere Deckung erhoffte. Immer wieder blieb ich nach wenigen Schritten stehen, hockte mich in die Wiese und horchte. Auf diese Weise hatte ich nach etwa drei Minuten den Waldrand erreicht.
    Durch die Baumstämme konnte ich das Meer erkennen. Etwa fünfzig Meter trennten mich von meinem Boot. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich in diesem Wald mehr befand als Laub, Büsche und Bäume. Hier war jemand. Und er beobachtete mich.
    Durch das Rascheln des Laubes unter meinen Füßen konnte er auch sehr genau ausmachen, wo ich mich befand, ohne selbst entdeckt zu werden. Er konnte hinter jedem Baumstamm stecken, hinter jedem Busch, oder hin ter dem Eck des Gebäudes, das sich schemenhaft rechts vor mir in den Wald zog. Dort sah ich eine Silhouette die Mauer entlang schleichen. Ich sprang hinter den nächsten Baumstamm und versuchte, Genaueres zu erkennen.
    Ich hörte ein Klicken hinter mir. Im selben Augenblick wurde es um mich taghell. Ein zischendes Ploppen. Dann brennender Schmerz in meinem rechten Oberschenkel. Schritte raschelten von zwei Seiten zu mir. Im blendenden Schein der Lampe konnte ich jedoch nichts sehen.
    »Hör zu, A rschloch. Ich werde dir in jeden deiner Arme und Beine eine Kugel jagen, bis du mir gesagt hast, wo die Mädchen sind. Und du brauchst nicht zu hoffen, dass du vorher krepierst. Ich weiß, wo hin ich schießen muss, dass es höllisch weh tut und du nicht zu schnell verbluten wirst. Also: Für jede falsche Antwort wirst du bestraft.«
    Mein Atem ging hastig. Der Oberschenkel brannte, als würde

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